Heiligenhaus. . Mit Wheelmap.org soll es für Rollstuhlfahrer leichter werden, sich auf einen Stadtbesuch vorzubereiten. Die Leos Niederberg haben sich die Stadt auf ihre Barrierefreiheit hin angeguckt,

Barrierefreiheit – ein Traum für alle Rollstuhlfahrer oder Rollatorbenutzer. Ein Besuch in der Stadt ist so spontan gar nicht machbar, denn oft weiß man gar nicht: Komme ich als Rollstuhlfahrer eigentlich ohne Probleme in den Laden, in den ich hinein muss? Hilfe kommt nun aus dem Internet und für Smartphone-Benutzer: Eine App zeigt und beschreibt, wie es vor Ort für Rollstuhlfahrer aussieht.

Vanessa Geisler kennt sie, all die Hürden, die ihr täglich begegnen, wenn sie unterwegs ist. Komme ich heute ohne Probleme dahin, wo ich hin muss oder will? „Von barrierefreien Städten kann man noch lange nicht sprechen“, ist die Rollstuhlfahrerin schon fast amüsiert über die Nachfrage. „Gucken Sie mal, wie soll ich denn ohne Hilfe in die Bäckerei, wenn da vier Stufen sind, die ich hoch muss?“

Barrieren gibt es überall

Auf den ersten Blick fallen dem Fußgänger solche Barrieren gar nicht auf. Auch ein Eingang kann eine Barriere sein, ist dieser mit Ware oder Plakaten zugestellt. „Ich brauche ja einen gewissen Platz, das kann dann auch schon mal zur Hürde werden.“ Aber Vanessa Geisler ist nicht auf den Mund gefallen. „Sie sagt auch schon mal, wenn sie Hilfe braucht, aber das macht eben nicht jeder“, weiß Bianka Watteroth vom Velberter Verein für Menschen mit Behinderungen Pro Mobil zu berichten. „Andere stehen dann vor einer unüberwindbaren Hürde.“ Selbst wenn eine betreuende Person mit dabei ist, kann es zu Problemen kommen. „Wenn wir zum ersten Mal irgendwo sind, ist es für uns dann eine riesige Überraschung, ob wir überhaupt alles so schaffen“, erklärt Watteroth.

Eine App will hier nun Abhilfe schaffen. Wheelmap heißt die Anwendung, die das Leben einfacher machen soll. Übersichtlich gestaltet, gibt man hier eine Stadt ein und sieht dann sehr detailliert verzeichnet, wo sich die Geschäfte befinden, wo es Parkplätze und sonstige Institutionen gibt. „Wir haben von dieser App gehört und wollten darauf aufmerksam machen“, beschreibt Julia Wagner von den niederbergischen Leos, der Jugendorganisation der Lions.

Aber nicht nur aufmerksam auf die App wollten die Leos machen, sondern auch aktiv dabei mithelfen, dass Menschen im Raum Niederberg mit an der App arbeiten können. Denn diese ist auf Mithilfe angewiesen. Jedes Geschäft und alle Institutionen sind zunächst grau markiert: Hier gibt es also noch keine Infos darüber, ob es barrierefrei ist oder nicht. „Hilf mit und markiere diesen Ort“, fordert die Anwendung dann auf.

Orte werden kategorisiert

Drei Kategorien gibt es dann zur Auswahl: nicht, teilweise und voll rollstuhlgerecht, markiert in rot, orange und grün. Das Rathaus ist bereits grün markiert, orange das Immanuel-Kant-Gymnasium und rot die öffentliche Toilette. „Ich bin total begeistert“, findet Vanessa Geisler.

Gemeinsam mit Vanessa Geisler und Bianka Watteroth, die die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrer einschätzen können, haben sich dann die Leos Julia Wagner, Philipp Heuer und Solveigh Meyer auf eine Heiligenhauser Stadttour gemacht, um Markierungen zu überprüfen und weitere zu ergänzen. Einen Blumenladen haben sie rot markiert, „denn hier ist alles im Eingang voll gestellt, da kommt man gar nicht rein“, finden sie. Als sie bei der Trattoria Bella Italia messen, wie hoch die Treppen sind, kommt Koch Giuseppe Golizia gleich raus: „Wir haben uns schon gefragt, ob wir barrierefrei sind. Sind wir nicht? Dann lassen wir uns was einfallen“, verspricht er. Die bereits markierten grünen Orte können sie bestätigen, weitere Geschäfte müssen sie rot ankreiden. „Es ist eine wirkliche Erleichterung, wenn man vorher weiß, auf was man sich einstellen muss“, findet Bianka Watteroth von Pro Mobil. Kollegen wird sie die App empfehlen. Und hoffen, dass bald alle grauen Punkte bunt sind.