Heiligenhaus. . Der Heimatchronist August Steinbrink erinnert an die Bahnstrecke Kettwig-Heiligenhaus-Velbert, die von 1926 bis 1960 in Betrieb war.
Die Eisenbahnstrecke Velbert-Heiligenhaus wurde am 1. März 1925 in Betrieb genommen. Ein Jahr später, am 1. April 1926, folgte die durchgehende Verbindung nach Kettwig mit dem Haltepunkt Isenbügel.
Nachdem 1896 von Vohwinkel über Wülfrath eine Stichbahn bis Velbert gebaut wurde, ging man davon aus, dass mit einer Bahnlinie über Heiligenhaus ein Anschluss zum Industriegebiet an der Ruhr geschaffen würde. Heiligenhaus hatte keinen Anschluss an das Schienennetz der Staatsbahn. Bis zur Ruhrbesetzung am 23. Januar 1923 durch Belgier und Franzosen wurden Erzeugnisse der aufstrebenden Heiligenhauser Industrie mit der Kleinbahn nach Hösel und von dort mit der Staatsbahn weiter zu den Empfängern transportiert; ebenso über Velbert mit den Güterwagen der Straßenbahn.
Erste Verhandlungen bereits 1898
Die ersten Verhandlungen für den Bahnbau in Richtung Velbert-Heiligenhaus-Kettwig begannen 1898 mit einem Abschluss am 18. Mai 1912. Zum Bau der Eisenbahn für die 16 Kilometer lange Strecke hatten die anliegenden Gemeinden die Lasten für den Grund und Boden übernommen. Schon bald nach der behördlichen Genehmigung wurde mit dem Bau begonnen. Es war mit einer Bauzeit von zweieinhalb Jahren geplant; also eine Inbetriebnahme 1915.
Aber neben finanziellen Schwierigkeiten gab es auch unvorhergesehene Verzögerungen. Zu nennen sind der Erste Weltkrieg von 1914 bis 1918, der zum Stillstand der Arbeiten führte. Dazu kamen dann die Probleme beim Transport der Baumaterialien, da die Besatzung, die erst 1925 das Ruhrgebiet verließ, die Eisenbahntransporte blockierte.
Nach Fertigstellung des Abschnitts Velbert-Heiligenhaus am 31. März 1925 wurde in Heiligenhaus das Verladen und der Empfang von Frachten möglich. Das Reststück Heiligenhaus-Kettwig konnte ein Jahr später, am 1. April 1926, auch mit Inbetriebnahme des Personenverkehrs eröffnet werden, nachdem der damalige Bürgermeister Ludwig Scheiper den Goldenen Nagel befestigt hatte.
Die Inbetriebnahme der Güterstrecke Velbert-Heiligenhaus wurde in Heiligenhaus mit großer Freude und Feierlichkeiten aufgenommen. Noch mehr aber wurde ein Jahr später mit weiteren festlichen Veranstaltungen der erste Personenzug aus Richtung Velbert begrüßt. Nun ergaben sich vielfach andere Möglichkeiten für die wachsende Bevölkerung und für die aufstrebende Industrie.
Die Einstellung des Personenverkehrs auf der Linie Kettwig-Heiligenhaus-Velbert erfolgte 1960. Lastwagen zum Transport der Industrieerzeugnisse übernahmen den Güterverkehr und Autobusse die Personenbeförderung.