Heiligenhaus. . Das Meisterklassen-Konzert mit jungen Violinisten der Folkwang-Hochschule bereitete den Zuschauern in der Heiligenhauser Dorfkirche einen beglückenden Abend.

Noch einmal die Augen schließen. Dann geht es los. Die niederländische Jungstudentin Nana Moussault streicht weich und liebevoll über die Saiten ihrer Violine, als sie Bachs „Erste Partita h-moll“ melancholisch beginnt. Nervosität merkt man ihr nicht an.

Die 15-Jährige ist eine von zehn Solisten aus aller Welt, die einen Konzertabend vom Feinsten präsentierten: Mintcho Mintchevs 23. Internationale Violinen-Akademie gab am Sonntagabend bereits zum siebten Mal ein Meisterklassenkonzert in der Dorfkirche Isenbügel. Die jungen Künstler hatten zuvor nämlich die Ehre, mit dem berühmten bulgarischen Musikprofessor zwei Wochen lang intensiv und ungestört an ihren Programmen zu arbeiten.

Geboten wurde eine gute Mischung aus erstklassigen Kompositionen verschiedener Epochen. Jeder einzelne Geiger ließ jedoch auf seine eigene Art ein kleines musikalisches Wunder geschehen, das das Publikum in Staunen versetzte.

Wie schon in den letzten Jahren ist die Dozentin Marina Kapitanova eigens für die Klavier-Begleitung aus Sofia angereist, um den Konzertabend zu einem noch größeren Erfolg zu machen. Der 22-jährige brasilianische Violinist Nikolau Ratchev spielte den Anfang von Maurice Ravels „Blues und Perpetuum mobile“ so präzise, dass es wie ein Frage-und-Antwort-Spiel zwischen Klavier und Geige wirkte.

Nach dem Sommer-Kurs

Im bulgarischen Badeort Primorsko an der Schwarzmeerküste ist alljährlich ein ganzes Hotel für die sommerliche Meisterklasse von Prof. Mintcho Mintchev reserviert, in dem die jungen Violinisten von morgens bis abends üben können.

Das Konzert in Isenbügel dokumentiert die Arbeit der Meisterklasse in einer Auswahl.

Die Zuhörer waren auch gebannt, als die 21-jährige Jung Eun Hong aus Korea leidenschaftlich ihre Finger auf ihrem Saiteninstrument hüpfen ließ. Doch es war nicht nur ihre Fingerfertigkeit, die alle faszinierte, sondern ihr ganzer Körper, der wie unter Strom stand und sich zu jedem Ton bewegte.

Der Klang der Geige von Tae Hyung Kim erfüllte den ganzen Raum. So hingebungsvoll, wie er die „Schottische Phantasie“ von Max Bruch (1879) spielte, konnte das Publikum die Liebe zu seinem Instrument und zur Musik förmlich spüren. Zwar hatte Tae Hyung Angst, bevor er seinen Bogen an die Saiten setzte, weil er nichts falsch machen wollte, aber dieses Gefühl verflog, sobald die erste Note erklang. „Die Musik bedeutet für mich mein Leben“, war er nach seinem großen Auftritt stolz.

Spürbare Liebe zum Instrument

„Young Joon Kim zieht alle Register mit seiner Solosonate“, weiß Prof. Dr. Matthias Brzoska von der Folkwang Universität der Künste, der den Abend moderierte. Der junge Koreaner hielt fast während seines gesamten Auftritts die Augen geschlossen; dass er die Griffe und sein Instrument in- und auswendig kennt, ist selbstverständlich. Es macht Spaß, ihm zuzusehen, wie er nach manch technisch anspruchsvoller Passage lächelt.

Bis zum Schluss herrscht auch höchste Konzentration beim Folkwang-Jungstudenten Johannes Brzoska: Seine Violine spiegelt tiefe Emotionen im Meisterstück von Pablo de Sarasate. „Und diese konnten wir heute Abend fühlen“, verkündete feierlich Erika Otten, Vorsitzende des Förderkreises Dorfkirche Isenbügel, der zusammen mit dem Kulturbüro das Ereignis veranstaltete. „Von melancholisch traurig bis überglücklich war alles dabei“, resümierte sie die eineinhalb Stunden Klassik und fasste in Worte, was noch nicht jeder Zuschauer formulieren konnte. Barbara Hohle applaudiert euphorisch, denn das Konzert war für sie überwältigend. „Ich habe volle Bewunderung für diese jungen Leute. Sie üben viel, aber das kommt nicht von ungefähr, es steckt auch Begabung dahinter.“ Sie liebt diese Musik. Ihr Gatte Klaus Hohle bringt es auf den Punkt: „Ein Bouquet von Musik, von wunderbarer Musik.“