Heiligenhaus. . Mitglieder des Immobilienausschusses informierten sich über die Lebensbedingungen im ehemaligen Schulgebäude an der Ludgerusstraße. 60 Menschen sind dort untergebracht.

„Science preparation“ steht auf einem kleinen Schild neben der Tür. Dahinter befinden sich jedoch mitnichten Gerätschaften und Bücher zur Vorbereitung auf einen wissenschaftlichen Unterricht. Vielmehr rotiert dort gerade eine von zwei Waschmaschinen. Im Keller des ehemaligen Schulgebäudes Ludgerusstraße gebe es weitere Waschmöglichkeiten, informiert Gabriele Jäger vom städtischen Immobilienservice. Die Besucher drängeln sich im Gang, weiter geht es durch den Gebäudetrakt zu den Sanitäranlagen für Damen und Herren.

Zu einer Besichtigung der Asylbewerberunterkunft begrüßte am Mittwoch vor der eigentlichen Sitzung der Vorsitzende Nils Jasper die Mitglieder des Immobilienausschusses sowie interessierte Bürger. Als kundige Begleiter waren Sozialamtsleiter Jörg Saborni und Gabriele Jäger dabei. Ziel war es, die Umstände kennenzulernen, unter denen die derzeit 60 Asylbewerber dort leben, um anschließend in der Sitzung die Standortuntersuchung „Übergangswohnheim“ eines Gutachters einordnen zu können.

Drei Duschen sind kaputt

So sind bei der Besichtigung die Duschen zum Beispiel Thema. Sechs Stück gibt es, drei sind kaputt. „Ein Handwerkerfehler schon bei der Installation“, wie Gabriele Jäger berichtet. Ein Wasserschaden war die Folge; die Stadt meldete Regressansprüche an. Jörg Saborni ergänzt: „Mit einer Reparatur rechnen wir nun in 14 Tagen.“ Leider hätten die Bewohner der Unterkunft die Möglichkeit, in der Sporthalle am Sportfeld zweimal die Woche zu duschen, bislang nicht angenommen. „Wir wissen nicht, warum“, sagt Saborni.

Ebenfalls unklar ist, warum immer wieder Inventar der Küche beschädigt wird. Jäger: „Küche und Duschen werden einmal am Tag von der Putzfrau gereinigt. Für die Pflege der Geräte, wenn die Familien hier kochen, sind die Bewohner selbst verantwortlich.“ Nicht immer werde wohl gut damit umgegangen, stellen die Besucher fest.

Allerdings wird auch schnell klar, dass im Wohnheim ganz verschiedene Kulturen aufeinander prallen. Flüchtlinge aus Albanien, Mazedonien, Serbien, Ägypten, Afghanistan, Pakistan und der Türkei sind darunter. 28 Familienmitglieder und 32 alleinreisende Männer zählt Saborni auf. 15 Personen sind in der alten Hausmeisterwohnung an der Friedhofsallee untergekommen, sie kommen aus afrikanischen Staaten.

Neben einem Sozialarbeiter, der täglich vor Ort vorbeischaut „und den Bedarf der Menschen ermittelt“, freut sich Saborni über die ehrenamtliche Unterstützung der Stadtlotsen der Diakonie. Diese helfen bei der Beschaffung von Möbeln und bei Verständigungsproblemen.

„Wir bemühen uns, Wohnungen für die Familien zu finden“, erklärt der Sozialamtsleiter. Für eine sechsköpfige Familie aus Albanien stehe bald der Umzug an, erzählt ein Freund der Familie, als er die Besucher im Übergangsheim wahrnimmt. Nach vier Monaten in einem umfunktionierten Klassenraum ein echter Glücksfall. Denn bereitwillige Vermieter seien rar, erklärt Saborni. Aktuell führe er mit vier Eigentümern Gespräche.

Das Gutachten

In Auftrag gegeben wurde das Gutachten Anfang 2014. Untersucht wurden von dem Institut für Facility Management (Oberhausen) mehrere Standorte für eine dauerhafte Unterbringung von Asylbewerbern. Ziel soll es sein, eine haushaltstechnisch vertretbare Lösung zu finden. Neben den Häusern Ludgerusstraße, Friedhofsallee, Gohrstraße und Tüschen wurden externe Liegenschaften untersucht sowie ein Neubau an der Friedhofsallee kalkuliert.

Beraten wurde die Expertise jetzt im November, was von SPD und WAHL kritisiert wurde. Denn der Standort Altenheim Lindenstraße steht nicht mehr zur Verfügung (WAZ berichtete) – wird aber von einigen Politikern als gar nicht so schlechte Miet-Alternativlösung zur Ludgerusstraße angesehen.

Die dauerhafte Nutzung des ehemaligen Schulgebäudes Ludgerus­straße ist die Empfehlung des Instituts, die investiven Maßnahmen, die „ohne Zweifel notwendig sind“ (Gutachter Frank Werker), halten sich in Grenzen. Durch die derzeitige Nutzung des Gebäudes Friedhofsallee und die Anmietung von Wohnungen sei die Stadt in der Lage, flexibel auf den Asylbewerber-Zustrom zu reagieren