Heiligenhaus. . Beatrice Kunz macht eine Ausbildung in der Stadtbücherei. Die 26-Jährige räumt mit Klischees auf: Der Beruf ist viel mehr als nur Buchschubsen.
Derzeit liest Beatrice Kunz das allseits bekannte „Lied von Eis und Feuer“ von George R.R. Martin. „Ein Lieblingsbuch habe ich aber nicht unbedingt“, sagt die 26-Jährige. Vielleicht liegt es an der Fülle an Lesestoff, der die junge Frau nicht nur in der Freizeit, sondern auch bei der Arbeit umgibt.
Beatrice Kunz macht in der Stadtbücherei seit rund einem Jahr eine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste – Fachrichtung Bibliothek. „Der Beruf ist äußerst vielseitig. Das gängige Klischee vom reinen Buchschubsen stimmt nicht“, sagt sie bestimmt. Zu den Aufgaben in der Stadtbücherei gehöre zwar auch das Einsortieren von Büchern, es stecke aber viel mehr dahinter, was der Bücherei-Nutzer oft gar nicht wahrnehme. Die WAZ stellt den Beruf für die Serie „Öffentlicher Dienst“ vor.
Am liebsten Öffentlichkeitsarbeit
Zu den Aufgaben gehören neben der Katalogisierung auch die Auswahl und Bestellung neuer Literatur. „Durch den regen Kundenkontakt an der Ausleihe kennt man inzwischen schon seine Stammnutzer. Da überlegt man direkt, ob eine potenzielle Neuerwerbung ihre Abnehmer finden würde.“ Vor allem in der Belletristik bestelle man neue Ware nachfrageorientiert. „Den neuesten Roman sollte man schon haben.“ Es komme aber immer auf Budget und Platz an – beides sei halt begrenzt.
Dennoch kommt Beatrice Kunz in den verschiedenen Etagen der Bücherei viel herum. Sie schätzt an ihrem Beruf, dass er so abwechslungsreich ist. „Man kommt bei Bestellungen auch mit dem Rechnungswesen in Kontakt, Datenschutz von Kundeninformationen ist auch ein Thema.“ Wichtig seien vor allem Sorgfalt und ein gutes Gedächtnis – um sich die Namen von Nutzern und Titeln merken zu können. Eines der Lieblingsfelder von Beatrice Kunz sind Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für Veranstaltungen in der Bücherei – beispielsweise Lesungen.
Breite Einsatzfelder
Neben der Praxis in der Stadtbücherei wird das Wissen auch in der Berufsschule in Düsseldorf vertieft. Außerhalb der Ferien an zwei Tagen pro Woche. Die Ausbildung dauert drei Jahre, kann aber unter Umständen auf zweieinhalb Jahre verkürzt werden. Die Stadtbücherei, so Leiterin Andrea Einig, haben in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich ausgebildet. „Man muss aber immer von Fall zu Fall schauen.“
Bücherei bald an neuem Standort
Die Stadtbücherei Heiligenhaus verwaltet rund 34 000 Medien, darunter Bücher, Zeitschriften, Hörbücher, Videos und Videospiele.
Pro Jahr gibt es rund 100 000 Ausleihen, die Tendenz ist leicht sinkend, wie überall in der Branche.
Die Bücherei hat 5000 Ausweise ausgestellt, die Zahl der aktiven Nutzer liegt bei rund 1900.
In den kommenden Monaten ist ein Umzug von der Hauptstraße ins Thormählen-Bildungshaus an der Kettwiger Straße geplant – „Irgendwann im nächsten Jahr“, vermutet Andrea Einig.
In der Vergangenheit seien alle Azubis gut untergekommen. Mal in Unternehmen oder an der Uni. Auch Kirchen und Medienanstalten hätten Bedarf an Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste. Weitere Fachrichtungen des Ausbildungsberufs sind Archiv, Information und Dokumentation, Bildagentur oder Medizinische Dokumentation. Die Einsatzfelder sind entsprechend breit.
Beatrice Kunz hat aber erstmal noch zwei weitere Jahre in Heiligenhaus vor sich. Wo es danach hingeht, stehe noch nicht fest. Die Möglichkeiten sind jedoch so vielfältig wie der Beruf selbst. Und vielleicht entdeckt Beatrice Kunz in ihrer Berufslaufbahn zwischen all der Literatur ja auch noch ihr Lieblingsbuch.