Hattingen. Neue WAZ-Serie „Das isst der Pott“: Mit einer Vorbereitung schlägt Bärbel Scholtz aus Bredenscheid zwei Mittagessen mit einem Kochlöffel. Dazu werden Pellkartoffeln serviert.

Zwei bis drei Mittagessen in einem Rutsch und Arbeitsgang bereitet Bärbel Scholtz (73) vor, wenn sie ihre Bratheringe nach Schwiegermutterart kocht. Denn die ersten Heringe aus der Pfanne isst sie mit ihrem Mann Horst (77) immer gleich mit einer Scheibe Brot zum Mittagessen. Bei schönem Wetter am liebsten auf der Terrasse.

Bratheringe nach Schwiegermutterart

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    Die anderen Fische legt sie dann in Sud – und hat damit das Mittagessen für in zwei, drei Tagen schon fertig. Zu den eingelegten Bratheringen serviert sie dann einfach Pellkartoffeln. Und die Nachbarn bekommen auch noch immer Heringe ab. „Nach Schwiegermutterart“ entspricht übrigens der Wahrheit. Denn von ihrer Schwiegermutter hat sie das Rezept. „Etwa ein Jahr, nachdem ich meinen Mann kennengelernt hatte, ging ich mit zu seinen Eltern. Seine Mutter hat mich dann gleich in die hohe Kunst des Kochens eingeweiht, damit ihr Junge später weiter gut versorgt wird“, erinnert sie sich schmunzelnd. Von ihrer eigenen Mutter hat sie nicht viele Rezepte: „Nur Bohnendurcheinander und Möhrengemüse“, ergänzt sie.

    Genau erinnert sie sich daran, wie sie zum ersten Mal Fisch ausnahm — mit dem Messer. „Da hatte ich alles auf der Bluse“, berichtet sie, während sie die Reste der geschlagenen Eier, in denen sie eben die Heringe gewälzt hat, Hündin Nele serviert, die artig wartet, bis unter dem Napf auch ein Papiertuch liegt.

    Immer vom Körper weghalten

    Inzwischen rückt Bärbel Scholtz den Heringen mit der Küchenschere auf Flossen, Bauch und Kopf – und beherzigt dabei den Tipp: „Immer schön vom Körper weghalten.“ Was, sagt sie, außerdem beim Zwiebelschneiden gegen tränende Augen hilft.

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    Auch die Heringsmilch, also die Innereien, verarbeitet Bärbel Scholtz: „Einfach kurz in Mehl, Ei, Paniermehl wälzen, braten, lecker.“ Übrigens empfiehlt sie, den Fisch in der Pfanne nicht zu oft zu wenden. „Sonst löst sich die Panade.“ Fertig gebraten ist der Fisch, wenn er schön braun ist. Fällt Heringsrogen an, bekommt den der Hund. „Den mögen wir nicht so.“

    Nach einem Rezept arbeitet Bärbel Scholtz nicht. Sie hat alles im Kopf und im Gefühl, ergänzt beim Abschmecken noch einen Schuss Essigessenz hier, ein Löffelchen Rübenkraut da. Ihre Tochter wohnt weiter entfernt, ruft ein Mal pro Woche an, fragt nach einem Rezept. Ihre drei Enkelinnen bescheinigen ihr, dass sie die „beste Köchin der Welt“ ist, und freuen sich, wenn ihre Großmutter sie bekocht.

    Und so geht’s

    Meine Zutatenliste:
    15 grüne Heringe
    2 Lorbeerblätter
    je 10 Wacholderbeeren, schwarze Pfefferkörner, Piment, 5 Nelken, Rapsöl,
    3-4 Eier, 10 Zwiebeln,
    3 Esslöffel Senfkörner
    4 Esslöffel Rübenkraut
    Salz, gemahlener Pfeffer, Essigessenz,
    Mehl, Paniermehl,
    Aceto Balsamico

    Heringe putzen: Kopf abschneiden, mit der Küchenschere von den Bauchlappen vom Schwanz zum Hals hin fünf Millimeter abschneiden, so dass die Innereien leicht hinauszuschieben sind. Unter fließendem Wasser waschen, abtropfen lassen.

    Innen mit Salz und Pfeffer einreiben. Heringe erst in Mehl, dann in Ei, dann in Paniermehl wälzen und in der Pfanne knusprig braten. In einen großen Topf legen.

    Zwei Liter Wasser mit einer Viertel Flasche Aceto Balsamico, Lorbeerblättern, gemahlenen Wacholderbeeren, Pfefferkörnern, Piment und Nelken sowie den nicht gemahlenen Senfkörnern, Rübenkraut, Essigessenz und Salz eine Stunde köcheln lassen, noch mal süß-sauer abschmecken. Die in grobe Scheiben geschnittenen Zwiebeln nur kurz am Ende mit aufkochen lassen, dann mit dem Sud über die Fische schütten. Topf abdecken, kühl stellen, zwei Tage ziehen lassen.