Heiligenhaus. . Hannes Johannsen tobte als Winnetou am Ehemannshof und tauschte Natogrün gegen Försterkluft. Sein Weg zum Traumberuf war steinig.

“Kinder können all die kleinen Wunder sehen, die wir nicht mehr erkennen können.“ Hannes Johannsen ist nicht nur selbst Vater von drei kleinen Weltentdeckern, er begleitete auch viele Heiligenhauser Kinder auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Im Erzählcafé plauderte der heutige Stadtförster über schwierige Anfänge, kindliche Neugier und die Liebe zur Heiligenhauser Natur.

Der Wunsch, Förster zu werden, wurde Hannes Johannsen bereits von Großvater und Onkel in die Wiege gelegt. Bereits mit fünf Jahren wollte er nichts anderes mehr werden. Heute können sich viele den Herrn mit Bart und schweren Arbeitsstiefeln gar nicht mehr außerhalb des Waldes vorstellen. Doch es sollte ein langer, steiniger Weg bis zum Traumberuf werden.

Nach zwei Jahren als Gefechtsbeobachter bei der Panzerartillerie, um die Wartezeit zum Studium zu überbrücken, stand für ihn fest: „Nato-Grün ist nicht so meins. Allerdings konnte man durch das Panzer-Periskop Hirsche beobachten.“ Vom Truppenübungsplatz wechselte Johannsen zum Praktikum auf einem Biobauernhof, bevor er schließlich als Försterschüler mitten im Schwarzwald landete. „Die Förster sprachen alle alemannisch. Sie dachten erst, ich wäre faul, aber ich habe einfach nicht verstanden, was ich machen sollte“, erinnert er sich. Nach einem Jahr konnte er den Dialekt und überzeugte die Alteingesessenen mit seinem Können.

Rettung durch Pastor Puls

Trotz hervorragendem Abschluss stand Hannes Johannsen 1994 auf der Straße. Schuld war ein landesweit angeordneter Stellenabbau, dem sein ganzer Jahrgang zum Opfer fiel. „Meinem Traum so nahe zu kommen und dann ohne Selbstverschulden zu scheitern – daran bin ich fast verzweifelt.“ 120 Bewerbungen habe er in dieser Zeit geschrieben und alle kamen zurück. „Pastor Puls hat mich als Häufchen Elend gerettet“, betont er. Johannsen wurde Leiter der evangelischen Jugend in Hetterscheidt.

Die evangelische Kirche ermöglichte dem Heiligenhauser ein Sozialpädagogik-Studium und brachte ihn unbewusst seinem Berufstraum ein Stück näher. Bürgermeister Jan Heinisch lauschte der Zukunftsmusik des Försters und erkannte sein Potenzial. Als Waldpädagoge führt der 48-Jährige seit dem Bau des Umweltbildungszentrums im Jahr 2008 Kindergruppen durch den Forst. 60 000 kleine Entdecker waren es seither. „Kinder sollen spielerisch den Wald erleben und sich ruhig dreckig machen. In der Matsche sind nämlich alle gleich“, findet Johannsen. Nicht nur der Nachwuchs profitiert von den Führungen, auch der gestandene Förster entdeckt immer was Neues: „Kinder haben eine spannende und andere Sicht auf die Dinge. Ich möchte mir selbst diese kindliche Neugier erhalten.“ Er selbst verbrachte seine Kindheit am Ehemannshof. Spielte mit den Nachbarskindern Winnetou auf der Straße nach und tobte über den Schulhof der Gerhard-Tersteegen-Grundschule.

Happy End im Paradies

Der Umweg zum Traumberuf hat sich gelohnt. Mittlerweile hat Johannsen nämlich nicht nur die Teilzeitstelle als Waldpädagoge, sondern auch eine als Stadtförster. „Man muss den Traum immer am kochen halten, um zu erkennen, wann man die Chance nutzen und zugreifen muss. Heiligenhaus entschied sich für einen eigenen Förster, das war mein Happy End.“

Doch es gibt auch den privaten Hannes Johannsen. Der genießt ein gutes Pils bei zwölf Grad, schätzt Oma Bögers Hirsch-Ragout, hatte 18 Monate eine eigene Kneipe und spielt in einer Folkband. Über Fricklesome Amsel lernte er seine Frau Irid kennen. „Wir spielten beim Kirchentag und sie sagte zu ihrem Vater ,Wenn ich mal heirate soll diese Band dort spielen’.“ Dass eine Amsel mit ihr vor’m Traualtar stehen würde, daran dachte sie damals noch nicht.