Heiligenhaus. . Hermann Hüttmann hat eine Zündapp KS 601 liebevoll restauriert. Zuvor rostete die alte Maschine von 1970 bis 2010 abgemeldet in einem feuchten Keller.
Zwar ist Hermann Hüttmann kein Prinz – irgendwie aber doch, denn er hat sozusagen als Prinz ein altes Motorrad aus dem Dornröschenschlaf geküsst. So stand seine jetzt liebevoll restaurierte Zündapp KS 601 mit Beiwagen 40 Jahre lang stillgelegt in einem feuchten Keller und moderte vor sich her. Bis eben Hüttmann – zwar nicht hoch zu Ross, dafür aber mit einigen Pferdestärken auf einem Motorrad unterwegs – das alte Schätzchen errettete.
Angeboten wurde dem 76-Jährigen das Oldtimer-Motorrad auf dem Heiligenhauser Stadtfest. „Das war im Jahr 2010. Damals hatte ich dort einige meiner Motorräder ausgestellt“, erinnert sich Hüttmann. Und bei dem Angebot konnte er nicht nein sagen, denn Zündapp war seine erste motorisierte Liebe. „Ich bin schon als Kind im Beiwagen einer Zündapp mitgefahren“, sagt er. Und da alte Liebe eben nicht rostet (trotz jeder Menge Korrosion an der Zündapp), nahm sich der ehemalige technische Leiter einer Tiefbaufirma des nicht mehr ganz so guten Stücks an.
Noch 20 weitere Motorräder
Es gab auch einiges zu tun bei der Maschine mit dem Baujahr 1952. „Ich habe zum Beispiel eine neue Edelstahlauspuffanlage eingebaut, die Speichen neu verzinkt und die Felgen pulverbeschichtet“, erklärt Hüttmann. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die 40 Jahre lang vergessene Zündapp, die gerade 52 800 Kilometer auf der Uhr hat, erstrahlt nun in neuem Glanz.
Zwar ist das Motorrad mit seinem 28 PS starken Viertakt-Boxermotor kein absolutes Kraftpaket und kommt auf eine Spitzengeschwindigkeit von rund 110 Stundenkilometern. Doch Hüttmann fährt seine Zündapp ohnehin gemütlich. „Ich liebe auch das Fahrgefühl. Mit einem Beiwagen muss man richtig lenken und kann sich nicht in die Kurve legen“, erläutert er. Und noch etwas: „Der satte, röhrende Klang der Zündapp ist das Nonplusultra.“
Die KS 601, die von 1951 bis 1957 gebaut wurde, ist aber beileibe nicht das einzige Oldtimer-Motorrad, das Hüttmann sein eigen nennt. So hat er noch 20 weitere Zweisitzer, die er zum Teil noch restaurieren möchte. Hüttmann: „Ich habe noch andere Zündapps, BMWs oder eine alte AWD 600.“ Verteilt sind seine Schätze zusammen mit etlichen Ersatzteilen gleich in mehreren Garagen oder Hallen. Zuhause hat der 76-Jährige aber eine kleine Werkstatt mit Werkbank, Schweißanlage und allerhand Werkzeug. Dort richtet er die Motorräder wieder her.
So hängt an der Wand zum Beispiel der nackte Rahmen einer alten Zündapp. Und das sind wiederum beste Rahmenbedingungen für den Tüftler. „Die restauriere ich auch noch“, sagt Hüttmann und reibt sich vor Vorfreude die Hände. Da weiß man schon: Er wird Wort halten – und vielleicht auch mit der neuen, alten Zündapp an einer Motorrad-Rallye teilnehmen. Denn: „Rallyes fahre ich gerne.“
An Beschäftigung mangelt es Hüttmann also wahrlich nicht. Im Gegenteil: „Damit ich mit allen Maschinen hier fertig werde, müsste ich 120 Jahre alt werden“, sagt der emsige Motorrad-Sammler. Und wenn man den umtriebigen Rentner anschaut, dann möchte man fast glauben, dass er 120 noch wird.
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