Heiligenhaus. . Der ehemalige heilpädagogische Kindergarten in Tüschen kann im Bedarfsfall Asylbewerber beherbergen. Die Tüschener Interessensgemeinschaft fordert, davon abzusehen.
Es ist keine Situation, die nur Heiligenhaus betrifft: Der Flüchtlingsansturm ebbt nicht ab, deutschlandweit stehen die Kommunen vor dem Problem: Wohin mit den Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen Asyl beantragen?
Nachdem es bereits rund um die Unterbringung in der ehemaligen Schule an der Ludgerusstraße erhebliche Diskussionen gegeben hat, folgt nun die nächste. Der ehemals heilpädagogische Kindergarten in Tüschen wurde Anfang März als mögliche Notunterkunft hergerichtet. „Ich fürchte, was einige nicht verstehen: Es geht hier um akute Notfälle! Wir haben eine Not der Unterbringung von Menschen, und in Heiligenhaus ist die Auswahl von Standorten leider überschaubar“, äußert sich Bürgermeister Dr. Jan Heinisch zur aktuellen Diskussion.
Einen offenen Brief hat die Interessensgemeinschaft Tüschen ihm und den Ratsmitgliedern zukommen lassen, in dem sie ihre erheblichen Bedenken zu diesem Standort zum Ausdruck bringt. Vier Punkte werden hier kritisiert: Die fehlende Informationspolitik seitens der Stadt gegenüber den Bürgern, der bauliche Zustand des Gebäudes, welches abgerissen werden sollte, die Standortauswahl in der Einfamilienhaussiedlung sei nicht Gebietsverträglich für ein Flüchtlingsauffanglager sowie fehlende Infos zur möglichen Betreuung der Asylbewerber und der Anwohner.
Die Interessensgemeinschaft fordert Bürgermeister und Ratsmitglieder auf, vom Standort Tüschen abzusehen.
„Egal, wo wir eine Unterkunft errichten, werden wir immer mit Gegenwind rechnen müssen“, glaubt Bürgermeister Heinisch. „Es ist ein akutes Thema, wir haben es über die Presse bekannt gegeben, denn wie groß soll ich den Informationskreis ziehen? Und hätte es die Anwohner bewogen, anders zu entscheiden?“, fragt sich Heinisch. Der Rat habe bereits im letzten Jahr beschlossen, dass die Verwaltung in Notsituationen andere Unterkünfte suchen müsse. „Klar ist: Es wird keine Immobilie für Jahrzehnte, es ist eine reine Notlösung. Aber das Gebäude ist nicht einsturzgefährdet und Schimmel gibt es nur im Keller, den wir nicht nutzen werden.“
„Ich war ein wenig erschrocken darüber, dass die Nachbarschaft so vehement dagegen ist“, berichtet die Tüschenerin Angelika Meyendriesch, die sich mit einem Leserbrief an die WAZ-Redaktion wendet. Die Tendenz der Interessensgemeinschaft wolle sie nicht unterstützen: „Ich dachte, es sei ein Info- und Beratungsabend, aber es gab keine Infos, sondern es ging nur um Wertminderung der Häuser“, berichtet sie. „Ich war die Einzige, die offen gesagt hat, dass ich das nicht gut finde. Aber hinterher kamen einige zu mir, die mir Unterstützung zugesagt haben.“ Eine Willkommenskultur fordert sie: „Ich möchte helfen und nicht wegschauen.“