Sagen-Autor Dirk Sondermann kennt bereits die erste unglaubliche Geschichte über das neue Einkaufszentrum.
Das Reschop Carré ist auch fünf Monate nach seiner Eröffnung tägliches Gesprächsthema in der Stadt. Über Sinn und Unsinn wird diskutiert; darüber, wann es endlich fertig gestellt wird; natürlich auch darüber, wer der neue Nachbar im alten Hertie-Haus wird. Jetzt gibt es eine neue Geschichte, die sich um das junge Gemäuer rankt: eine Sage. Fachmann Dirk Sondermann hat sie aufgeschnappt und der Hattinger Zeitung erzählt.
Die Reschop-Carré-Sage:
Ein Ehepaar aus Sprockhövel erwartet Besuch. Gemeinsam beschließen die Pärchen einen Ausflug ins Reschop Carré nach Hattingen, samt Hund. Der trottet hinterher, doch die Leine wird plötzlich schwerer und schwerer – beim Umdrehen stellen die Pärchen fest: „Oh je, der Hund ist tot.”
Sie wollen ihren Bummel aber nicht abbrechen, gehen zu Saturn und holen sich einen großen Fernseh-Karton. Sie legen den Hund hinein, stellen Karton und Hund in ihr Auto und shoppen weiter. Als sie zurückkommen, ist das Auto aufgebrochen und der Karton gestohlen – klar, statt des vermeintlichen Plasma-Fernsehers, den die Diebe im Karton erwarteten, liegt noch immer der Hund darin.
„Eine klassische moderne Sage”, sagt Dirk Sondermann. Der Autor hat bereits fünf Sagen-Bücher veröffentlicht, seine Gesamtauflage liegt bei mehr als 20 000 Exemplaren. „Es ist eine Wandersage, die an verschiedenen Orten so oder so ähnlich erzählt wird.”
Es ist nicht die einzige moderne Sage aus Hattingen. Denn da ist noch die Uhr am schiefen Turm der St.-Georgs-Turm – und die war vor knapp vier Jahren genau um die Zeit stehen geblieben, zu der Pastor Klaus Sombrowsky bei einem Unglück in der Ruhr ums Leben gekommen war.
Wie Sondermann jetzt an die Carré-Sage kam? Nun, er hat sie von seiner Frau gehört. Die hatte sie von einer Arbeitskollegin, die von ihrer Physiotherapeutin, die sie wiederum vom Freund ihrer Tochter gehört hatte. Und der macht mit einer Frau gemeinsam Musik, die ihm die Geschichte erzählt hat – sagenumwoben!
„Moderne Sagen funktionieren gut”, erklärt der 48-Jährige. „Die Geschichten sind meist nicht so abwegig, dass man sagt, das geht gar nicht.” Viele würden diese Erzählungen auch glauben.
Als er die Carré-Geschichte nun also hörte, hat sich der Winz-Baaker gleich vors Internet gesetzt. „Ich habe toter Hund und Fernsehkarton eingegeben – und in kurzer Zeit hatte ich viele Ergebnisse.” Das Grundmotiv gebe es seit dem späten Mittelalter, es würde nur immer wieder variiert. „Überraschend ist lediglich, dass die Sage nach nur zehn Carré-Wochen entstanden sein muss”, so Sondermann. „Das ist schon sagenhaft.”
500 Sagen im Internet
Das Kulturhauptstadt-Jahr rückt näher und das Projekt von Dirk Sondermann schreitet voran. Der Hattinger wird rund 500 Ruhrgebiets-Sagen ins Internet stellen. Dazu wird es Lesungen geben – erste Termine für Hattingen, Castrop-Rauxel und Mülheim stehen bereits fest – und Geocaching-Angebote. Darüber hinaus werden Merchandise-Artikel von Sondermann erstellt. Zum Beispiel für die Stadt Gelsenkirchen, in der es eine sagenhafte Nixe gegeben haben soll. Mehr im Internet unter www.iefr.de.