Heiligenhaus. . Die letzte Wagenkarawane rollte vor 32 Jahren über die Hauptstraße. Nun zogen 700 Menschen durch die Innenstadt.

Beim ersten ‘Heljens Helau’ überzieht plötzlich eine Gänsehaut die Arme. Tausende von Besuchern auf dem Rathausplatz werfen gemeinsam die Hände in die Luft. Es wirkt so, als hätten sie 32 Jahre lang, seitdem der letzte Zug über die Hauptstraße rollte, nur auf diesen einen Moment gewartet. Das belegen auch die Besucherzahlen des närrischen Samstags. Die Polizei verzeichnet über 10.000 Besucher – knapp 5400 mehr als veranschlagt waren. Die Innenstadt wird zur Partymeile für Karnevalisten aus der ganzen Umgebung.

Plötzlich taucht das erste Zeichen des herannahenden Karnevalszuges am Horizont auf. Der große grüne Traktor der Lintorfer Grundschule schiebt sich durch die wartende Menschenmenge. Auf dem ersten Wagen hat der zweite Bürgermeister Stellung bezogen und wirft als römischer Legionär verkleidet Kamelle in die Menge. Die Nummer Eins trägt die Lintorfer Gruppe nicht zufällig, denn Heinz-Peter Schreven war der Erste, der einen Wagen zum Zug anmeldete.

Moderator erinnerte sich an den letzten Zug

Im Laufe der Zeit gesellten sich 29 weitere Gruppen dazu und nun zieht eine ganze Karawane aus mehr als 700 Menschen durch die Stadt. Feuerwehr, Suitbertusschule, Tennisclub Blau-Weiss. . . Sie alle haben eins gemeinsam – Lust zu feiern und Lust etwas in der fünften Session zu bewegen. Da passt das Motto des sagenhaften Comebacks wie die Faust aufs Auge: Lott Jonn.

„Ich bin ein waschechter Düsseldorfer und wollte mal gucken was die Konkurrenz so macht“, scherzt Dirk Riedel. Die rheinische Frohnatur staunt nicht schlecht, als er die vollen Straßen sieht: „Das hätte ich in so einer kleinen Stadt nicht erwartet. Absolut Wahnsinn was hier auf die Beine gestellt wurde.“

Ähnlich sieht das auch Moderator Wolfgang Lambert, von den KG ‘Große Velberter’: „Ich war beim letzten Karnevalszug 1984 als Zwölfjähriger dabei. Es ist toll, wieder einen Zug hier zu sehen.“

Strenge Sicherheitsauflagen

Dafür, dass bei so vielen Feierfreudigen alles sicher abläuft, sorgen zum einen die Rad-Engel an den Fahrzeugen, zum anderen sind THW, Rotes Kreuz, Stadtwacht und Polizeibeamte aus Heiligenhaus sowie Velbert im Einsatz. „Bis jetzt war alles in Ordnung“, lobt Polizeioberkommissar Holger Müller nach dem Zug. Beeindruckend wie ein kleiner Anstoß bei Facebook eine närrische Welle der Begeisterung auslösen kann.

Heljens Helau, Kamelle für alle kleinen und großen Narren

Manchmal, da passt einfach alles. Da strahlt dann auch die Sonne in einer Zeit voller Sturm und Regen, und das hatten die Heljens Jecken absolut verdient. Wie aus einer Idee bei Facebook ein Heiligenhauser Wintermärchen wurde.

Aus dem Dornröschenschlaf erwacht, so lautete auch das Motto des Wagens der Heljens Jecken. Und es scheint, dass alle auf diesen erlösenden Prinzenkuss gewartet haben. Über 10 000 Besucher, friedlich feiernd, belohnten die viele Arbeit der Organisationen. Die Jecken wurden im Gegenzug von diesen mit reichlich Kamelle belohnt. Viele Kinder konnten mit vollen Taschen nach Hause gehen.

Als sich der Zug mit etwas Verspätung am Samstag in Bewegung setzt, da fließen auf dem Wagen der Heljens Jecken Tränen: „Es ist ein Traum. Nie hätte ich mir vorgestellt, dass wirklich so viele Menschen kommen“, freut sich Jennifer Butgereit. Was ein Facebook-Posting auslösen kann, für die Organisatorin noch immer unbegreiflich: „Ich bin total bewegt und überglücklich, dass die Leute unser Engagement so wertschätzen. Die Stimmung ist toll, ich genieße es und mir laufen vor Freude die Tränen.“ So geht es nicht nur ihr.

Und so werden fleißig Kamelle geworfen, in einer Stadt, die heute zeigt, dass sie so viel mehr ist als nur eine Wohnstadt, die heute Gemeinschaft zeigt. Sie alle haben an einem Strang gezogen: Initiatoren, Politiker und Stadt. Denn eins ist klar: Ohne den unglaublichen Einsatz all dieser Helfer wäre dieses wunderbare Fest nicht zustande gekommen. Die Heljens Jecken und die jecken Heljenser können absolut stolz auf sich sein.