Heiligenhaus. . Oliver Gaß baut seine BSA A65 T von 1971 zu einem „Café Racer“ nach altem Vorbild um. Der Nostalgiker pflegt noch weitere motorisierte Schätzchen.
Wenn Oliver Gaß an seinem Motorrad schraubt, entschleunigt er so richtig. Das klingt kurios, zumal er seine BSA A65 T zu einer Rennmaschine nach dem Vorbild der 70er Jahre umbaut. „Aber beim Basteln kann ich einfach abschalten“, erklärt der 54-jährige Versicherungskaufmann. In seiner kleinen Werkstatt legt er dann Musik aus den 70ern auf und verwandelt seine BSA Thunderbolt – gekauft 2013 auf einem Teilemarkt in Duisburg und Liebe auf den ersten Blick – Stück für Stück in einen „Café Racer“.
Der Name ist abgeleitet vom bekannten Ace Café in London, wo junge Motorradfahrer in den 70ern mit ihren Maschinen kleine Rennen veranstalteten. „Einmal bis zum nächsten Kreisverkehr und wieder zurück. Die Strecke musste man zurücklegen, bis ein zuvor in der Jukebox ausgewähltes Lied vorbei war“, erklärt Gaß den Namensursprung. „Die 70er sind einfach meine Zeit“, sagt der gebürtige Essener, der bereits mit 18 sein erstes Motorrad fuhr. „An Oldtimern reizt mich unter anderem das Vabanque-Spiel: Der Reiz, ob man überhaupt am Ziel ankommt.“ Mit dem Umbau zum Café Racer erfüllt sich Gaß einen Kindheitstraum.
Das Prinzip ist simpel: Die Maschine wird individuell gestaltet, hat am Ende oft weniger Bauteile, um sie schneller zu machen. Oliver Gaß hat beispielsweise die Seitenverkleidung entfernt und zwei offene Luftfilter eingebaut. „Am tieferen Sitz arbeite ich gerade – braunes Leder mit flachem Polster“, sagt der Bastler.
Stammtisch für Motorradfans
Auf dem Weg zum Café Racer Marke Eigenbau läuft aber nicht immer alles glatt. „Ich mache viele Fehler, aber das ist okay. Ich bin Bastler, kein Mechaniker“, sagt Gaß. Besonders bei der Reduzierung der Elektrik hakt es ab und zu. „Ich produziere viele Kurzschlüsse.“ Hilfe holt sich Gaß dann gelegentlich von anderen Bastlern, mit denen er in Kontakt steht. Gerne würde er auch einen Stammtisch für Motorradbegeisterte aus der Umgebung etablieren. „Auch einen Ersatzteilemarkt einmal im Jahr fände ich toll.“
In den kommenden Wochen möchte der Hobbyschrauber aber erstmal seine BSA straßentauglich machen. Die Maschine schafft rund 160 Stundenkilometer Spitzengeschwindigkeit, schätzt Gaß. Rennen fahren will er damit aber nicht. „Da ich auf der Maschine sehr niedrig sitze, ist sie bei meiner Größe etwas unbequem. Schon deshalb möchte ich damit nur kleine Touren in der Umgebung machen.“
Wenn Gaß an Wettfahrten teilnimmt, dann mit dem Auto. „Letztes Jahr bin ich in einem Begleitfahrzeug bei der Balkan Offroad Rallye mitgefahren. Ich bin nun mal fahrzeugverstrahlt“, sagt er schmunzelnd. Das wird jedem klar, der das „Spielzimmer“ von Oliver Gaß betritt – eine kleine Lagerhalle, in der er unter anderem mehrere Motorräder und -roller aufbewahrt. Zu einem Roller kennt Gaß eine Familien-Anekdote: „Mit der NSU Lambretta sind mein Onkel und meine Tante in den 50er Jahren in den Urlaub nach Italien gefahren. Aufgrund der geringen PS-Zahl musste meine Tante an jedem Berg anschieben.“
So ein Malheur wird Oliver Gaß auf seinem Café Racer hoffentlich nicht allzu häufig passieren.