Theorien zum schiefen Turm der St.-Georgs-Kirche.

Er ist eins der bekanntesten, wenn nicht sogar das bekannteste Wahrzeichen Hattingens: der schiefe Kirchturm der St.-Georgs-Kirche in der Altstadt. Warum ist er schief? Es gibt mehrere Theorien.

In seinen „Sagen und Dichtungen” gibt Heimatforscher Harri Petras eine Version wieder, die zwar schön zu lesen, aber wohl kaum zu glauben ist: Der germanische Göttervater Wotan habe von seinem Sitz im Wodantal aus eifersüchtig jeden Tag beobachten müssen, wie der Kirchturm sich vor dem Lauf der Sonne verneigt habe, zuerst nach Osten, dann nach Süden, am Abend gen Westen. Dieser Respektlosigkeit überdrüssig, habe der Gott in einem Moment, in dem der Turm sich nach Westen neigte, einen Bann ausgesprochen – seitdem sei der Turm schief.

Wilfried Ruthmann indes, ebenfalls Heimatforscher sowie Diplom-Ingenieur und Architekt, glaubt dieser Erzählung ebenso wenig wie der, dass ein schlecht bezahlter Zimmermann so Rache genommen habe. Er hat bezüglich der West-Neigung eine andere Theorie: „Im Jahr der Fällung wurde das Holz verbaut, da war es noch feucht. Feuchtes Holz verzieht sich immer zur trocknenden Seite. Der Westen brachte am meisten Wind und Sonne, deshalb neigt sich der Turm in diese Richtung.” Auch an den Häusern der Altstadt sei dies zu erkennen, sagt Ruthmann.

Gisela Niemke, die für die Führungen in der St.-Georgs-Kirche zuständig ist, kennt diese Theorie, aber eben auch noch eine andere: „Es könnte Absicht des Bauherren gewesen sein, damit der Turm im Falle eines Einsturzes nicht auf das Kirchenschiff sondern auf ein Bürgerhaus fällt. Die waren einfacher wieder aufzubauen.” Jürgen Uphues von der Denkmalbehörde weist auf weitere Argumente hin, die diese Theorie stützen. Ein Spitzhelm wie auf der betreffenden Kirche, so Uphues, sei relativ stark wind- und blitzgefährdet. „Der Turm sollte nicht aufs Schiff donnern.”

Ein Turm, mehrere Theorien – die Neigung wird ein ewiges Mysterium bleiben.