Heiligenhaus. . Mehr Urnen-, weniger große Gräber: Die Politik macht sich Gedanken, wie es mit dem städtischen Gottesacker weitergeht. Ein Auslaufen ist denkbar.
Ein großes Grab mit Platz für mindestens zwei Särge: Was früher Gang und Gebe war, wird heute nicht mehr oft gewünscht. Urnenbeisetzungen werden vermehrt nachgefragt, und auch die letzte Ruhestätte muss nicht mehr im Erdboden sein. Aufgrund der veränderten Bedürfnisse hat die Verwaltung ein neues Friedhofs-Konzept für ihren Gottesacker an der Friedhofsallee vorgelegt – doch die Politik überlegt darüber hinaus schon, ob der Friedhof zukünftig hier erhalten bleibt.
Eine Millionen Euro – das ist eine Summe, die im Raum steht, wenn es um eine neue Trauerhalle geht, denn die Alte ist dringend sanierungsbedürftig. „Die Politik hat uns beauftragt, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie der Friedhof künftig gestaltet werden kann“, berichtet Ordnungsamtsleiterin Kerstin Plambeck. „Wir haben in unserer Vorlage nun viele Vorschläge unterbreitet, die der Politik völlig offen lässt, wofür sie sich entscheiden wollen“, sagt Plambeck.
Mit der umfangreichen Ausarbeitung nicht viel anfangen kann die SPD-Fraktion, erklärt Ingmar Janssen: „Mir fehlen die Perspektiven. Aus meiner Sicht ist es kein Konzept, sondern ein Zustandsbericht.“ Von der Verwaltung erwarte er ein Handlungskonzept mit konkreten Entscheidungsempfehlungen. Das findet auch die CDU-Fraktion, berichtet deren Vorsitzender Ralf Herre: „Meine Fraktion fordert aufgrund dieses Berichts nun ein konkretes Konzept.“
Doch darüber hinaus hat Herre schon klare Überlegungen, in welche Richtung die Diskussion rund um den Friedhof gehen kann: „Ich persönlich könnte mir vorstellen, auf dem Friedhof auf Dauer keine weiteren Bestattungen mehr vornehmen und diesen in Zukunft dann aufzugeben“, sagt er klipp und klar. Dazu müsse man sich mit den anderen Friedhofsträgern – der katholischen und der evangelischen Kirche – jedoch an einen Tisch setzen: „Wenn wir alle drei Friedhöfe zusammen betreiben würden, könnten wir den Standort an der Friedhofsallee aufgeben und auf die freien Flächen der verbleibenden zwei Innenstadtfriedhöfe ausweichen.“ Denn, das ist für Herre ganz klar: „Ein Neubau der Trauerhalle ist doch in der derzeitigen finanziellen Situation der Stadt gar nicht denkbar. Man könnte diese Entweihen und solange der Friedhof noch betrieben wird als Lager für die Geräte benutzen, die derzeit in der Holzhütte stehen.“
Trauriger Zustand der Trauerhalle
Auch die SPD findet: „Die Trauerhalle in diesem Zustand ist eine große Katastrophe. Es ist nun eine Finanzierungsfrage, was möglich ist“, findet Ingmar Janssen. Er beklagt vor allem die hohen Kosten des Friedhofs, die der Stadt jährlich ein dickes Minus einbringen. „Man muss prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, um diesen kostenneutral betreiben zu können.“ Aber auch die SPD sei in der Diskussion offen, was ein mögliches Auslaufen der Fläche betrifft: „Wenn man bedenkt, dass hier das Gewerbegebiet anschließt, muss man über eine Flächennutzung nachdenken.“
Die FDP, so erklärt Fraktionschef Volker Ebel, hält an dem Friedhof an sich noch fest, aber man könne gewisse Bereiche verpachten: „Schön wäre es, wenn es einen Blumenladen und ein Café gäbe, denn man muss den Bereich um den Friedhof sowie die Grünfläche attraktiver machen.“ Außerdem müsse man ernsthaft prüfen, welche Flächen benötigt werden.