Heiligenhaus. . Familie Wolff hat die Stallung ihres Hofs am Abtskücher Stauteich mit viel Mühe zu einem beliebten Treffpunkt für Spaziergänger umgebaut.
Mit Ferien auf dem Bauernhof fing alles an. Inzwischen führt Martina Wolff gemeinsam mit ihrem Mann Norbert selbst einen Hof. Und das schon seit gut dreißig Jahren. Jahrzehnte, in denen sich die Arbeit auf dem Hof rapide gewandelt hat. Der Vollerwerbsbetrieb von einst ist einem hübschen Hofcafé mit angeschlossener Pferdepension gewichen.
Martina Wolff lacht, als sie von ihrem beruflichen Werdegang berichtet. Die gebürtige Düsseldorferin schlug zunächst eine Beamtenlaufbahn bei der dortigen Stadtverwaltung an. Doch es hielt sie nicht auf ihrem Bürostuhl. Sie wollte raus in die Natur und das nötige Fachwissen bei einem Landwirtschaftsstudium erwerben. Als echtem Stadtkind empfahl man ihr jedoch zuerst eine Ausbildung zur Landwirtin. „Um alles von der Pike auf zu lernen“, sagt sie. Das tat sie in Wuppertal und lernte auf dem Weg zur Landwirtin auch noch ihren heutigen Ehemann kennen. Wie der Zufall es wollte, stammte der gelernte Landwirtschaftsmeister selbst von einem Bauernhof.
Eine Pension für Pferde
Martina Wolff schloss ihre Ausbildung ab und legte gleich noch in Mettmann und Wülfrath mit Landwirtschaftlicher Hauswirtschaft nach. Das Studium trat sie dann nicht mehr an, schließlich gab es den Hof ihres Mannes in der Abtsküche zu bewirtschaften. „Anfangs habe ich hier noch die Kühe gemolken“, erinnert sich die 55-Jährige an eine Phase, in der die Stallarbeit viel Zeit und Kraft kostete. In den ehemaligen Kuh- und Schweineställen am Hof an der Abtskücher Straße schnauben heute die Pensions-Pferde. Der radikale Umbruch in der Bewirtschaftung des Hofs war eher der Not als dem eigenen Wunsch geschuldet.
Seit 1900 hatten die Wolffs die Hofstelle und Ländereien gepachtet, zuletzt von der Stadt. Die wollte das Gebäude irgendwann jedoch veräußern. Um das Elternhaus nicht zu verlieren, kauften Martina und Norbert Wolff es der Stadt ab. Doch ohne die entsprechenden Hektar Land war das Bestehen ihres Betriebs nicht mehr möglich. „Wir haben unsere Tiere immer mit dem selbst angebauten Getreide gefüttert“, sagt Martina Wolff.
Schweren Herzens gaben sie den Vollerwerbsbetrieb auf und stellten im Nebenerwerb auf Pferdehaltung um. Um den schönen Reittieren und ihren Besitzern optimale Bedingungen zu liefern, pachteten sie Wiesen in der Nähe an. Schweine- und Kuhstall sind den Boxen von 16 Pferden gewichen. „Ich hatte Erfahrung mit Pferden“, sagt Martina Wolff. Da lag der Betrieb der Pferdepension nahe.
Fünfjährige Bauzeit
Als zweites Standbein eröffnete das Paar 2009 sein Hofcafé am Abtskücher Stauteich. Mit Mitteln von Land und Landwirtschaftskammer, die diese für die Umnutzung landwirtschaftlicher Gebäude ausschütteten, entstand ein charmantes Café mit Blick auf den von Bäumen umsäumten See.
Direkt am Stauteich gelegen
Den Abtskücher Hof mit seinem schmucken Hofcafé findet man direkt am Abtskücher Stauteich. Die genaue Adresse lautet Abtskücher Straße 40.
Die Räumlichkeiten mit vorgelagerter und überdachter Terrasse bieten auch bei Familienfeiern und Veranstaltungen Platz für bis zu 50 Personen.
Das Café hat mittwochs bis sonntags zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet und bietet hausgemachten Kuchen und Torten an. Montags und dienstags bleiben die Türen des umgebauten Stalls geschlossen.
Nach fünfjähriger Bauzeit gab es an einem der liebsten Spazierwege der Heiligenhauser endlich einen Platz zum Kaffeetrinken. Die Lage des denkmalgeschützten Gebäudes mit offener Remise und Blick auf den Stauteich könnte kaum besser geeignet sein. Kein Wunder, dass die Café-Besucher Martina Wolff am ersten Tag überrollten. „Wir waren einfach noch nicht eingespielt und nicht auf diesen Ansturm vorbereitet“, erinnert sie sich schmunzelnd. Inzwischen haben sich Team und Eigentümer auf den guten Zuspruch und die Wünsche ihrer Gäste eingestellt. Die Rezepte aus dem Wolffschen Familienbackbuch sorgen zwar für jede Menge süße Abwechslung auf dem Kuchenteller – absoluter Liebling der Café-Gäste war, ist und bleibt jedoch: Stachelbeer-Baiser.
Ganz im Zeichen der Landwirtschaft
Dreht man die Zeit 50 Jahre zurück, lebten in den Ställen der Heiligenhauser Landwirte ein paar Kaltblüter, einige Sauen, Kühe mit ihren Kälbern, Jungrinder, Enten, ein Dutzend Mastschweine und eine Schar Hühner. Eine tierische Vielfalt, die man heute wohl kaum noch in den Ställen der heimischen Landwirte findet. Wer sich nicht spezialisiert, kann seine Stalltüren für immer schließen.
Im Heiligenhauser Stadtgebiet gibt es heute nur noch eine Hand voll Landwirte. In der WAZ-Serie „Bauernhof-Geschichte(n)“ stellen wir den Lesern in der nächsten Zeit die noch verbliebenen Höfe mit ihrer Spezialisierung vor. Wir berichten aus dem Alltag der Betreiber, über die Geschichte ihres Hofs und, welche Sorgen sie umtreiben.
Kennen auch Sie, liebe Leser, noch einen Heiligenhauser Landwirt, dessen Arbeit und Hof einmal in der Zeitung vorgestellt werden sollten? Dann melden Sie sich doch einfach telefonisch in der WAZ-Redaktion unter 02056/985312 oder per Mail an redaktion.heiligenhaus@waz.de.