Heiligenhaus. . Die Verwaltung sollte der Politik ein Konzept für den städtischen Friedhof ausarbeiten. Bei der Gestaltung gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten.
Was können wir mit dem städtischen Friedhof an der Friedhofsallee machen? Diese Frage stellen sich die Kommunalpolitiker, möglich ist, dass auf diesem künftig keine Beerdigungen mehr stattfinden werden. Ein Konzept mit Vorschlägen sollte die Verwaltung zuvor vorlegen: Nichts ist unmöglich, weiß Ordnungsamtschefin Kerstin Plambeck nun. Ob See- oder sogar Weltraumbestattung – es gibt fast keine Grenzen.
Der Friedhof kostet viel: zuviel, finden die Politiker. 500 000 Euro Verlust in fünf Jahren, kreidete die SPD an, gleiche einer Versenkung. „Einen Friedhof in der Größenordnung zu betreiben, das kostet Geld“, weiß Kerstin Plambeck. Man habe schon versucht, so kostengünstig wie möglich und mit eigenen Mitteln zu planen.
36 482 qm groß ist der Friedhof, 10 016 qm davon sind öffentliches Grün. „Wegen Beschaffenheit der Erde und des Grundwasservorkommens sind jedoch nicht alle Flächen nutzbar“, erklärt Kerstin Plambeck. 2014 wurde ein Fehlbetrag von 124 581 Euro festgestellt, für 2016 wurde mit einem Defizit von 58 000 Euro in der Gebührenbedarfsrechnung kalkuliert. 120 Beerdigungen finden jährlich statt. Deutlich geringere Gebühren nehmen die Kirchen – für die Verwaltung mit ein Grund, warum nicht mehr Beerdigungen auf dem städtischen Friedhof stattfinden.
Doch ein Friedhof ist weit mehr als nur ein Ort der letzten Ruhe. Er muss gepflegt werden, die Gehwege müssen in Ordnung sein, die Friedhofsbesucher erwarten Bänke, funktionierende Wasserleitungen zum Gießen. „Das Rasenmähen wird in der Pachtzeit von 25 Jahren mit einkalkuliert“, so Plambeck. Andere Wartungsarbeiten fallen in die Gebührenrechnung mit ein – unvorhersehbare, aufwändige Renovierungskosten hingegen seien kaum einkalkulierbar.
Doch wie kann man einen Friedhof gestalten? Viele Gedanken machten sich die Mitarbeiter der Technischen Betriebe, die für die Unterhaltung des Friedhofs zuständig sind, und Kerstin Plambeck. „Wir haben uns überall umgehört, bei Kirchen, Bestattern und Gärtnereien: Was haben die Kunden für Wünsche?“, berichtet Plambeck. „Der Trend geht ganz klar zu Urnenbestattungen. Und die Menschen wollen nicht mehr viel mit der Pflege zu tun haben wie früher bei den riesigen Gräbern.“
Unter dem Baum oder im Meer
Klassische Erdbestattungen im Sarg oder Doppelgrab werden immer weniger nachgefragt. Die Feuerbestattung hingegen bietet viele Möglichkeiten: Die Urne kann in einem Wahlgrab beigesetzt werden, mit und ohne Stein, anonym, an Stelen oder Wurzeln, in Kolumbarien oder auf einer grünen Wiese. Die Beisetzung der Asche kann auch auf hoher See erfolgen, ob in der Nord- oder Ostsee, im Mittelmeer oder Atlantik. Auch kann man, außerhalb Deutschlands, seine Asche in der Luft verstreuen oder sogar zum Mond schießen lassen. „Wenn man sich mit den Möglichkeiten auseinandersetzt, die es gibt, das ist schon teilweise grotesk“, weiß Plambeck.
Eine Nachfrage nach muslimischen Bestattungen, die gebe es, so Plambeck, in Heiligenhaus übrigens nicht. Vorgehalten werden muss übrigens auch eine Pandemiefläche: Falls es zu Katastrophen kommt, muss eine Stadt wie Heiligenhaus eine Fläche von 1 440 m² für 400 Personen frei halten. Die Stadt und die Kirchen werden sich nun an einen Tisch setzen und über eine mögliche Zusammenarbeit sprechen. Wie es dann wo wie aussehen wird, wird noch einige Monate politisch diskutiert werden.