. Nicht nur die Muskeln selber können behandelt werden, sondern auch die Faszien drum herum. Die können nämlich nach einer Zeit mal zu sehr am Muskel kleben.

Blackroll und Faszientherapie: Zwei Begriffe, die in diesem Jahr im Bereich der Rückenfitness plötzlich überall zu finden sind. Doch was genau sind eigentlich Faszien und warum gibt es derzeit diesen Hype? WAZ-Rückenfitexperte Alexander Fräcke erklärt, um was es bei diesen Übungen geht.

Es kommt schleichend. Beim Tennis hat der Aufschlag immer geklappt, plötzlich merkt man, dass der Bewegungsablauf nicht mehr so flüssig ist. Beim Fahrradfahren fühlt sich der Oberschenkel plötzlich schwer und nicht mehr so beweglich an. Doch man spürt keine Schmerzen, ein Muskelkater scheint es nicht zu sein.

„Faszien befinden sich um einen Muskel drum herum. Diese können aber plötzlich verkleben und behindern den Muskel dann so in seiner Bewegungsfreiheit“, erklärt der Heiligenhauser Physiotherapeut Alexander Fräcke. „Wenn ich also plötzlich ein eingeschränktes Bewegungsfeld in einem großflächigen Bereich habe, dann ist das ein Anzeichen dafür, dass das mit den Faszien zusammenhängen könnte.“

Kein direkter Schmerzpunkt

Das Tückische dabei ist: „Es gibt keinen Schmerzpunkt, man kann nicht sagen: Genau hier tut es weh. Faszien betreffen immer eine Region“, beschreibt Fräcke. Und da setzt die Faszientherapie an. „Es gibt ja keine muskulären Probleme, sondern ich muss versuchen, den Muskel wieder frei zu kriegen. Dazu kann man die derzeit beliebten Blackrolls benutzen, ich empfehle aber meinen Patienten auch ganz normale Alltagsgegenstände, wie einen Tennisball oder auch ein Nudelholz.“

Die Übungen, die man dann für die einzelnen Körperregionen machen kann, sind vielseitig. Im Internet gebe es diverse Anleitungen, es gibt aber auch immer mehr Fitnessstudios, die Kurse anbieten. „Man spürt sofort etwas und die Übungen sind oft auch anstrengend und somit ein Training für den Körper.“

Faszien lockern für freie Muskulatur

Die Faszien zu lockern kann jedoch eine schmerzhafte Angelegenheit sein. „Währenddessen tut es weh, aber auch im Anschluss daran. Es fühlt sich an wie schlimmer Muskelkater, so kann man es vergleichen“, berichtet der Rückenfitexperte. Denn mit den Rollen und Bällen bearbeitet man das Bindegewebe. „Es sind Weichteilstrukturen, die die Muskulatur stärken, den Muskel halten und stützen. Man kann sich das vorstellen wie die Hornhaut am Fuß“, so Fräcke.

Wenn die Faszien dann aber verbacken, geben sie dem Muskel eben keinen Spielraum mehr. Und das muss wieder hergestellt werden. „Je weicher das Gewebe ist, desto lockerer ist der Muskel“, erklärt der Physiotherapeut.

Das Schöne an dem Faszientraining sei, dass man dabei sein eigenes Körpergewicht einsetzen könne. Fräcke: „Das ist auch ein weiterer Trend im Fitnessbereich, dass man statt schwerer Hanteln seinen Körper als Fitnessstation benutzt. Faszientherapie und Training ist also keine Wellnessbehandlung.“ Alle zwei Tage empfiehlt er, Übungen zu absolvieren, oder nach Bedarf. „Bei akuten Verletzungen, zum Beispiel an den Bändern, sollte man jedoch von diesem Training absehen.“