Heiligenhaus/Kettwig. . Auf dem Carolinenhof lernen behinderte und nicht-behinderte Menschen das Reiten. Jetzt wurde der 5. Geburtstag der Einrichtung gefeiert

An der Grenze zwischen Isenbügel und Essen empfängt ein fröhlich grinsendes Pferd die Besucher des Carolinenhofes. Kein echtes natürlich, sondern Maskottchen „Camillo“ – in diesem Fall mannshoch und nur zweidimensional.

Bis zu den echten Pferden muss man ein paar Schritte weitergehen, und das ist an diesem Wochenende gar nicht so leicht: Der Carolinenhof feiert sein fünfjähriges Bestehen und Reitschüler, Freunde und Förderer sind zahlreich zum Mitfeiern erschienen, vergnügen sich bei Traktorfahrten, Bastelaktionen und natürlich hoch zu Ross.

„Wir sind ein integrativer Reiterhof“, erzählt Sibylle Braun, Mitglied der Geschäftsleitung, „Wir bieten sowohl therapeutisches Reiten als auch Reitunterricht in integrativen Gruppen an.“ Der Carolinenhof ist das Projekt der Stiftung „Regenbogen“, die Sabine Knauer mit ihrem Mann gegründet hat.

„Wir wollten gerne etwas aufbauen und es sollte mit Reittherapie zu tun haben.“ Nachdem sie auf das passende Grundstück gestoßen waren – schon unter den Vorbesitzern hieß der Hof „Carolinenhof“, nur das „Gut“ davor wurde gestrichen – wurde alles so umgebaut, dass nun sowohl die Reithalle als auch alle Gebäude barrierefrei sind.

Aus dem Einstellerhof für Pensionspferde wurde ein Reiterhof, auf dem mittlerweile 240 Kinder und Erwachsene pro Woche zu Gast sind. Ein Drittel davon ist gesund, zwei Drittel sind beeinträchtigt – entweder im emotional-psychischen oder im körperlichen Bereich.

Zwei Gedanken verfolgt die Stiftung – all jenen Familien eine (grundsätzlich teure) Reittherapie zu ermöglichen, die eine brauchen und außerdem den Gedanken der Inklusion zu fördern. „Inklusion ist uns sehr wichtig,“ sind sich Braun und Knauer einig, „und wir sehen, dass gesunde und beeinträchtigte Kinder ganz normal und offen miteinander umgehen. Den Schwächeren wird ganz selbstverständlich geholfen und alle haben Spaß zusammen und natürlich mit den Pferden.“

25 Pferde gibt es auf dem Carolinenhof, keins davon arbeitet mehr als zwei Stunden am Tag und dreimal in der Woche steht Weiterbildung für die Tiere auf dem Programm. Da wird mit Föns und Mountainbikes gearbeitet, denn Gelassenheit will trainiert sein.

Überhaupt ist die Ausbildung der Tiere kein Klacks – bevor es an die „Arbeit“ geht, wird jedes Pferd eineinhalb bis zwei Jahre ausgebildet.

Doris Boiar kommt seit 2013 aus Gelsenkirchen zum Carolinenhof, ihre Tochter Paula hat hier eine reiterische Heimat gefunden. „Manche Höfe nennen sich schon integrativ, wenn beeinträchtigte Kinder und Jugendliche nur beim Reiten dabei sind. Hier dagegen konnte Paula wirklich reiten lernen“, ist Boiar sehr zufrieden.

Ziegen und Hasen gibt es auch auf dem Hof, einen Spielplatz und nach den Ferien auch eine zweite Reithalle – dann können noch einmal 80 Kinder mehr in den Unterricht und die Therapie einsteigen.