Heiligenhaus. . Die Blütenpracht ist für viele ein wunderschönes Naturschauspiel, für zahlreiche Allergiker wird ein Aufenthalt in der Natur hingegen zum Albtraum.
Draußen erstrahlen Blumenbeete in sommerlichen Farben und Wiesen präsentieren ihr saftiges Grün: In den vergangenen Wochen wirbelten unzählige Blütenpollen umher, um die Pflanzenwelt zu bestäuben – eine besondere Plage für zahlreiche Allergiker, die mit gereizten Augen und juckenden Nasen oder Schnupfen zu kämpfen haben.
Nach den männlichen Birken-, Erlen- und Haselpollen sind jetzt Gräser- und Lindenpollen im windigen Anflug und setzen sich auf unseren Schleimhäuten ab. Auf diese harmlosen Eindringlinge reagiert das gesunde Immunsystem kaum, Allergiker tolerieren aber nur geringe Luftkonzentrationen.
Allergisches Asthma
Ob nun viele Pollen das Immunsystem ärgern oder doch nur eine Erkältung im Anmarsch ist, kann jeder selbst feststellen: Bei einer gemeinen Pollenallergie verschlimmern sich nämlich die Anzeichen in freier Natur gegenüber Innenräumen.
Genauer kann das der Hautarzt mit einem Allergietest (Prick- oder Bluttest für Immunglobulin-E-Antikörper) kontrollieren und Viren- oder Bakterieninfektionen ausschließen. Ist die Diagnose positiv, wird meist zu einer dreijährigen Hyposensibilisierungstherapie geraten. Ohne Behandlung kann ein allergisches Asthma ausgelöst werden.
Belastung dieses Jahr früher als sonst
„In diesem Jahr hat die Pollenbelastung früher als üblich begonnen“, erklärt Madeleine Bassomo, Leiterin der Hütten-Apotheke, „das liegt am milden Winter und somit an der einige Wochen eher einsetzenden Blütezeit – die Einträge im Pollenflugkalender sind folglich vorverlegt.“
Vor drei Jahren habe es beim Notdienst noch einen plötzlichen Ansturm von Allergikern wegen Überreaktionen auf Blütenstaub gegeben. Derzeit sei die Nachfrage von Antihistaminika (Wirkungsdauer bis zu 24 Stunden), wie Cetirizin und Loratadin oder aber Cromoglicinsäure über mehrere Wochen verteilt. „Wenn die Mittel innerhalb von drei Tagen die Ausgangssituation nicht verbessern, muss zu passenden Alternativen beraten werden“, erläutert die Apothekerin.
Millionen Menschen leiden unter Allergien
In den Industrienationen leidet fast jeder vierte Einwohner an Heuschnupfen; in Deutschland sind das 18 Millionen Menschen.
Eine Roggenähre enthält etwa vier Millionen Pollenkörner; eine einzelne Blüte bis zu 57 000.
Jede zehnte Krankschreibung in Deutschland lässt sich auf eine Allergie zurückführen.
Der anaphylaktische Schock stellt die schwerste Form einer Überempfindlichkeitsreaktion dar. Die enorme Histamin-Freisetzung führt zu einer Gefäßweitstellung und Blutdruckabfall.
Es gibt die Präparate mit chemischen, pflanzlichen und auch mit homöopathischen Wirkstoffen, wahlweise als Filmtabletten, Nasensprays, Augentropfen oder Säfte – die Immunabwehr wird ausgetrickst und akute Beschwerden werden gelindert.
Bevor Pharmaprodukte in der Einkaufstasche landen um dem Heuschnupfen die Laune zu verderben, steht eine individuelle Beratung an: „Wir geben keine Arzneimittel leichtsinnig heraus, sondern prüfen persönliche Beschwerden mittels eines standardisierten Fragenkatalogs“, betont Bassomo, „oder wir empfehlen einen Arztbesuch. Fehlentscheidungen wären unverantwortlich und können die Symptome einer allergischen Rhinitis (Schnupfen) verschlimmern.“ Wenn ein Birkenallergiker keine Äpfel oder Birnen mehr verträgt, hat sich womöglich eine Kreuzreaktion der Allergene entwickelt.