Essen-Kettwig / Heiligenhaus. . Kanuabteilung des TV Heiligenhaus fürchtet um die Bausubstanz ihres Hauses an der Kettwiger Ruhrbrücke. Ruhrverband verweist auf die Stadt Essen.

Unmittelbar unter den Füßen rauscht die Ruhr – ein stetes Gemurmel und Geglucker. „Daran gewöhnt man sich“, sagt Kirsten Burat und lacht. „Früher habe ich hier oft übernachtet.“ Nicht nur für die Abteilungsleiterin Kanu des Turnvereins Heiligenhaus (TVH) ist das Bootshaus unter der Brücke an der Alten Fähre gefühlt ihre zweite Heimat seit Kindertagen, auch für die 85 Kanuten.

Davon zeugen die mit viel Mühe wohnlich ausgestatteten Aufenthaltsräume. Dazu gehören unter anderem der Thekenbereich für die Erwachsenen, die Küche und der helle Jugendraum mit den schwedischen Sitzmöbeln rund um den Kamin und ein Kicker. „Die Jugendlichen haben hier alles selbst gemacht – gestrichen, die Möbel ausgesucht, dekoriert“, erklärt die Heiligenhauserin stolz. Umso entsetzter waren die Elf- bis 18-Jährigen, als sie im Winter nicht nur das gewohnte Rauschen von unten wahrnahmen, sondern Rinnsale sich von oben ihren Weg an den Wänden und den Scheiben entlang suchten.

Gespräche haben stattgefunden

„Das Feuchtigkeitsproblem begleitet uns schon etliche Jahre“, berichtet Kirsten Burat, „doch so schlimm wie in diesem Winter war es noch nie.“ Die Architektin weiß um die Gefährdung der Bausubstanz durch eindringende Feuchtigkeit. Hinter den Vorhängen zeigen sich in den Fensternischen gelbe Flecken, hinter den Holzverkleidungen bröckelt der Putz. Auch in der Lagerhalle für die rund 120 Boote, die im Gegensatz zu den anderen Räumen nicht beheizt ist, hat das Wasser schon erhebliche Schäden und Schimmel an den Wänden verursacht. „Die Kleidung in den Spinden ist klamm, so dass sich die Leute schon Kleidersäcke mitbringen.“

Im hinteren Bereich der 400 Quadratmeter umfassenden Räume sind Duschen und eine Sauna untergebracht. Auch hier liegt unangenehmer Geruch in der Luft. „Die Schimmelbildung können wir nur oberflächlich bekämpfen. Und immer wieder Verkleidungen vor die Wände zu setzen, beseitigt nicht die Ursache.“

Ruhrverband fühlt sich nicht zuständig

Dieser Ansicht ist auch der Ruhrverband Essen, dem das Wehr Kettwig gehört, und der die Räumlichkeiten an den TVH vermietet. „Wenn wir sanieren würden, wäre das nichts Nachhaltiges“, erklärt Markus Rüdel, Sprecher des Ruhrverbandes. „Leider können wir die Ursache nicht beseitigen, denn uns gehört zwar das Stauwehr, aber nicht der Brückenoberbau. Auch für die Entwässerung sind nicht wir zuständig, sondern die Stadt Essen.“ Denn das Wasser dringe von der Fahrbahn der Ruhrbrücke ins Mauerwerk ein.

Ob und wann die Stadt Essen Gegenmaßnahmen ergreifen wird, das sei noch nicht abzusehen. Immerhin: „Es haben Gespräche mit dem zuständigen Amt stattgefunden“, sagt Rüdel. Ein Hoffnungsschimmer für Kirsten Burat, „dass jetzt doch mal etwas passiert“.