Heiligenhaus. . Rund vier Monate dauert es, bis Hilfesuchende in der Schuldnerberatung einen Termin erhalten. Die Beratungsstelle kratzt an ihrer Belastungsgrenze.

  • Viele überschuldete Menschen kommen ohne fremde Hilfe nicht aus der finanziellen Abwärtsspirale heraus
  • Die Schuldnerberatung der Caritas erörtert die Gründe und gewährleistet wieder die Existenzsicherung
  • Weil die Kontaktstelle überlastet ist, müssen Betroffene in Heiligenhaus Monate auf einen Termin warten

Wer auf dem Stuhl in Gerhard Hambürgers kleinem Büro landet, hat zwar meist Monate darauf gewartet, dann aber wenig zu lachen. Denn der Sozialarbeiter berät im Auftrag der Caritas verschuldete Heiligenhauser. Die Warteliste ist so lang, dass sich die Hilfesuchenden in der Regel etwa vier Monate lang gedulden müssen, bis Hambürger ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. Die Zahl der betreuten Heiligenhauser ist dabei seit Jahren konstant, denn die Personalkapazitäten der Beratungsstelle sind ausgeschöpft, die Schuldnerberatung kratzt an ihrer Belastungsgrenze.

Beratung beginnt bei Hambürger mit zuhören. „Die Leute haben oft nicht nur Schulden, sondern vielfältige Probleme und deshalb viel zu erzählen“, berichtet Gerhard Hambürger. Die Schulden belasten eine Vielzahl seiner Klienten massiv. Und auch der Termin in seinem Büro im Seniorenzentrum St. Josef bereitet einem Großteil im Vorfeld schlaflose Nächte.

Viele erliegen den Verlockungen des Konsums

Das Eingeständnis, es nicht alleine zu packen, und die daraus folgende Überwindung, sich Hilfe bei einer Beratungsstelle zu holen, ist groß. Bei Hambürger kommt auf den Tisch, was man lange verdrängt und vor sich her geschoben hat. Der überteuerte Handyvertrag, die auf Pump gekauften Möbel für die Wohnung, die Ratenzahlung für den Flachbildfernseher oder der Leasingvertrag fürs neue Auto — all die Dinge, die man sich eigentlich gar nicht leisten kann. „Die Verlockungen und die Möglichkeiten, sich zu verschulden, sind heute viel größer als früher“, so Gerhard Hambürger. „Die Hersteller produzieren Konsumwünsche“, ergänzt Kollege und Teamleiter Heinrich Beyll. Aber auch die Mentalität vieler Menschen habe sich verändert, dabei sei es normal, größere Anschaffungen zu finanzieren.

Um nicht in den Schuldenstrudel zu geraten, raten die Experten der Caritas, sich nur Dinge zu leisten, die man auch bezahlen kann, sich nicht auf unüberschaubare Finanzierungen und langfristige Verträge einzulassen.

Arbeitslosigkeit und Trennung

Wer jedoch in die Schuldenfalle geraten ist, kann auf die Hilfe der Caritas zählen. Gemeinsam mit dem Sozialarbeiter erarbeiten die überschuldeten Heiligenhauser einen Weg aus der finanziellen Misere. „Im Erstgespräch geht es auch darum, eine Perspektive aufzuzeigen und eine Existenzsicherung zu gewährleisten“, so der Sozialarbeiter.

Bei manchem Kunden reicht dieser eine Beratungstermin aus, der größte Teil jedoch benötigt über mehrere Monate Unterstützung. Dabei werden Einnahmen und Ausgaben gegenüber gestellt, gemeinsam überprüft, ob überflüssige Verträge abgeschlossen und alle zustehenden Sozialleistungen beantragt wurden. Die Gründe für eine Überschuldung sind vielfältig, Arbeitslosigkeit und Trennung spielen jedoch bei vielen Heiligenhausern, die Hambürger berät, eine Rolle.

Geld kommt von unterschiedlichen Seiten

Geldgeber der Beratungsstelle sind der Kreis Mettmann und die Kommune. Einen kleinen Zuschuss erhält der Caritasverband vom Land. Der Sparkassen- und Giroverband beteiligt sich als einziger Gläubiger der Schuldner finanziell an der Beratung.

Die Sprechzeiten der Schuldnerberatung im Seniorenzentrum St. Josef an der Rheinlandstraße 24 sind dienstags und freitags von 9 bis 12 Uhr. Ein Termin muss unter 02104/ 833 1241 vereinbart werden.

Die Caritas-Schuldenberatung bietet in Heiligenhaus an Schulen und in Kitas Angebote zur Schuldenprävention an. In altersgerechten Projekten werden Kinder und Jugendliche zum Thema Geld sensibilisiert und auf den Umgang mit Geld vorbereitet.