Heiligenhaus. . Amtshilfe-Verfahren: Bezirksregierung fordert Anmietung der Turnhalle Am Sportfeld ein. Das erste Ersuchen Anfang Juli lehnte Kämmerer Beck noch ab. Nun entscheidet die Politik.

48 Sportstätten im Land Nordrhein-Westfalen werden derzeit für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt, acht davon befinden sich im Kreis Mettmann. Am heutigen Donnerstag wird die Stadtverwaltung im Ausschuss für Bildung und Sport darüber informieren, warum Heiligenhaus nun ebenfalls eine Sporthalle zur Verfügung stellt.

Genauer gesagt, zur Verfügung stellen muss, im Zuge eines Amtshilfe-Verfahrens. Amtshilfe ist die Hilfeleistung einer Behörde für eine andere. In diesem Fall leistet die Stadt Heiligenhaus der Bezirksregierung Arnsberg als Behörde des Landes Hilfe bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Anfang Juli kam nach Auskunft von Kämmerer Michael Beck die erste Anfrage bezüglich der Sporthalle Am Sportfeld, „die ich zum damaligen Zeitpunkt abgelehnt habe“. Zum Beginn der vergangenen Woche wurde das Hilfeersuchen dann dringend, die direkt neben der Landesasylunterkunft gelegene Sportstätte anzumieten. „6600 bis 7000 Flüchtlinge kommen pro Woche nach NRW“, sagt Beck, „das Land sucht händeringend Unterkünfte, damit die Leute nicht im Freien schlafen müssen.“

Die Bezirksregierung werde die Halle mieten, so dass auch das Land für die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge zuständig ist. Wie bei der Notunterkunft in der ehemaligen International School werden diese Flüchtlinge ebenfalls auf die Zuweisung von Asylsuchenden angerechnet. Beck: „Es gibt Gemeinden, die das Hilfeersuchen abgelehnt haben – die Sporthallen sind eingezogen worden.“ Dass dies möglich ist, zeigt das Beispiel der Stadt Langenfeld, die auf ihrer Homepage mitteilt: „Mit der für eine Kommune aus Sicht des Landes Nordrhein-Westfalen bindenden Verpflichtung der Amtshilfe ordnete die Bezirksregierung Arnsberg an, dass die Stadt Langenfeld eine Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge vorzuhalten hat.“ Innerhalb weniger Stunden musste Platz für 150 Menschen geschaffen werden – in Turnhallen.

Alternative Trainingszeiten

Das möchte der Heiligenhauser Kämmerer vermeiden, die Vermietung soll politisch gewollt sein und unterstützt werden. Dass dies zu Lasten der Sportler geht, ist Michael Beck klar. Die SSVg wie auch Bernhard Grote als Vertreter des Stadt-Sport-Verbandes (SSV) seien direkt informiert worden. Für die gut 500 Aktiven des Vereins, die in dieser Halle Sport betreiben, wurden alternative Zeiten in anderen Turnhallen aufgezeigt. Beck: „Das sind Vorschläge. Ich bin davon ausgegangen, dass sich die Vereine unter der Leitung des SSV an einen Tisch setzen, um eventuell auch Hallenzeiten zu tauschen.“

Ein gespanntes Verhältnis

Sportvereine und Stadt – das Verhältnis ist nicht ganz störungsfrei. Bernhard Grote vom Stadt-Sport-Verband (SSV) erinnert sich an den langen Kampf um eine weitere Sportstätte, bevor es zur Errichtung einer Mehrzweckhalle im Umweltbildungszentrum kam. Er erinnert sich an die zähen Verhandlungen in punkto Hallengebühr. „Und nun schießt die Verwaltung da ein Papier in die Runde, ohne mit den Vereinen mal vorher darüber zu sprechen.“ Warum und wieso die Turnhalle Am Sportfeld zur Unterbringung von Flüchtlingen herhalten muss, darüber habe man nichts erfahren, moniert Grote.

Dass sich da Empörung unter den betroffenen Sportlern breit macht, gar Übungsleiterinnen samt Sportlerinnen am Sonntag vors Rathaus gezogen sind (die WAZ berichtete), kann er verstehen. Gut 4900 Menschen sind in den 22 Sportvereinen in Heiligenhaus organisiert, Hallenzeiten sind aufgrund der Ausdehnung des Schulsports in den Nachmittag knapper geworden. Und nun müsse man noch enger zusammenrücken.

Wenn es darum gehe, Trainingszeiten unter den Vereinen zu tauschen, damit Übungsleiter optimal eingesetzt und Hallen ausgelastet sind, „werden wir Kompromisse finden“, ist sich Grote sicher. Nur sehe er im Gegensatz zum Kämmerer die Schul- und Sportverwaltung in der Pflicht, einen solchen runden Tisch zu initiieren: „Denn die Verwaltung vergibt die Hallenzeiten.“