Während des Baus der Wichern-Kirche erlebten die freiwilligen Helfer so manche Überraschung. 2009 feiert die ev. Gemeinde Bredenscheid-Stüter das 25-jährige Bestehen der Kirche

Die Kirche, die gar keine ist: Laut dem damaligen Pfarrer und späteren Superintendenten Ernst Voswinkel ist der Bredenscheider Bau lediglich ein Kirchraum-Anbau. Fotos: Udo Kreikenbohm
Die Kirche, die gar keine ist: Laut dem damaligen Pfarrer und späteren Superintendenten Ernst Voswinkel ist der Bredenscheider Bau lediglich ein Kirchraum-Anbau. Fotos: Udo Kreikenbohm © WAZ

Wie selbstverständlich suchen Sonntag für Sonntag die evangelischen Bürger aus Bredenscheid-Stüter die kleine Wichern-Kirche an der Johannessegener Straße auf, die in diesem Jahr das Jubiläum zum 25-jährigen Bestehen feiert.

Aber das war es auch schon mit den Selbstverständlichkeiten. Vor allem die Zeit der Planung und des Baus entspricht eher einer Reihe von Zufällen und Kuriositäten. Die wohl größte Überraschung: Die Wichern-Kirche ist gar keine Kirche - sagt Ernst Voswinkel. "Es ist ein Kirchraum-Anbau", betont der 63-Jährige. Tatsächlich ist das Gebäude, in dem heute Gottesdienste, Hochzeiten und Taufen gefeiert werden, nur ein Anbau an das 1964 eingeweihte Wichern-Haus. Auf einen Kirchraum verzichtete die Gemeinde damals zugunsten des Kindergartens.

Voswinkel war von 1978 bis 1988 Pfarrer in Bredenscheid-Stüter, stieg später zum Superintendenten des Ev. Kirchenkreises Witten-Hattingen auf. Er kennt sich aus mit den Geschichten, die sich rund um die Bauzeit 1983/84 ranken, und die auch den Kirchturm betreffen. "Der war gar nicht geplant", erinnert sich Voswinkel. Auch die Vergangenheit des Baugrundstückes hatten die fleißigen Bredenscheider wohl kaum auf ihrer Rechnung. Früher lag dort nämlich der Löschteich der hiesigen Feuerwehr. Deshalb stand die Baugrube ständig unter Wasser. Dabei war Eile geboten, denn zur Zeit des Baubeginns 1983 stiegen die Baustoffpreise. Immerhin sparte die Gemeinde eine Menge Geld durch die rege Beteiligung freiwilliger Helfer. "Immer wenn Geld da war, haben wir weitergebaut", sagt Voswinkel.

An Geld stand später so viel zu Verfügung, dass in dem Anbau unter norwegischem Marmor-Fußboden sogar eine Fußbodenheizung verlegt wurde - was sich im Nachhinein als großer Fehler herausstellte. Voswinkel erinnert sich: "Die Fußbodenheizung hatten wir exakt einmal in Betrieb, und prompt ist uns die Orgel kaputt gegangen. Die verträgt nämlich keine Fußbodenheizung." Etwas weitsichtiger gingen die Bauherren mit der Stuhlfrage um. Sämtliche Stühle sind mit behandeltem Schilf bespannt. Voswinkel: "Dafür haben wir uns damals entschieden, damit bei den Damen die Nylon-Strumpfhosen nicht kaputt gehen."

Am 28. Mai 1984 fand unter großer öffentlicher Anteilnahme der Einweihungsgottesdienst in der Wichern-Kirche statt. Nicht alle Besucher fanden einen Sitzplatz, sodass die Frage aufkam, ob die Kirche nicht doch etwas zu klein geraten sei. 25 Jahre später kann Pfarrer Gerd Rode diese Frage ruhigen Gewissens verneinen. "Mit dem Raum kommen wir prima zurecht. Unsere Besucherzahl ist konstant, es kommen am Wochenende immer etwa 30 bis 40 Personen zu uns."