Der Roman "Hitler and Mars Bars" der britischen Autorin Dianne Ascroft beginnt im März 1945 im Goldschmidt-Haus.Das Buch erzählt die Geschichte der Kinder Erich und Hans - und ihren Weg von Hattingen nach Irland

Eine intensive, bewegende Geschichte: Erich kommt vom Kinderheim in Bredenscheid durch die
Eine intensive, bewegende Geschichte: Erich kommt vom Kinderheim in Bredenscheid durch die "Operation Shamrock" des Roten Kreuzes nach Irland. Das Bild zeigt die Titel-Illustration.Foto: UK © WAZ

"Ich hoffe, Ihnen gefällt mein Buch", schreibt die Kanadierin Dianne Ascroft an die Redaktion der Hattinger Zeitung. Tut es, keine Frage. Denn wann hält man schon ein Buch in Händen, dessen erstes Kapitel in Bredenscheid spielt, noch dazu in englischer Sprache. "Hitler and Mars Bars" heißt der 338 Seiten starke Roman der 48-Jährigen, die in Nordirland lebt.

Das erste Kapitel heißt "The Gingerbread House" ("Das Lebkuchen Haus"), es spielt im März 1945. Hauptfigur ist der kleine Erich, der gleich auf der ersten Seite überraschenden Besuch seiner Mutter bekommt. Er liebt sie abgöttisch. Doch in einer schweren Bombennacht kommt sie ums Leben - Erich muss plötzlich für sich und seinen Bruder Hans die Verantwortung tragen. Nach dem ersten Kapitel führt die Geschichte die beiden ins Irland der Nachkriegsjahre.

Das Buch "Hitler and Mars Bars" wurde ausgezeichnet, von der britischen Presse gelobt und von Lesern geliebt. "Das Ende des Buches zu erreichen ist so ähnlich wie einem Freund Auf Wiedersehen zu sagen", schreibt Sue. "Wunderbar", sagt eine Kanadierin, "fesselnd" eine Engländerin.

Dianne Ascroft, die auch unter dem Pseudonym Dianne Trimble schreibt, ist in Kanada geboren, lebt nun aber mit ihrem Mann und vielen Tieren in Derrycullion, Nordirland. Sie mag die Musik der Dixie Chicks und von Bruce Springsteen, recherchierte vor mehreren Jahren in Hattingen.

Wieso sie so genau auf Hattingen, speziell Bredenscheid, gekommen ist, verrät Ascroft nicht, wohl aber, dass sie Stadtarchivar Thomas Weiß eine Menge zu verdanken hat. Der klärt indes auf: "Sie ist mit den beiden Jungen verwandt." Irgendwann klopften sie dann beim Stadtarchiv an, weil sie ihre Geschichte aufarbeiten wollten. Und siehe da, beide tauchten in den damaligen Melderegistern auf.

Thomas Weiß erzählt: "1943 hat es das Goldschmidt-Haus ebenso wie das Essener Kinderheim schwer erwischt. Daraufhin haben beide ihre Unterkunft getauscht." Viele Kinder kamen deshalb in Bredenscheid unter, "so weit ich weiß auch Marie-Luise Marjan", sagt Weiß. Er hat jede Zeile beim Lesen genossen: "Das ist eine schöne, spannende Geschichte."

Heute gehört das Haus Bredenscheid noch immer der Evonik Goldschmidt GmbH. "Im Wodantal - im Süden von Hattingen - finden Sie ein Schmuckstück, in dem Sie Ihre Tagungen oder Seminare ungestört abhalten können", sagt das Unternehmen heute. "Das Haus Bredenscheid wurde 1907 vom Essener Unternehmer und Chemiker Karl Goldschmidt als Erholungsstätte für seine Mitarbeiter gegründet." Schon bald wurde der Ort genutzt, um ungestörtes und entspanntes Arbeiten zu ermöglichen. Der ehemalige Gutshof - Haupthaus und Wirtschaftsgebäude - liegt in einem parkähnlichen Garten im Schulenbergwald.