Heiligenhaus. . Die Betreiber der Wülfrather Kalkwerke untersuchen im Süden der Stadt die Qualität und Lage des bereits bekannten Kalkvorkommens.
Auf dem Acker an der Hülsbecker Straße unweit der Heidestraße ist ein belgisches Unternehmen mit Bohrungen beschäftigt. Diese Maßnahme hat nichts mit dem Bau der A 44 zu tun, wie manche Spaziergänger vermuten. „Hier handelt es um Probebohrungen, die von Rheinkalk in Auftrag gegeben wurden, um sich ein Bild von der Lagerstätte zu machen“, teilt Dagmar Tutein von der Agentur 05 mit, die für Rheinkalk in Wülfrath die Öffentlichkeitsarbeit übernimmt.
„Zum Tagesgeschäft gehören immer Probebohrungen mit anschließend chemischer Analyse, um herauszufinden, was für ein Kalk das ist. Die Qualität kann sich im Laufe der Zeit verändern, deshalb finden immer mal wieder Probebohrungen statt“, so die Chefin der Kölner PR-Agentur, Tutein.
In großen Teilen des Heiligenhauser Südens schlummert ein riesiges Kalkverkommen. Das ist lange bekannt, das wusste bereits der legendäre Stahlbaron August Thyssen. Als der das Kalksteinwerk in Wülfrath um 1900 herum ausbauen ließ, kaufte er viele Bauernhöfe im Angertal auf, um auf lange Sicht den Rohstoff Kalk zu sichern, ein unverzichtbarer Zuschlagstoff für die Hochöfen.
Zwar trennte sich Thyssen vor rund 20 Jahren von seiner Zweidrittelmehrheit an den Rheinischen Kalksteinwerken, um damit die Fusion mit Krupp zu finanzieren, aber der Kalk wird weiterhin mit der Bahn zu verschiedenen Stahlstandorten transportiert.
Umfangreiche Probebohrungen an mehreren Stellen fanden bereits Anfang der 90-ger Jahre an mehreren Stellen rund ums Angertal im Auftrag der Rheinschen Kalksteinwerke statt. Mit dem neuen Eigentümer Lhoist, einem belgischen Familienunternehmen, sind bei den Wülfrather Kalksteinwerken zahlreiche Veränderungen eingezogen. Doch weiterhin bleibt Rheinkalk der größte Grundbesitzer in Heiligenhaus.
Wegen der Kalkvorkommen im Angertal wird derzeit die A 44 so nah an Heiligenhaus gebaut. Bei den ersten Planungen der Autobahn in den siebziger Jahren kam rasch die Forderung, die Trasse weit weg vom besiedelten Bereich nach Süden zu verlegen. Prompt mahnte die Bezirksregierung, dass dies wegen der abbauwürdigen Kalkvorkommen nicht möglich sei, da dürfe keine Autobahn drüber errichtet werden.
Kein Steinbruch in absehbarer Zeit
Die Heiligenhauser müssen sich in den nächsten Jahren nicht auf einen Kalksteinbruch vor ihrer Haustüre einstellen. Mit der Erschließung des Silberberges zwischen Rohdenhaus und Tönisheide vor einigen Jahren wurde ein Betriebskonzept des Wülfrather Kalksteinwerks bis zum Jahr 2048 erstellt. „Wann in Heiligenhaus Kalk abgebaut wird, kann man so nicht sagen“, lässt Lhoist über seine Agentur mitteilen. „Da spielen viele Fragen eine Rolle“, führt Dagmar Tutein aus: „Wie entwickelt sich das Geschäft? Welche Kunden gibt es und welchen Kalk wollen die haben?“