. Für zwei Areale der Oberstadt und das Dörrenhaus-Gelände übernehmen Experten der Landesgesellschaft BEG nun die Vermittlung. Ziel: neue Nutzung.
„Stadtentwicklung ist kein 100-Meter-Sprint“, weiß Harald Flügge, „sondern eher ein Marathonlauf“. Mit dieser Perspektive sieht der Technische Beigeordnete seine neuen Mitstreiter vom Flächenpool NRW wohl auf der Mittelstrecke: das Ziel fest im Blick. „Aus einem stark umkämpften Bewerberfeld“, Flügge bleibt im sportlichen Bild, habe sich die Stadt mit drei Standorten durchgesetzt.
Der Flächenpool bedient nun zwei Areale in der Oberstadt, nördlich und südlich der Hauptstraße, sowie das Firmengelände Dörrenhaus in Hetterscheidt. Für dieses Stadt-Entree sieht der Beigeordnete eiligen Handlungsbedarf: „Man kommt automatisch von der A 44 an dem Gebäude vorbei und sieht kein Zeichen von Prosperität, sondern ein Zeichen von nicht geschafftem Strukturwandel.“
Der Trend: zurück in die Innenstadt
Brachgefallene Flächen wieder nutzbar zu machen, war ein Haupt-Anliegen, den Flächenpool NRW einzuführen. Das ist keine neue Behörde, „sondern letztlich ein Haushaltstitel“, erklärt Thomas Lennertz. Der Geschäftsführer der Bahnflächen-Entwicklungsgesellschaft NRW (BEG) erläuterte am Mittwoch im Rathaus mit Projektleiterin Barbara Eickelkamp jene Mittler-Rolle, welche die „Methode“ Flächenpool ausfüllen soll: „damit man nicht auf die grüne Wiese muss“ und dort naturnahe Flächen verschleißt.
Je Standort geben sich die Pool-Mitarbeiter aus dem Hause BEG Zeit; 60 bis 75 Prozent der Kosten übernimmt das Land. Die Projektleiterin richtet zwar kein Büro in Heiligenhaus ein, wird aber oft vor Ort sein. „Wir bringen Fachleute mit – auch zu Begehungen“, erklärt Thomas Lennertz. „Das ist einiges an Zeitaufwand.“ Bei Industriebrachen geht die Dienstleistung bis zu Bodenuntersuchungen – bei allen untergenutzten Grundstücken bis zur präzisen Analyse jener Kosten, die aufzubringen sind, um den Standort für eine bessere Nutzung fit zu machen.
Mit „dringlichem“ Bedarf
Betreuen will der Flächenpool (personell betrachtet das gemeinsame Signet von Urban.NRW und der BEG) eigentlich alle Städte, die sich mit ihren Problem-Arealen bewerben. „Aber manche sind dringlicher“, erklärt BEG-Geschäftsführer Thomas Lennertz, „andere stellen wir zurück“. 40 Städte meldeten sich mit fast 170 Standorten: die drei aus Heiligenhaus zählen demnach auch aus Landessicht zu den „dringlichen“ Fällen.
Mit den Eigentümern gab es Vorgespräche bereits während der Bewerbungsphase. Jetzt muss noch der Rat der Vereinbarung zwischen Stadt und Flächenpool-Trägern zustimmen, dann werden die „Spielregeln“ in einer Konsensvereinbarung festgehalten.
Je nach Bedarf für Beratung und Hilfe schließen auch die Eigentümer Verträge mit den Flächenpool-Dienstleistern. Das Gros der Kosten aber trägt das Land.
Welche Nutzung? „Das ist offen“, betont Harald Flügge. „Das könnten auch interessante innerstädtische Wohnstandorte sein.“ Für die Zukunft des einstigen Industriedorfes mit vielen kleinen Gewerbe-Immobilien in der Ortsmitte verweisen der Beigeordnete und die „Flächenpooler“ unisono auf den Trend der Menschen „50 plus“ zurück in die Innenstädte – und zwar unabhängig von der Größe oder Kleinheit der Stadt. Heiligenhaus biete von seinem Höhenrücken (der Hauptstraße) städtisches Wohnen mit Fernblick ins Grüne. „Diesen Weg müssen wir weitergehen“, so Flügge.
Das Flächenpool-Team ist dazu da, positive Grundstücks-Nutzungen für die Eigentümer so einfach wie möglich zu machen: „Das ganze Fachchinesisch wollen sie nicht hören“, weiß Thomas Lennertz. Seine Mitarbeiter haben weder kommerzielle noch kommunalpolitische Interessen; sie seien neutrale, fachlich kompetente Vermittler. Manchmal herrsche „Sprachlosigkeit“ zwischen Verwaltung und Grundstücks-Eigentümern. Ihr will der Flächenpool ein Ende machen: zur Wertsteigerung für beide Seiten.