Heiligenhaus. . Das Spiel für das Smartphone hat auch die Nutzer vor Ort gepackt. Es ist eine Art moderne Schnitzeljagd, die an bestimmten Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbeiführt und grenzenlos ist.
Sollte Ihnen demnächst jemand mit dem Smartphone in der Hand gedankenlos vor die Füße oder gar vor das Auto laufen spielt derjenige wahrscheinlich gerade „Pokémon Go“. Dieses Spiel ist gerade nämlich vor allen bei jungen Leuten total angesagt. Seit Mittwoch ist es offiziell in Deutschland kostenlos zu haben. Alleine gestern haben 21 Millionen Menschen auf der Welt das Spiel gespielt. Das ist Rekord.
Im Grunde genommen ist das Spiel eine Schnitzeljagd auf dem Smartphone. Die Spieler sehen auf ihrem Display durch die Kameralinse ihre Umgebung. Plötzlich taucht eines dieser kleinen Monster, auch Pokémon genannt, auf. Nun geht es darum, sie zu fangen. Dafür braucht man Bälle, die man ebenfalls an verschiedenen Orten im Stadtgebiet findet. Auch Heiligenhaus ist mit einigen Standorten vertreten.
Eine Tour mit Sehenswürdigkeiten
Am Rathaus und am Bücherschrank beispielsweise gibt es einen sogenannten „Pokéstop“, bei dem verschiedene Gegenstände gesammelt werden. Wer also ein bisschen Sightseeing betreiben möchte, lernt durch die Pokéstops auch die Stadt kennen. Denn neben den oben genannten ist auch die St. Suitbertus Kirche vertreten. Pokémons finden sich über das ganze Stadtgebiet verteilt. Je mehr man davon einsammelt, desto erfolgreicher wird man. Und um Tipps und Kniffe auszutauschen haben sich schon ganze Gemeinschaften im Internet gebildet. Eine davon ist die Facebook-Gruppe „Pokémon Go Heiligenhaus“, die derzeit aber erst zwei Mitglieder umfasst.
Das Spiel im Selbsttest
Zugegeben: Zuerst war ich ja sehr skeptisch, warum jeder auf einmal dieses Spiel haben muss. Aber wenn man selbst einmal infiziert ist, ist es schwer wieder davon wegzukommen. Im ersten Moment kam ich mir schon komisch vor, ständig mit dem Smartphone in der Hand über die Straße zu laufen. Aber dieses Gefühl schwindet schnell.
Das Fatale: Man nimmt die Umwelt nicht mehr wahr. Da kann es schnell passieren, dass man läuft, und läuft, und läuft... Und der nächste Gewinn lässt nicht lange auf sich warten. Kaum eine Stunde hatte ich gespielt und war einen Teil der Hauptstraße gelaufen, da stieg ich schnell auf und erzielte die erste Medaille.
Fazit: Der schnelle Erfolg regt zum Weiterspielen an. Und da das Spiel kostenlos ist, ist es für jeden erschwinglich. Kurzum: Ein spaßiger Zeitvertreib, der den Grundstein für eine ganz neue Generation von Spielen gelegt hat.
Dass nun selbst eher bewegungsfaule Jugendlichen mehrere Kilometer am Tag zurücklegen, nur um Pokémons zu sammeln, ist schon erstaunlich. So auch die beiden Freunde Nataniel (12) und Eyoel (13). Sie haben das Spiel gleich am ersten Tag runtergeladen und laufen seitdem durch Heiligenhaus. „Es ist gut, dass man so mal rauskommt“, sagen sie. Vor allem der Mix aus Realität und Spielvergnügen kann die Jugendlichen oft nicht stoppen. Es sei denn der Akku ist leer. Denn mit der Leistung von Kamera, GPS und weiteren Sensoren verbraucht das Spiel viel Energie.
Erste polizeiliche Fälle gemeldet
In einem Geschäft an der Hauptstraße stehen Stefanie und Anika. Eigentlich wollten sie hier ein paar Kleinigkeiten kaufen. Wäre da nicht dieses Pokémon, das sie gerade fangen wollen. „Das ist einfach eine gute Beschäftigung für Zwischendurch“, sagt Stefanie. Aber sie merke auch, dass man unaufmerksamer wird. „Gestern habe ich fast eine Frau umgerannt und bin umgeknickt. Man schaut halt nur auf sein Smartphone und nicht auf die Umgebung“, sagen die Freundinnen. Mittlerweile hätten alle ihre Freunde das Spiel auf dem Smartphone und sie kennen ganze Gruppen, die sich zur gemeinsamen Jagd treffen. „Am ersten Tag war es besonders schlimm. Da standen 30 Leute vor dem Rathaus und haben nach Pokémons gesucht.“
Das ganz ungefährlich ist das Spiel nicht. Vor allem in den USA, wo das Spiel schon seit Wochen auf dem Markt ist, gab es schon Auseinandersetzungen mit der Polizei, weil Spieler auf abgesperrtem Gelände unterwegs waren. Den ersten kuriosen Fall im Ruhrgebiet gab es gleich am ersten Spieltag. Ein 24-jähriger Hertener fiel einer Radstreife in Bochum auf, als er mit dem Handy am Steuer auf Pokémon-Jagd ging.
Neben Deutschland wurde das „Pokémon Go“ am Donnerstag in Großbritannien veröffentlicht. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Spiel das Erfolgreichste des Jahres werden wird.