Heiligenhaus. . Klaus Klüber nennt zwei der Kult-Motorräder sein eigen. In mühevoller Kleinarbeit restaurierte er die Schätzchen und rettete sie vor dem Schrottplatz.

Wer in den 1960er oder 1970er Jahren aufgewachsen ist, hatte oft einen mobilen Traum: Um von A nach B zu kommen, musste es möglichst eine Kreidler Florett sein. Das Moped hatte unter Jugendlichen Kultstatus. Auch bei Klaus Klüber – und das sogar bis heute. Denn der 63-Jährige nennt gleich zwei Stück davon sein eigen.

Es ist auch eine „ewige Liebe“ zwischen Klüber und den Mopeds aus dem Hause Kreidler. „Ich bin schon als 16-, 17-Jähriger auf einer Florett durch die Gegend geknattert“, sagt er. Nur irgendwann waren Autos angesagter und das Moped war Geschichte. Bis 2006: Da wollte Klübers Schwager seine alte Kreidler „Super 4“ aus dem Jahr 1974 loswerden. Das nicht mehr ganz so gute Stück hatte fast 15 Jahre hinter dem Haus vor sich hergegammelt. Aktuelle Farbe damals: Rostrot.

Da schlug das Herz des gebürtigen Heiligenhausers gleich höher. Damit nicht das letzte Stündlein des Mopeds eingeläutet werden musste, setzte er es in mühevoller Kleinarbeit instand – und investierte dafür „rund 350 Arbeitsstunden“. Klüber: „Ich habe die ganze Maschine auseinandergenommen, alles sandgestrahlt und mechanisch verzinkt.“ Der Aufwand sollte sich lohnen: Nun sieht die Florett wieder aus wie neu.

Das Ganze hatte aber seinen Preis: „Ich habe bestimmt 1500 Euro in das Moped gesteckt“, sagt Klüber und erläutert gleich seine Beweggründe für diese doch recht hohe Investition. „Ich bin nicht nur ein Auto- und Motorradfreak, sondern auch ein Zappelphilipp, der immer etwas zu tun haben muss.“ Da war er hinsichtlich seiner Tatendurst bei der „Flory“ genau richtig.

Praktisch war aber auch, dass Klüber gelernter Maler und Lackierer ist. Da konnte er gleich die richtige Farbe bei seinem Oldtimer-Moped ins Spiel bringen, die nun originalgetreu in Rot-Schwarz lackiert ist. Mit ihren 2,9 PS kommt die Vier-Gang-Maschine auch gut in Fahrt: „In der Spitze schafft sie 60 bis 62 Stundenkilometer.“

Noch zackiger ist da sein zweites Moped, eine Florett „Super 4“ aus dem Jahr 1962 mit 4,2 PS. „Die schafft sogar gut 80 Stundenkilometer“, erläutert er. Und wie Klüber zu der zweiten Maschine gekommen ist, ahnt man irgendwie auch schon: „Die erste Florett war fertig, ich musste wieder etwas tun“, berichtet der 63-Jährige, der seit Mai Rentner ist. Dabei gab es ganz verzwickte „Rahmenbedingungen“. Klüber: „Ich hatte nur den Rohling“ – sprich: Nur das nackte Gestell des neuen motorisierten Pflegefalls, den er von einem Bekannten aus dem ostfriesischen Norden bekommen hatte.

Rund 300 Stunden Arbeit

Doch immerhin waren die Blechteile vorhanden, wenn auch „in einem schrecklichen Zustand“. Auch der Motor bedurfte besonderer Aufmerksamkeit. So musste Klüber wieder Hand anlegen, dieses Mal „rund 300 Stunden“. Beispiellos schön findet er die „moderne Form“ des 1962er-Modells sowie die anthrazit-eierschalenfarbige Lackierung. Nach getaner Arbeit gab es dann auch den besonderen Moment, als Klüber die Maschine das erste Mal antrat und erfolgreich startete. „Da hatte ich eine absolute Gänsehaut.“

Klüber wird oft auf seine Mopeds angesprochen. Das wird bei so viel guter Pflege auch noch eine Weile weitergehen. „Ich werde meine Floretts nie verkaufen“, sagt er nachdrücklich. Er fährt seine alten Schätzchen auch regelmäßig bei schönem Wetter am Wochenende oder abends. „Schließlich muss man sich bewegen, denn wer rastet, der rostet.“ Doch das kann ja weder dem umtriebigen Klaus Klüber noch seinen Floretts passieren.