Heiligenhaus. . Harald Henke besitzt einen sogenannten Plastebomber in Sahara-Beige. Viel Blech stecke jedoch in dem Trabant 601 S, weiß Henke, denn er musste den 26 PS-starken Wagen komplett neu aufbauen.

Wer zu Harald Henke ins Angertal fährt, wird in der Regel von der frischen Landluft umweht. Nur manchmal, da riecht es vor seinem Haus wie früher in Halle, Aschersleben oder Leipzig. Denn Henke fährt einen alten Trabant 601 S, den Kultwagen aus der ehemaligen DDR.

Nun kommt der 49-Jährige nicht etwa selbst aus Thüringen oder Sachsen, sondern ist in Düsseldorf geboren. Wie entwickelt man dann bitteschön eine Leidenschaft für „Trabbis“? Nun, zunächst einmal, weil der Trabbi nichts gekostet hat.

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„Ein Bekannter hat ihn mir 2009 geschenkt. Bis dahin stand der Wagen 19 Jahre lang in einem Regal eines Wuppertaler Gerüstbauers“ – quasi als Blickfang oder Schmuckstück. Doch von einem edlen Auto war der Trabbi da kilometerweit entfernt. „Ich musste den Trabbi komplett neu aufbauen und habe ihn dafür zunächst bis auf die letzte Schraube zerlegt“, berichtet Henke.

Dafür hat er auch alle Kunststoffteile des „Plastebombers“ aus Zwickau abmontiert. „Darunter ist auch erstaunlich viel Blech. Der Trabbi hat eine selbsttragende Karosserie“, erklärt er. Zum Glück waren diese Teile aber nicht verrostet.

Allerdings war der Lack des Gefährts ziemlich ab. Henke: „Ich habe den Wagen in Düsseldorf nachlackieren lassen. Und zwar in der Trabbi-Farbe Sahara-Beige. Ich nenne sie aber auch manchmal Hornhaut-Umbra.“ Und das Ganze ist so gut geworden, dass der Heiligenhauser oft angesprochen wird, wie gut die Original-Lackierung noch ist.

Auch bei Sachen wie Motor, Getriebe oder Kupplung musste Hand angelegt werden. Dabei hat der Oldtimer-Fan sogar ein paar Besonderheiten eingebaut. „Der Wagen hat nun eine Sonnenblende auf der Windschutzscheibe und sogar eine Standheizung, die es nur bei Trabant-Sondermodellen gab.“

Original-Handbuch„Wie helfe ich mir selbst“

Daneben hat Henke auch bei weiteren Accessoires Wert auf Originalteile gelegt: Der Wagen glänzt mit den ursprünglichen Sitzfellen, „und hier habe ich das Original-Trabbi-Handbuch ,wie helfe ich mir selbst’.“. Was überlebenswichtig war, denn: „Es gab ja kaum Werkstätten und Ersatzteile waren heiß begehrt und teuer.“ Und: Im Kofferraum lagert Original-„Handwerkszeug für Pkw Trabant“ sowie ein Motortester und ein Federsortiment.

Wichtig für jeden Trabbi-Fahrer: das Handbuch. Denn es gab in der DDR kaum Werkstätten und Ersatzteile waren heiß begehrt.
Wichtig für jeden Trabbi-Fahrer: das Handbuch. Denn es gab in der DDR kaum Werkstätten und Ersatzteile waren heiß begehrt. © WAZ FotoPool

Doch wer glaubt, der Trabbi sei ein technisch minderwertiges Auto gewesen, den belehrt Henke eines Besseren. „Als das Auto 1962 auf den Markt kam, hatte es innovative Sachen wie eine Einzelradaufhängung“, berichtet er. Auch wie der Trabant zur Plastikverkleidung kam, weiß er. „In der DDR konnten keine Tiefziehbleche hergestellt werden. Also hat man Kunststoff als Ersatz genommen.“

Auch im Berufsleben sitzt Harald Henke übrigens hinter dem Steuer – allerdings von leicht größeren und leistungsstärkeren Maschinen: Er ist Pilot bei Eurowings. Doch für ihn ist es immer wieder ein Spaß, mit seinem alten, Zweitakter-Trabbi um die Ecke zu knattern. Und mit seinem 26 PS starken 600er-Motor schafft es der Trabbi immerhin auf 110 Stundenkilometer. Henke fährt ihn auch „ungefähr 2000 bis 3000 Kilometer im Jahr. „Jetzt hat der Wagen 72 000 Kilometer gelaufen“, weiß er zu berichten.

Damit hat Henkes Trabbi die Erwartungen sogar übertroffen. Denn: „Ursprünglich war der Motor für eine Laufleistung von 50 000 Kilometer konzipiert. Die Leute in der DDR haben ihn auch eher nur für den Sonntagsausflug genutzt. Zur Arbeit sind sie dann mit öffentlichen Verkehrsmittel gefahren“, so Henke.