Heiligenhaus. . Bei einer Wanderung auf dem Neanderlandsteig können Naturliebhaber die Seele baumeln lassen. Allerdings kommen auch Schleckermäuler auf ihre Kosten.
„Es gibt hier auf dem Weg so viele Ecken, die einfach glücklich machen“, findet Silke Thus. Als Landschaftswächterin ist sie schon von Amtswegen her oft in der Natur unterwegs. Heute schnürt sie die Wanderschuhe allerdings zum Vergnügen. Gemeinsam mit WAZ-Mitarbeiterin Kirsten Gnoth wandert sie über den Neanderlandsteig. Während die Heiligenhauserin jede Windung und jedes Wäldchen kennt wie ihre Westentasche, ist es für die wandernde Reporterin das erste Mal. Doch selbst nach vielen Jahren bietet die Natur immer wieder Überraschungen.
Die erste Idylle wartet direkt jenseits der Abtskücher Straße. Den schmalen Kapellenweg entlang lassen wir den roten Backstein des Heimatmuseums hinter uns und marschieren einen sanften Berg hinab mitten ins Paradies. Der Name ist Programm. Wie eine plätschernde Lebensader durchzieht der Vogelsangbach – von den Alteingessenen auch Rinderbach genannt – das Naturschutzgebiet. An beiden Seiten des Ufers wird der Bach von massiven Buchen gesäumt. „Das ist ein sehr alter Bestand. Die Buchen sind typisch für einen ursprünglichen deutschen Wald“, weiß Thus. Platz machen diese Riesen nur für den Krater des Steinbruches. Ob dieser für den großen Abbau bestimmt war oder einfach nur zur Befestigung der Straße dort Stein entnommen wurde, lässt sich nicht genau sagen.
EInweihung des Streckenabschnittes 2014
Über die kleine Holzbrücke geht es durch einen etwas unwegigen Teil des Neanderlandsteiges. Hier ist festes Schuhwerk und ein sicherer Tritt gefragt, sonst werden die Wurzeln schnell zu Stolperfallen. Immer den roten Hinweisschildern nach kommen wir schnell wieder auf festen Boden. Der Mühlenweg bringt uns hinauf nach Isenbügel. „Ich nenne das hier auch gerne die Schlemmerroute“, scherzt Thus mit Blick an den Horizont. Dort taucht nämlich langsam aber sicher die Süßmosterei Dahlbeck auf – nur eine von vielen Möglichkeiten für eine kleine Pause. „Unten beim Museum können Spaziergänger erst im Café Wolf einkehren, dann zu Dahlbeck und im nächsten Tal liegt dann schließlich das Hofcafé Herberge.“
Heute sind wir zwar weit und breit die einzigen, die am süßlich duftenden Raps vorbei wandern, doch das ist nicht immer so. Seit der Eröffnung des Heiligenhauser Streckenabschnittes im Jahre 2014 herrscht reges Treiben. „Ich merke schon deutlich, dass der Wandertourismus durch den Neanderlandsteig angekurbelt wurde.“ Oft trifft sie ganze Gruppen, die sich mit bei einer Wanderung durch die Natur fit halten wollen. „Das Laufen hält nicht nur körperlich fit, es ist auch was für Geist und Seele.“
Oben angekommen erstreckt sich das Panorama der Stadt am Horizont. Markante Punkte, wie der spitze Kirchturm von St. Suitbertus oder das Gewerbegebiet, stechen sofort ins Auge. Plötzlich wird die Ruhe von einem lauten Wummern erschüttert. Silke Thus wirft einen Blick auf die Uhr. „Kurz vor vier, das müsste er sein,“ sagt sie und wirft den Kopf in den Nacken. Wie in Zeitlupe steigt der Airbus A380 dem Himmel in den Himmel und dreht über unseren Köpfen eine Kurve.
Blühende Zukunft nach Ela
Über den Weinberg geht auf die letzte Etappe unserer Wanderung. Die Landschaft verändert sich schlagartig: vom freien Feld zurück in den dichten Wald und mitten ins Erzgebirge. Das Zwönitzer Eck begrüßt Wanderer nicht nur mit dem ungewöhnlichen Wappentier – einem blauen Sittich – sondern auch mit massiven Steinbänken. Wir allerdings laufen noch ein Stück weiter und verschnaufen auf einer Bank am Wegesrand kurz vor dem Herberger Hof. „Das hier war mal mein Lieblingsplatz“, erklärt Thus, „nur mittlerweile nehmen mir die Bäume die freie Sicht. Schön ist es aber trotzdem noch.“ Getrübte Aussicht, blühende Zukunft. Nachdem Sturm Ela den Heiligenhauser Wald stellenweise gerodet hat, wächst der Bestand sichtbar nach. Bis es allerdings soweit ist, wird Silke Thus noch etliche Wanderungen auf dem Neanderlandsteig machen.