Vorlesetag heißt es einmal im Jahr. In der Gerhard-Tersteegen-Schule in Hetterscheidt lasen zum Beispiel ältere Mitschüler den Erstklässlern aus lustigen und spannenden Büchern vor.
„Natürlich wird auch sonst in der Schule vorgelesen“, berichtet die Schulleiterin der Tersteegen-Grundschule Christa Markus aus dem Schulleben, „aber heute ist das schon ein kleines Highlight.“ Einmal im Jahr heißt es: Hinsetzen, zur Ruhe kommen und der Geschichte lauschen, die gerade vorgelesen wird. Um zu betonen, wie wichtig das Vorlesen für Kinder ist, findet einmal im Jahr der Vorlesetag statt.
Darüber freut sich Christa Markus. In manchen Klassen lesen Mütter vor, in der zweiten Klasse wird das Thema anschließend im Kunstunterricht weitergeführt. „Und die Viertklässler haben sich dazu entschlossen, ihren Patenkindern aus den ersten Klassen selbst vorzulesen. Das haben wir jetzt zum ersten Mal“, berichtet die Leiterin.
Die Tersteegen-Schule nimmt schon seit einigen Jahren am Vorlesetag teil – Leseförderung ist Teil des Schulkonzepts. In der Klasse 1a sind die Schüler schon gespannt: Nachdem die Hälfte der Erstklässler in den Klassenraum der Großen entschwunden ist, kommen die Paten der verbliebenen Kinder zu ihnen ins Erdgeschoss. „Macht es euch gemütlich“, ermuntert Klassenlehrerin Christina Schöpper Vorleser und Zuhörer.
Auf Sitzkissen sitzen die Kinder dann in einem großen Kreis, in der Mitte eine Kerze, die Beine verschränkt und den Kopf in die Arme gestützt. Von Oskar, dem kleinen Schlampir, handelt die Geschichte, von Spinnwebencroissants und unauffindbaren Hausaufgaben.
Jeder liest ein paar Sätze
„Die Geschichte spielt in einer Burg und in der Vampirschule“, erzählt David. Er und seine Klassenkameraden wechseln sich ab: Jeder liest ein paar Absätze und reicht das Buch dann an den Nebensitzer weiter. Falls wirklich mal ein schwieriges Wort auftaucht, hilft der Nachbar. Und die Jüngeren hören dem lebendigen Vorlesen gerne zu, sitzen still und lauschen.
Dann sind die Großen, denen die Freude am Lesen anzusehen und vor allem anzuhören ist, fertig - und Christina Schöpper übernimmt: „Das Buch ist so lustig, dass mein Sohn vor Lachen vom Sofa gefallen ist“, macht sie neugierig und liest dann vor aus „Dirk und ich.“ Bei der Schilderung von rasanten Schlittenfahrten und grünen Hamstern nimmt das Kichern in der Tat immer mehr zu, mit glänzenden Augen lauschen Groß und Klein auch gerne einer zweiten Geschichte.
Währenddessen ist die andere Schülergruppe zurück, muss aber noch vor der Tür warten. Denn beim „Kino im Kopf“ ist Konzentration gefragt. „Wir haben was vom Drachen Kokosnuss gehört“ berichten die Gruppe während der Wartezeit, und sie erzählen auch vom heimischen Vorlesen: „Ich hab es mir mit meiner Mama auf der Couch gemütlich gemacht, eine Kerze brannte, und dann hat sie mir Pixi-Bücher vorgelesen“, erinnert sich Alisa gerne zurück. Livia hört dagegen abends von ihrer Mutter im Bett die Geschichte von Black Beauty - „das heißt „Schwarze Schönheit!“
In der Isenbügeler Clarenbach-Schule lasen SPD-Landtagsabgeordnete Elisabeth Müller-Witt und die stellvertretende Bürgermeistern Ulrike Martin (SPD). Und auch im Familienzentrum Löwenzahn wurde vorgelesen, morgens für die Kinder und abends für Kinder und ihre Eltern. Denn Vorlesen ist schließlich was für die ganze Familie.