Heiligenhaus. . Der Geologische Dienst NRW holt in der Abtsküche Gesteinsproben aus dem Boden. Mit den Ergebnissen der Bohrungen wird eine digitale Karte erstellt.

Das Brummen erinnert entfernt an einen Zahnarztbohrer – nur viel lauter. Beständig dreht sich das Metallrohr des Turms um sich selbst und gräbt sich tiefer nach unten. Das rund sieben Meter höhe Ungetüm auf dem Freizeitparkplatz in der Abtsküche entfernt aber nicht etwa Karies, sondern Unmengen an Gestein. Seit der vergangenen Woche bohrt der Landesbetrieb Geologischer Dienst NRW dort ein sehr tiefes Loch. Bis zu 100 Meter tief dringen die Experten mit ihrem Gerät in den Untergrund vor. „Dabei wird das Gestein außen weggefräst, so dass im Inneren ein Bohrkern bleibt, den wir Meter für Meter untersuchen, um ein durchgängiges Bild der Schichten zu erlangen“, erklärt Martin Hiß, Sprecher des Geologischen Dienstes.

Dunkel schimmern die bröckeligen Gesteinsproben in der Sonne. „Das ist Tongestein aus rund 25 Metern Tiefe. In tieferen Schichten hoffen wir noch, auf Kalk- und Sandstein zu stoßen. Ganz genau wissen wir das aber eben nicht“, beschreibt Hiß den Untergrund. In Heiligenhaus kämen ältere Gesteinsschichten an die Oberfläche, „Das Material ist mehr als 330 Millionen Jahre alt, sagt Hiß.

Unbekannter Untergrund

Einige hundert Meter weiter an der Kläranlage dürfte der Bohrer in rund zwei Wochen dann bereits an der Oberfläche auf Kalkgestein stoßen. „Die Schichten überlappen sich in der Gegend. Deshalb bohren wir zwei Mal, um möglichst viele relevante Ergebnisse für die ganze Umgebung auswerten zu können“, erklärt Martin Salamon, der für die Bohrungen zuständige Geologe. In circa fünf Wochen sind die Arbeiten in der Abtsküche abgeschlossen. „Eine große Bohrung kostet rund 20 000 Euro, deshalb führen wir pro Jahr in ganz NRW auch nur circa fünf durch. Das hier ist schon etwas Besonderes“, betont Salamon.

Daten sind erst in ein paar Jahren als Karte verfügbar

Eine ähnliches Kartierungsprojekt wie jetzt im Niederbergischen Raum hat der Geologische Dienst NRW vor kurzem für das gesamte Ruhrgebiet realisiert.

Bis die Daten für Düsseldorf und den Niederbergischen Raum verfügbar sind, dürfte es nach Schätzungen der Experten noch mindestens zwei Jahre dauern.

Die geologische Karte kann dann beizeiten beim Geologischen Dienst für rund 25 Euro erworben werden. Für Niederberg wird sie ein Gebiet von rund 440 Quadratkilometern abbilden.

Weitere Informationen zu den Projekten des Landesbetriebs gibt es im Internet auf www.gd.nrw.de.

Doch wozu das Ganze? Das Bohrloch wird anschließend genauer untersucht, die Gesteinsproben im Labor des Landesbetriebs in Krefeld analysiert – auf Alter, Porosität oder Wärmeleitfähigkeit. „Mit den Ergebnissen erstellen wir eine geologische Karte des Raums Düsseldorf und Niederberg. Im kommenden Jahr soll es in der Gegend dafür weitere Bohrungen geben“, erklärt Sprecher Martin Hiß.

Die bei den Bohrungen gesammelten Daten sind von Belang für den Bau von Straßen sowie beim Hausbau (Untersuchung des Untergrunds, mögliche Nutzung von Erdwärme). „Auch zum Grundwasserschutz und für die Einschätzung potenzieller Risiken des Untergrunds sind die Daten unerlässlich“, erklärt Martin Salamon, während im Hintergrund der Bohrer weiter laut brummt.