Heiligenhaus. . Dennoch zieht es Stefan Göbels wieder in die Kreisstadt. Hier nimmt der einstige Dienststellenleiter der Polizeiwache neue Aufgaben wahr.

Wilde Verfolgungsjagden mit Räubern, sich überschlagende Autos, die spektakulär explodieren – das gibt es nur im Film. Doch selbst wenn es sich um reine Fiktion handelt: „’Alarm für Cobra 11’ kann ich mir einfach nicht ansehen“, schüttelt Polizeihauptkommissar Stefan Göbels energisch den Kopf. Im „Tatort“ immerhin werde Polizeiarbeit nicht ganz so wirklichkeitsfremd dargestellt, den sonntäglichen Fernsehabend bestreite er aber dann doch nicht oft damit, gibt der 47-Jährige Moderator Peter Ihle Auskunft.

Der hatte den ehemaligen Dienststellenleiter der Polizeiwache Heiligenhaus und des Bezirksdienstes Velbert ins VHS-Erzählcafé eingeladen. Der Ausflug in die Welt der TV-Ermittler blieb dabei aber ein kleiner, denn Göbels hat im realen Berufsleben mehr Spannendes erlebt.

Sehr spannende Zeit

Aufgewachsen ist Göbels mitten in Heiligenhaus: Die Eltern wohnten an der Hauptstraße. Nach dem Besuch der Suitbertus-Grundschule kam er aufs Kant-Gymnasium. Als es ums Thema Berufswahl ging, kamen eine kaufmännische Ausbildung, aber noch viel mehr der Polizeidienst in Frage. „Meine Mutter hätte sich eine Banklehre gewünscht, aber das war nicht meins“, berichtet Göbels, der 1987 mit der zweieinhalbjährigen Ausbildung im damals noch mittleren Dienst begann.

„Eine teilweise sehr spannende Zeit“ erlebte er danach bei der Bereitschaftspolizei, die von Wuppertal aus zu Großeinsätzen auszieht – etwa in Fußballstadien oder als Objektschutz beim Köln-Bonner Flughafen. Während der Flughafen-Einsatz im Mannschaftswagen auf dem Rollfeld sehr unspektakulär verlief, ging es beim Einsatz im November 1990 in Berlin richtig zur Sache: Straßenschlacht um 13 besetzte Häuser, erinnert sich Göbels.

Acht Jahre in Mettmann

Doch ganz so turbulent sollte es nicht bleiben: Zwei Jahre Streifendienst in Mettmann folgten und schon damals habe er den Traum gehabt, eines Tages in der Heimatstadt Heiligenhaus wieder beruflich Fuß zu fassen. Aber zunächst folgte ein Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Düsseldorf, um die Laufbahn des gehobenen Dienstes zu beschreiten

Acht Jahre war der Kommissar dann im Führungsstab der Kreispolizei in Mettmann tätig, ein Auswärtsjahr verbrachte er in Essen. „Der ständige Stab ist eine Sondereinheit, die sich um den Ablauf von Einsätzen wie Geiselnahme und Entführungen kümmert“, erklärt Göbels. Eingerichtet wurden diese Stäbe nach der Geiselnahme von Gladbeck.

entscheidender Vorteil gegenüber den Mitbewerbern

Als schließlich die Leitungsstelle der Heiligenhauser Wache ausgeschrieben wurde, bewarb sich der Hauptkommissar – und hatte aufgrund seiner Ortskenntnisse natürlich einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Mitbewerbern. „Ich konnte im Vorstellungsgespräch sagen, wo hier die Probleme sind.“

Sechs Jahre ist das her und Göbels möchte diese Zeit nicht missen. Doch beruflich weiterkommen wollte er auch – und so bewarb er sich zurück nach Mettmann. Seit dem 1. September ist er dort Dienstgruppenleiter der Kreisleitstelle – ein Job, der sein Familienleben auf den Kopf gestellt hat: „Jetzt bin ich wieder im Schichtdienst.“ Für die beiden kleinen Söhne und die Ehefrau schon eine Umstellung.

Übungsleiter bei der SSVg

„Die Erfahrungen im Führungsstab haben mich sehr stark geprägt“, erzählt Stefan Göbels, der damals Ernstfall-Übungen mit durchführte. „Eine Geiselnahme in einem Kindergarten wurde zum Beispiel simuliert. Das ist zwar nicht der Stress, den man real erleben würde, aber es hat einen schon gefordert.“

„Wenn geschossen wird, gibt es immer ein Ermittlungsverfahren. Muss das sein? Stellt das den Polizisten nicht in ein schlechtes Licht“, wollte Erzählcafé-Moderator Peter Ihle wissen. Göbels verneint das. Das sogenannte Todesermittlungsverfahren sei nicht nur rechtsstaatlich so festgelegt, sondern diene auch dem Schutz der Beamten. „In den Schießtrainings werden außerdem nicht nur Situationen mit Waffen absolviert, sondern auch andere Konfliktlösungen.“ Inzwischen sei das Verfahren sogar so modern, dass per Film – je nachdem, wie der Polizeibeamte in einer Situation reagiert – der Fortgang der simulierten Handlung verändert wird.

„Es hat sich viel getan in der Ausbildung“, sagt Göbels, der privat noch ganz andere Trainings durchführt – nämlich als Übungsleiter bei der SSVg Heiligenhaus. Als solchen hat Peter Ihle (der zwei Jahre Vereinsvorsitzender war) ihn auch zunächst kennen gelernt. Leichtathletik ist Göbels’ Steckenpferd, die er Jugendlichen zwischen zehn und 14 Jahren vermittelt.

Zur Polizei gegangen zu sein, hat er nicht bereut: „Kein Tag ist wie der andere. Das macht es spannend.“