Maik Böcker ist seit 2008 Geschäftsführer der Altstadt-Optik. Er übernahm das 29 Jahre alte Geschäft seiner Eltern.Der Prozess der Übernahme gestaltete sich emotional. Viele umkämpfte Ideen prägten den Übergang
SERIE HATTINGER CHEFS Zwischen den Beinen läuft Hündin Bounty herum. Als Maik Böcker über den Familienbetrieb und seinen Werdegang spricht, liegt sie in ihrem Körbchen. Gähnt einmal ausgiebig und schläft ein.
Dabei erzählt der 38-jährige Interessantes. Denn: Den Betrieb hat er nicht einfach so übernommen. Eine Ausbildung zum Augenoptiker, klar, das lag nahe, doch mit dem Geschäft hatte Böcker zunächst nichts zu tun. Sein Weg führte für drei Jahre ins Ausland: Ausbildung zum Musical-Darsteller in Chicago und London. Die Liebe zur Musik hat er sich erhalten. Seit September singt er beim MGV Liederfreund.
"Die Geschäftsführung sollte mein Bruder übernehmen." Ein Angebot aus Hamburg konnte dieser nicht ablehnen, so dass die Nachfolge offen war. Böcker hatte sich inzwischen mit seiner Firma für Brillendesign "Art In Vision" selbstständig gemacht. Wohnt mit Lebensgefährtin Ines und Sohn Julian in Hattingen.
"Sonntags beim Frühstück habe ich mich dann doch gefragt: Soll ich die Altstadt-Optik übernehmen?", sagt er zurückblickend. Die Eltern hatten zu diesem Zeitpunkt diese Entscheidung nicht erwartet.
In zwei Jahren gestaltete die Familie die Übernahme. Zuerst arbeitete sich Böcker ein, im zweiten Jahr war er dann Gesellschaftspartner. Und seit dem 1. Januar 2008 führt er nun die Geschäfte. Seine eigene Firma siedelte von der Hüttenstraße an den Untermarkt um. Und profitiert davon. "Neues Design kann ich nun direkt am Kunden testen."
Die Erwartungen waren groß", sagt Böcker. Und meint damit seine, aber auch die der Eltern. Ein Management-Seminar an der Universität St. Gallen war Bedingung für die Übernahme. Der Vater, Betriebswirt, und die Mutter, Augenoptikerin, haben das Geschäft seit 1979 geführt. Dann alles aus der Hand zu geben fällt schwer. Noch heute ist seine Mutter sporadisch im Laden und berät auf Wunsch.
"Das war eine emotionale Sache", sagt Böcker zu der Phase. Auf viele Entscheidungen wollten die Eltern Einfluss nehmen. Von der Idee EDV in die Beratungstische einzubauen, seien sie nicht begeistert gewesen. Auch das Sonnenbrillen-Studio stieß erst nicht auf Zustimmung. Die Ideen waren aber wichtig. "Denn damit identifiziere ich mich mit dem Betrieb." Die Eltern haben sich daran gewöhnt, genießen die Rente - "ich zahle ihnen die Pacht" - und finden Neues gut. Beispiel: die Besprechungen des zwölfköpfigen Teams einmal pro Woche. "Meine Mutter ist gerne dabei und sieht das Potenzial darin."
Die Mitarbeiter duzen sich. Kompetenzprobleme gibt es aber nicht. Der leidenschaftliche Taucher Maik Böcker pflegt einen persönlichen Führungsstil. Sein Hobby spiegelt sich auch im Büro wider: nautische Geräte, Modelle von Schiffen und Häfen.