Heiligenhaus. . Ein genauer Blick auf die Sammlung lohnt sich, denn zwischen Dröppelminnas und Fuchspelzen lassen sich so manch skurrile Schätzchen finden.
Kennen Sie noch die guten alten Bilderrätsel aus Zeitschriften? Mit Adleraugen galt es besondere Gegenstände aus einer bunten Szenerie heraus zu suchen. Wie ein solches Bilderrätsel mutet auch das Museum Abtsküche an. Klassenzimmer, Küche und Werkstatt werden durch zahlreiche Exponate belebt. Viele von ihnen können Besucher auf den ersten Blick erkennen und in das Geschehen einordnen. Doch ein genauer Blick lohnt sich, denn zwischen Dröppelminnas und Fuchspelzen lassen sich so manch skurrile Schätzchen finden in der heimatkundlichen Sammlung..
Eines dieser Liebhaberstücke klammert sich regelrecht am Küchenregal fest. Mit einer Schraubzwinge hält es am Holzbrett und reiht sich ganz unauffällig in die Auswahl verschiedener Fleischwölfe ein. Das unscheinbare Exponat wurde dem Museum geschenkt und hat bei Reinhard Schneider lange für Ratlosigkeit gesorgt. Niemand konnte sich erklären, wofür die Maschine einst genutzt wurde und so legte sie Schneider kurzum mit einem Hilferuf auf den Küchentisch. Eine Besucherin aus Wuppertal war dem Exponat tatsächlich in ihrer Kindheit schon begegnet.
Die Kaumaschine war stets ein Gast am Tisch. „Ältere Leute, die nicht mehr so gut kauen konnten, hatten sie neben dem Teller. Die Kartoffeln wurden zerstampft und das Fleisch durch die Maschine gedreht“, erklärt Schneider. Damals wollte Schneider die skurrile Geschichte nicht so recht glauben. Durch Zufall fand er allerdings eine originalverpackte Kaumaschine auf einem Trödelmarkt. Der Verpackungszusatz „zur Herstellung breiiger Schonkost“ überzeugte den Kustos schließlich.
Kaumaschine, Kackstuhl und Co
Ein weiteres Liebhaberstück steht ebenfalls gut getarnt im Museum. Zwischen den vierbeinigen Artgenossen fällt die Besonderheit des Sitzmöbels gar nicht auf. Hebt der Besucher allerdings die Klappe auf der Sitzfläche an, wird schnell klar was für ein Geheimnis dieser Stuhl birgt. Das Loch mit einer Schüssel darunter zeigt, dass Neugierige einen alten Toilettenstuhl vor sich haben. „Ein älterer Heiligenhauser kam mal zu mir und erklärte mir, welchen Spitznamen dieser Stuhl im Volksmund trägt“, sagt Schneider mit einem Schmunzeln, „seither hat er den Namen Kackstuhl weg.“
Gerade bei Klassenführungen sorgt das ungewöhnliche Sitzmöbel führ lautes Gelächter. „Ich sage den Schülern aber immer, dass sie den Namen schnell wieder von der Festplatte löschen sollen.“ Bei Kindern klappt diese Bitte nicht immer so, wie Schneider sich das wünschen würde. Eine Klasse aus Hetterscheidt schickte dem Kustos nach einer Führung Texte zu ihren Eindrücken. „Von zwanzig Schreiben handelten 18 Stück von dem Kackstuhl. Der bleibt immer im Gedächtnis“, erinnert er sich.
Bei solchen Klassenführungen macht der Wahlheiligenhauser auch immer eine kleine Pause im Gastraum. Die Mädchen dürfen sich dann Pelzstolas umhängen und die Jungs bekommen von Schneider den imaginären Bart gestutzt. Zu viktorianischen Zeiten war das rasieren des Bartes allerdings verpönt. Jeder Gentleman, der etwas auf sich hielt, ließ die Gesichtsbehaarung ungehindert sprießen. Doch nicht nur Bärte waren im viktorianischen England beliebt, auch der Nachmittagstee durfte nicht fehlen. Nasse Schnurrbärte wollte allerdings keiner haben und so erfanden findige Barträger die Schnurrbarttasse. „In der Tasse war ein zusätzliches Stück Porzellan damit keine Flüssigkeit an den Bart kommt“, beschreibt Schneider, „denn schließlich musste auch das Hemd sauber bleiben, da durfte nichts tropfen.“
Bummel durch das Museum
Im Museums Abtsküche gibt es einige Schätzchen zu bestaunen. „Bei einem Besuch kann man gar nicht alles entdecken“, weiß Kustos Reinhard Schneider. Viele Stammgäste verbinden daher ihren Spaziergang mit einem Abstecher in die Heimatkundliche Sammlung und wer einen genauen Blick wagt, kann so manches Schmuckstück im lebendigen Suchbild erkennen.