Heiligenhaus. . Gonzalo Sanchez hat einen verwahrlosten Opel Rekord Olympia P1 mit viel Liebe restauriert. Das gute Stück ist gerade wieder über den TÜV gekommen.
Wenn Gonzalo Sanchez in seiner Garage zur Zange greift, dann will er damit schonmal seinen 1959er Opel Rekord Olympia P1 „entblättern“. Denn: Sobald sich Laub in dem Kühlergrill seines liebevoll restaurierten Oldtimers sammelt, entfernt er dieses ganz behutsam mit der Zange. „Sonst komme ich nicht so gut an die Blätter“, sagt der 74-Jährige und streicht dabei sanft über sein altes Gefährt. Und man sieht sogleich, wie viel Herzblut in seinem Opel steckt.
Aber auch jede Menge Arbeit hat der gebürtige Spanier in das Auto investiert. „Ich habe den Wagen vor 15 Jahren für 5700 Mark gekauft“, berichtet er.
Doch der Opel befand sich in einem schlimmen Zustand: Er war schwer verrostet, überall waren Bleche marode – und auch die Maschine brauchte eine absolute Tiefenpflege. „Ich habe den Motor komplett auseinandergebaut und überholt“, sagt Sanchez, der früher als Betriebsschlosser gearbeitet hat.
Vorher dominierte die Farbe rostrot
Wie sehr die Verwandlung von einem Wrack in ein prachtvoll blitzendes Auto klappte, lässt sich auch anhand alter Fotos dokumentieren. Im „vorher“-Zustand dominierte die Farbe rostrot, der Fußinnenraum auf der Fahrerseite sah mit seinen Löchern im Blech wie ein geöffnetes Fenster aus.
Heute dagegen könnte der 56 Jahre alte Wagen auch fast im Opel-Museum stehen. Überall erstrahlen die Original-Chromteile. Der neue grau-weiße Lack bringt das Gefühl der 1950er Jahre zurück – ebenso wie die Armaturenbrett-Uhr, die alle acht Tage per Hand aufgezogen werden muss. Der Motor röhrt satt, und auch das Design stimmt: „Ich habe für das Rückenteil der Vorderbank vier Knöpfe aus dem Originalstoff gesucht“, sagt der Isenbügeler. Und wie der Zufall es wollte, hatte ein Bekannter in seinem kleinen Dekorationsladen genau diese Knöpfe auf Lager. Nun hat Sanchez zehn Stück davon – falls mal ein Knopf abspringt.
Von seiner Liebe zu Opel wird der 74-Jährige niemals abfallen, auch wenn sein erstes Auto ein VW Käfer war. Doch: „Ich habe drei Opel Rekord besessen. Es sind tolle Autos“, schwärmt er. „Wenn ich genug Geld hätte, würde ich mir viel mehr Opel-Oldtimer kaufen.“ Ob das allerdings auch der Herzenswunsch seiner Frau wäre, quittiert Gonzalo Sanchez nur mit einem verschmitzten Lächeln.
Gerade mal 500 Kilometer in zwei Jahren gefahren
Seinen Opel, der eine 1700er-Maschine mit 55 PS hat, hat er auch gerade wieder über den TÜV gebracht. „Jetzt werde ich ihn aber in der Winterzeit aufbocken und erst im Frühjahr wieder fahren“, sagt Sanchez. Allzu viel ist er mit dem guten Stück mit Dreigang-Lenkradschaltung und einer Spitzengeschwindigkeit von rund 110 km/h ohnehin nicht unterwegs. „Ich bin in den vergangenen zwei Jahren gerade 500 Kilometer mit dem Wagen gefahren“, schildert er.
Insgesamt hat sein altes Schätzchen auch erst 50 000 Kilometer auf dem Tacho. Und Gonzalo Sanchez hat – neben dem pflegerischen Gedanken – auch weitere Gründe, seinen Opel nicht allzu sehr zu strapazieren. „Wenn man den Wagen mit heutigen Autos vergleicht, ist der Fahrkomfort recht katastrophal“, sagt er. Gerade in den Kurven müsse er sehr vorsichtig sein, um nicht aus der Spur zu geraten. Schließlich will der 74-Jährige ja nicht, dass seine automobile Liebe plötzlich ins Schleudern gerät.
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