„Am 24. ist Schluss” Ein Satz, den viele Kunden erst mal missverstehen: „Wie lange machen Sie denn Weihnachtspause?” Die Antwort auf diese Nachfrage überrascht: „Für immer.” Der Tabak- und Zeitschriftenladen auf dem Rathausplatz ist ab dem 24. Dezember Geschichte.

Aus der Zeit vor dem Umbau in den 1990er Jahren stammt dieses Archivbild des Pavillons. An der östlichen Seite sind noch die bodentiefen und abgerundeten Fenster zu sehen – Vorbild für den erneuten Umbau, der erfolgen soll bevor 2009 neue Mieter einziehen. Foto: WAZ-Archiv
Aus der Zeit vor dem Umbau in den 1990er Jahren stammt dieses Archivbild des Pavillons. An der östlichen Seite sind noch die bodentiefen und abgerundeten Fenster zu sehen – Vorbild für den erneuten Umbau, der erfolgen soll bevor 2009 neue Mieter einziehen. Foto: WAZ-Archiv © WAZ

Der mehr als 50 Jahre alte Pavillon hingegen bleibt. Und er soll nicht lange leer stehen. Zigaretten und Zigarren wird man dort aber nicht mehr bekommen.

Dass Gebäude mit 38 Quadratmetern Nutzfläche gehört der Stadt. Dass neben der Bushaltestelle demnächst Fast food verkauft wird, ist gerüchteweise zu hören. „Keine Pommesbude!”, das versichert Volker Hoven von der Immobilienwirtschaft auf Nachfragen der WAZ. Konkreter will er nicht werden: Mietverträge werden unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgehandelt. Immerhin so viel, verrät er noch: „Vor einer neuen Nutzung wollen wir den Pavillon aufwerten, die städtebauliche Qualität verbessern.” Die ursprüngliche Optik des Gebäudes soll aufgegriffen werden.

Der Pavillon wurde bereits 1956 errichtet: als Bus-Wartehalle mit Ladeneinbau. Mit der Neugestaltung des Rathauses Mitte der 1990er Jahre ist auch die Wartehalle umgebaut worden und dabei sind auch die bodentiefen Fenster weggefallen, die den kleinen Bau an der östlichen Seite abgerundet haben. Diese Glasfront will die Stadt Anfang kommenden Jahres wieder herstellen – „ein stylischer 50er-Jahre-Pavillon”, so stellt sich Bürgermeister Jan Heinisch das kleine Ladenlokal am Rande des Rathausplatzes vor.

Filiale war nicht mehr wirtschaftlich

1996 hatte die Wolsdorff Tobacco GmbH den Tabak- und Pfeifenladen von Dieter Wolff übernommen. Nach zwölf Jahren ist nun Schluss. „Die Filiale war nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben”, sagt Norbert Schulz, der als Bezirksleiter für die Wolsdorff GmbH seit vier Jahren für den Standort Heiligenhaus zuständig war. Die Ursachen für die sinkenden Umsätze sieht er allerdings weniger in der neuen Gesetzgebung, die vielleicht manchen Raucher zum Nichtraucher werden lassen.

„Heiligenhaus hat generell an Einwohnern verloren” und auch das habe man zu spüren bekommen. Da der Mietvertrag mit der Stadt gerade neu zur Verhandlung anstand, habe man den Standort genau unter die Lupe genommen und sich schließlich zur Aufgabe entscheiden. „Auch, weil wir einen erheblichen Investitionsbedarf gesehen haben”, erklärt Norbert Schulz. Etwaige Modernisierungskosten hätten jedoch in keinem Verhältnis zum Ertrag gestanden.

Fast 150 Filialen

Die Wolsdorff Tobacco GmbH wurde 1907 von dem Hamburger Kaufmann Emil Wolfsdorff gegründet, die Zentrale ist auch heute noch in der Hansestadt.

Zum 90-jährigen Bestehen wurde das Traditionsunternehmen, das bis dahin fest in Familienhand war, allerdings von der Schweizer Davidoff Group übernommen. Aktuell werden in Deutschland fast 150 Filialen betrieben; Branchenberichten zufolge beschäftigt die GmbH zwischen Hamburg und München mehr als 700 Mitarbeiter. Zigarren, Pfeifentabak, Zigaretten und alles, was Raucher sonst so brauchen bilden das Kernsortiment.

Dass die Wolsdorff GmbH ihren Mitarbeitern das Weihnachtsfest nicht mit Kündigungen vermiest, verspricht Schulz: „Sie arbeiten für uns in bestehenden Filialen weiter.” Da das Unternehmen insgesamt weiter wachse, sieht man darin kein Problem.