Heiligenhaus. . Vom Milchvieh zur Pferdepension: Nadine Schütte verbindet das Hobby mit dem Beruf und bewirtschaftet mit Jörg Heesen das Gut Römersheide am Nassenkamp.

Nadine Schütte hat sich mit ihrem Arbeitsplatz einen Mädchentraum erfüllt. „Ich war schon immer ein Pferdefreak“, sagt sie und lacht. Sie hat die blonden Haare hochgebunden, sitzt auf der Treppe vor dem Bruchstein-Wohngebäude und blickt auf den gefegten Hof. Das Hobby mit dem Beruf verbinden zu können, sei einfach toll. Ein Schreibtischjob kommt für Nadine Schütte gar nicht erst in die Tüte. Verstehen kann man sie, wenn man sich einen Moment auf die Umgebung konzentriert. Gelbe Haferfelder vor der Nase und munteres Vogelgezwitscher im Ohr – es gibt durchaus schlechtere Orte, um sein Brot zu verdienen.

Dort, wo die gebürtige Velberterin einst ihre ersten ungelenken Reitversuche unternahm, kümmert sie sich heute um die Pferde anderer Leute. Gemeinsam mit Jörg Heesen bewirtschaftet die 32-Jährige das Gut Römersheide am Nassenkamp. Heesen pachtete den Hof und die angrenzenden Ländereien 1996 von der Eigentümerfamilie Scharrenberg.

Boxen für 40 Pferde

Schon sie hatten sich nach und nach auf die Pferdehaltung konzentriert. Die Stallungen des im Jahr 1853 von den Vorfahren der heutigen Eigentümer gekauften Guts beherbergten bis 1974 vorwiegend Milchvieh. Später stellten die Landwirte bis 1993 auf Mutterkuh- und Pferdehaltung um. In dem Gebäudeensemble verteilen sich heute die Boxen von 35 bis 40 Pferden. Auch Lou hat hier ihr frisch mit Stroh eingestreutes Reich. Der Fuchs steht schon seit gut zehn Jahren auf dem Hof. Wie andere Einstaller auch, bleiben Lous Besitzer dem Gut Römersheide über viele Jahre treu. Schließlich findet sich neben der idyllischen Lage auf dem Hof von der Reithalle bis zum Longierplatz vieles, was Reiterherzen höher schlagen lässt.

Die Belange der Landwirtschaft

Nadine Schütte krault Hofhund Jack durchs Fell und marschiert zielsicher auf die Reithalle zu. Die stand schon, als Heesen den Hof pachtete. „Direkt dahinter liegen unsere Winter-Paddocks“, sagt sie. Und erklärt auch gleich, warum die für ihre tierischen Pensionsgäste so wichtig sind. Auf den kompakten eingezäunten Rechtecken stehen die Pferde im Winter in Dreier- oder Vierergruppen tagsüber an der frischen Luft. Damit sie bei schlechtem Wetter nicht mit den Hufen im Matsch versinken, sind die Plätze geschottert. Gleich dahinter findet sich der 20 mal 40 Meter messende Reitplatz, den das Duo vor rund fünf Jahren für die Reiter angelegt hat.

Püppi, die schwarze Hofkatze, streift Nadine Schütte um die Beine, während sie vor den Futtersilos steht und ein ausgeklügeltes System zur Mischung von Kraftfutter erklärt. Der auf den eigenen Feldern angebaute Hafer wird dort gequetscht und mit Maisflocken und Hafermineralien gemixt. Raps, Gerste, Weizen und Hafer: 28 Hektar Land bewirtschaftet Jörg Heesen, während sich Nadine Schütte überwiegend um die Stallarbeit kümmert.

Nadine Schütte liebt ihren Job an der frischen Luft und wünscht sich manches Mal mehr Verständnis für die Belange der Landwirtschaft. Das fange bei ganz kleinen Dingen an. „Alle wollen Brot essen, aber der Trecker auf der Straße ist schon zu viel verlangt“, ärgert sie sich. Oder die Tatsache, dass möglichst natürlich gedüngt werden solle, sich dann aber viele über den Geruch von Kuhmist oder Gülle aufregten. Das Leben ist eben kein Ponyhof. Noch nicht mal auf dem Pferdehof.