Heiligenhaus. . Als Streckenläufer sorgen Christian Schneider und Klaus-Dieter Weber dafür, dass der Zustand des rund 240 Kilometer langen Weges immer in Ordnung ist.
- Christian Schneider und Klaus-Dieter Weber machen als Streckenläufer auf dem Neanderlandsteig den Weg frei
- Auf der 6. Etappe in Heiligenhauser Stadtgebiet gibt es zahlreiche kulturelle und kulinarische Höhepunkte
- Die Neanderlandsteig-App ermöglicht es Wanderern eine Wegezustandsmeldung vom Steig zu machen
Wenn Otto Normalverbraucher wandern gehen, nehmen sie einen Rucksack mit etwas zu trinken, eine Karte und vielleicht sogar den einen oder anderen Pausenhappen mit. Wenn Christian Schneider und Klaus-Dieter Weber wandern gehen, packen sie einen Seitenschneider, eine Kettensäge und einen Vorschlaghammer ein. Die beiden sind bei Wind und Wetter von Amts wegen her auf dem Neanderlandsteig unterwegs. Als Streckenläufer sorgen sie dafür, dass der Zustand des rund 240 Kilometer langen Weges immer in Ordnung ist.
Mit flinken Fingern zückt Klaus-Dieter Weber die Rosenschere. Schon bevor er den Neanderlandsteig am Waldmuseum betritt, weiß er, was ihn erwartet – Brombeeren und zwar in Hülle und Fülle. „Der Weg ist teilweise sehr eng, und an den Dornen kann man leicht hängen bleiben, wenn die Ranken auf dem Weg hängen“, erklärt er und zwickt schnell die ersten widerspenstigen Triebe ab. Mit steigenden Temperaturen schießen nämlich Sträucher, Bäume und Gräser nur so in die Höhe. Der ganze Neanderlandsteig ist von üppigem Grün und leuchtenden Blüten gesäumt. Ein prächtiger Anblick, der Wanderherzen höher schlagen lässt.
Unterwegs bei Wind und Wetter
Doch Christian Schneider und Klaus-Dieter Weber müssen auf ihren Touren die Natur mit anderen Augen sehen. Fast alles, was nun wächst und gedeiht, müssen sie im Laufe der Zeit wieder zurückstutzen. „Momentan müssen wir viel freischneiden. Wenn wir eine komplette Runde auf dem Steig gegangen sind, fangen wir wieder von vorne an“, erklärt Christian Schneider.
Für eine komplette Runde auf dem etwa 240 Kilometer langen Wanderweg durch den gesamten Kreis Mettmann brauchen die beiden Streckenläufer gut zwei Monate. Wenn nicht so viel entlang der Strecke zu tun ist, sind Schneider und Weber etwa vier Wochen schneller. Wie viele Kilometer sie dabei an einem Tag schaffen, ist ganz unterschiedlich. „Wir laufen jeden Tag so weit wir kommen“, so Schneider, „aber wir wissen nie, was uns erwartet. Mal ist weniger zu tun, mal deutlich mehr.“
Hinter jeder Kurve kann eineneue Überraschung auf die beiden warten. Viele Arbeiten rund um den Neanderlandsteig können die Streckenläufer mit ihrem Equipment selbst erledigen, doch manchmal brauchen sie Unterstützung. „In Heiligenhaus klappt das hervorragend. Förster Hannes Johannsen ist eine große Unterstützung“, lobt Friedhelm Reusch, technischer Koordinator des Neanderlandsteigs.
Obwohl es immer Arbeit entlang der Strecke gibt, können Schneider und Weber ihre Touren in vollen Zügen genießen. „Wenn früh morgens Wildschweine vor einem über den Weg laufen, ist das eine tolle Entschädigung für die Arbeit“, findet Weber. Und um diese Naherholung eben auch für die Hobby-Wanderer zu erhalten, drehen sie bei Wind und Wetter Runde um Runde.
Heiligenhauser Höhepunkte
Die sechste Etappe des Neanderlandsteiges führt von Velbert über Heiligenhaus bis nach Essen Kettwig. Für die 14,1 Kilometer lange Strecke brauchen Wanderer rund fünf Stunden. Gerade auf Heiligenhauser Gebiet sind einige Anstiege zu meistern und unebene Streckenabschnitte zu überwinden. Doch auch wenn Wanderer ganz schön ins Schwitzen kommen, die Highlights des Streckenabschnittes entschädigen für jede noch so kleine Anstrengung.
Wanderern durch das Paradies. Der Name ist Programm. Das Naturschutzgebiet am Vogelsangbach ist gerade im Sommer ein idyllisches Plätzchen, dass Spaziergänger zum verweilen einlädt. Eine Pause kann man sich beispielsweise am Zwönitzer Eck gönnen. Der Ruhepol begrüßt Wanderer nicht nur mit dem ungewöhnlichen Wappentier der Partnerstadt – einem blauen Sittich – sondern auch mit massiven Steinbänken. Von hier aus lässt sich die sattgrüne Landschaft genießen.
Solche Aussichten bieten sich Wanderer auf dem Heiligenhauser Streckenabschnitt alle Nase lang. Der Mühlenweg bringt Spaziergänger hinauf nach Isenbügel und zu einem der schönsten Ausblicke. Dort oben erstreckt sich das ganze Panorama der Stadt am Horizont.
Hier ist auch einer der Startpunkt für die „Schlemmerroute“ des Neanderlandsteiges. Angefangen von Café Wolff am Abtskücher Stauteich, über das Hofcafé Herberge am Paradies bis hin zur Süßmosterei Dahlbeck in Isenbügel. In Heiligenhaus kommen Schleckermäuler zwischen kurzen Etappen ins schwärmen.
Etwas abseits des Weges gibt es zudem jede Menge Kultur. Auf einem Spaziergang lassen sich das Waldmuseum, das Heimatmuseum, das Feuerwehrmuseum und das Umweltbildungszentrum erkunden. Kultur für alle Sinne.
Neanderlandsteig App
Neben der Rosenschere zum Freischneiden des Weges haben die beiden Streckenläufer auch immer eine Klebepistole mit dabei. Denn: die roten Wegweser mit dem weißen Neanderlandsteig-Logo sind ein beliebtes Souvenir bei Wanderern. Einen ganzen Packen solcher Wegweiser haben sie immer in der Tasche, um schnell für Nachschub am Steig zu sorgen. Solche Kleineren Reparaturen können Schneider und Weber selbst erledigen, für größere brauchen sie Hilfe und die kommt per GPS und App.
„Wenn wir oder auch die Wanderer etwas sehen, können wir direkt über die App eine Wegezustandsmeldung machen“, erklärt Weber. Ein einfacher Fingerdruck auf den Menüpunkt der App genügt und schon öffnet sich das Formular. Spaziergänger und Wanderer müssen nun nur noch ein Foto der Gefahrenquelle machen und eine kurze Beschreibung zur Situation ausfüllen. Mit einem weiteren Knopfdruck fliegen die Daten durch das Internet dann direkt auf den Schreibtisch des Wegemanagements.
Beschreiben, wo genau sich die Stelle auf dem rund 270 Kilometer langen Steig befindet, müssen Appnutzer nicht. Versendet man das Formular werden die GPS-Koordinaten direkt an die Nachricht angehangen. „Deshalb sollten Wanderer eine Wegezustandsmeldung direkt vor Ort abschicken“, erklärt Friedhelm Reusch, „wir haben aber auch schon zahlreiche Koordinaten von Wohnzimmer aus Dänemark oder Frankreich.“
Die Neanderlandsteig App kann kostenlos herunter geladen werden. Sie ist für Nutzer von Android und iOS Smartphonen erhältlich. Neben der Zustandsmeldung beinhaltet die App auch Kartenmaterial und andere nützliche Informationen.