Landwirt Dirk Börter-Gerwin nimmt den Bemberger Biohof mit 36 000 Hennen in Betrieb. Genehmigung steht noch aus.
Der Alltag von Landwirt Dirk Börter-Gerwin hat sich gewaltig geändert: Geschafft haben das 36 000 Legehennen, die vor etwa einer Woche in ihren neuen Stall eingezogen sind. Die Tiere leben in zwölf Abschnitten. In Gruppen mit jeweils 3000 Tieren. Ihr neues Zuhause ist 100 Meter lang und 41 Meter breit: Ein Stall auf dem Bemberger Biohof, den der Hattinger mit dem Velberter Geflügelbauern Richard Hennenberg betreibt.
Früher versorgte Dirk Börter-Gerwin 250 Rinder, musste zweimal täglich melken. Jetzt kontrolliert er Eier, ärgert sich noch über den Fütterungs-Computer, der nicht richtig läuft. Die Eiernester gehen mal nicht auf, dann wieder nicht zu. Auch die Lüftung funktioniert nicht problemlos.
An die frische Luft müssen die Hühner so oft wie möglich, sagt der Landwirt. Schließlich sind es Bio-Hühner. „Nur bei Regen muss man aufpassen, dass sie nicht Bakterien oder Keime einschleppen.” Das Bio-Futter kann er noch nicht von seinen eigenen 178 Hektar Land ernten. Die Flächen muss er erst auf Bio umstellen: „Das dauert drei Jahre”.
Ihr Abfallprodukt landet in der Biogasanlage: aus Hühnerkot wird Strom, den der Landwirt verkauft. Die Bio-Eier vom Bemberg vermarktet Richard Hennenberg. Der Landwirt aus Velbert hat bereits etwa eine Million Hennen als Mitgesellschafter der Hühnerhof Heidegold GmbH. An der Fahrentrappe will er einen weiteren Biostall bauen. Solch einen betreibt er in Velbert, wo es zurzeit jede Menge Ärger gibt. Staatsanwälte ermitteln, ob das Biosiegel rechtens ist. Denn Tierschützer von Peta hatten immer wieder darauf hingewiesen, dass die Tiere keinen Auslauf bekommen, kaum Federn haben und krank sind. Einige Anwohner bezeichnen die Ställe wegen der Größe als Agrarindustrie, die im Landschaftsschutzgebiet nicht zu dulden sei und haben Klage eingereicht.
Dirk Börter-Gerwin hofft, solchen Ärger vermeiden zu können: „Hoffentlich behalten die Tiere ihre Federn.” Denn so viele Hennen seien nun mal übermütig. Picken sich mal. Die Tierschützer hatte der Bauer in Hattingen schon auf dem Hof, da gab es noch kein Huhn. Sie bemängeln fehlende Auslauffläche. „Die suchen einfach was Negatives”, sagt Börter-Gerwin. Neugierigen Nachbarn zeigt er seinen Stall: „Ich habe nichts zu verbergen.” Aber die hartnäckigen Tierschützer bereiten ihm Sorgen. Weswegen er auch schlaflose Nächte hat. „Ich will ja keine schlechten Schlagzeilen.” Das schade letztendlich der Vermarktung.
Ob es ihm geschadet hat, dass seine Hennen zu früh eingezogen sind, entscheidet nun der EN-Kreis. Sprecher Ingo Niemann: „Es gibt noch keine Genehmigung”. Generell sei der Stall zwar genehmigungsfähig, einige Kleinigkeiten stünden noch aus. Ob sie ein Bußgeldverfahren einleiten, werde derzeit geprüft.
„Die Genehmigung liegt auf dem Tisch bei den Behörden”, sagt Dirk Börter-Gerwin, der die Tiere bereits bestellt hatte. Jedes bleibt etwa 18 Monate, so lange lebe ein Bio-Huhn. Nach einer Woche auf dem Bemberger Biohof mit Hennen ist der Landwirt ganz schön gestresst: zehn Stunden Arbeit bereiten ihm die Tiere in der Anfangsphase. Zum Glück helfen Frau und Kinder beim Eiersortieren. Blickt der Bauer auf die niedrigen Milchpreise: „Dann war es die richtige Entscheidung, den Betrieb umzustellen.”