An einem sehr versteckten Ort befindet sich ganz in der Nähe der bekannten „Hattingia” ein Kunstwerk, das in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich ist.
Den Würfel des Klever Künstlers Günther Zins, der zwischen der Rückseite des Alten Rathauses und dem Haus Kirchplatz 1 in ungefähr drei Metern Höhe installiert ist, entdecken nur Wenige.
Wer durch das Alte Rathaus in Richtung Kirchplatz schlendert, der sollte am Ende des Ganges einen Blick nach oben werfen. Um genauer zu sein: nach links oben. Dort ist ein zwölfstrebiger Würfel aus Stahl installiert, den man sonst übersieht. Der Kubus entstand 1987 und kam acht Jahre später – zur Ausstellung anlässlich der Wiedereröffnung des Alten Rathauses – nach Hattingen. Hier brachte man das Kunstwerk zwischen dem Alten Rathaus und der Rückseite des Hauses Kirchplatz 1 an.
Raum erfassen mit Draht
„Es war die Idee des Künstlers. Er wollte zeigen, dass man mit Kunst Menschen verbinden kann”, sagt Walter Ollenik, Leiter von Stadtkultur und Denkmalpflege. In diesem Fall verbindet Kunst anstelle der Menschen deren Häuser. Außerdem, sagt Ollenik, seien die Streben ja dem Fachwerk der Altstadt sehr ähnlich.
Der Ort, an dem der Würfel angebracht ist, ist auch wegen seiner Lage in der Altstadt ungewöhnlich: Der Kubus ist eines der wenigen Beispiele abstrakter Kunst, umgeben von alten Innenstadt-Gemäuern. Geht man die wenigen Meter weiter auf den Kirchplatz zur „Hattingia”, ist der Unterschied der verschiedenen Stile sofort sichtbar: Der Würfel ist abstrakt und entmaterialisiert, die „Hattingia” hingegen stellt eine Figur dar. Aber es gibt auch Gemeinsamkeiten: Die Statue ist aus Carrara-Marmor, der Kubus aus Stahl, beides klassisch, beides hochwertig. Nur anderen Richtungen und Epochen zuzuordnen.
Den Kontakt zu Günther Zins stellte 1995 die damalige Chefin des Kulturbüros, Beatrix Wirbelauer, mittlerweile für die Stadt Moers tätig, her. Der gebürtige Hesse brach als Jugendlicher die Schule ab und studierte später freie Malerei in Köln. Hauptsächlich arbeitet Zins nicht mit dem Pinsel, sondern beschäftigt sich mit dem Raum, den er mit Draht und Stahl zu erfassen versucht. Der Würfel ist eine Dauerleihgabe des Künstlers an die Stadt Hattingen.