Hattingen. Barbara Weidemann und andere Patienten der gerontopsychiatrischen Station des St. Elisabeth-Krankenhauses freuen sich auf den Therapiehund. Umgang mit dem Tier motiviert .
„Eigentlich habe ich Angst vor Hunden“, sagt Barbara Weidemann (59). Sie ist Patientin auf der gerontopsychiatrischen Station des St. Elisabeth-Krankenhauses – und lacht, als Therapiehund Isis ihr Leckerchen aus der Hand frisst: „Der Hund hier ist mir sympathisch.“ Was Barbara Weidemann und anderen Patienten Spaß bereitet, ist für Isis Arbeit. Darum trägt sie ein Halsband. „In der Freizeit lege ich ihr ein Geschirr um. Das hat sie schnell begriffen“, sagt Herrchen Timo Hetjans. Der Gesundheits- und Krankenpfleger hat sich mit dem Therapiehund einen lang gehegten Wunsch erfüllt.
„Isis! Sitz“, sagt er laut, wenn die Hundedame zu hektisch nach Leckerchen bei Barbara Weidemann sucht. Isis pariert. Zwar ist sie noch in der Ausbildung – aber schon jetzt hat sie die Grundbefehle gelernt und geht sehr sensibel mit den Patienten um. Sie weiß: Die Zimmer und das Esszimmer sind tabu. Der Flur ist in Ordnung, wenn Herrchen dabei ist – und sonst liegt sie auf ihrer Decke in der Mitarbeiterecke.
Mit einer Hundetrainerin erzieht Hetjans den Hund spanischer Abstammung, auf den er in einem Tierheim in Düsseldorf gestoßen ist. „Ich habe mit der Trainerin mehrere Hunde angesehen. Der Hund muss ja bestimmte Eigenschaften mitbringen.“ Inzwischen verstecken Patienten Leckerchen unter einem von drei Bechern, fädeln sie auf Schnüre, demnächst werden sie Bildkarten zur Erinnerung aus einem Rucksack auf Isis’ Rücken fischen. Isis lernt, langsam auf Betten zu steigen. Schwester Isi wird sie liebevoll auf der Station genannt.
„Mehr als zehn, zwanzig Minuten können sich besonders die an Demenzerkrankung Leidenden nicht konzentrieren“, beschreibt Hetjans die Dauer einer Therapieeinheit. Danach ist auch Isis müde. Spielen ist für sie anstrengend. Wird es ihr zu viel, zeigt sie das durch Ohrenschlackern oder Hecheln, weiß ihr Herrchen die Zeichen zu deuten.
Gerade kommt er zurück von einem Besuch auf der Intensivstation – mit Isis: „Dort liegt ein Mann, der Jäger war. Er ärgerte sie mit dem Leckerchen. Er hatte Tränen in den Augen, lachte“, ist Hetjans gerührt. Eine unglaubliche Motivation ist Isis für viele Patienten. „Gerade in der allgemeinen Psychiatrie sind viele Patienten wegen ihrer Depressionen oft antriebslos. Will ich mit ihnen spazieren gehen, haben sie keine Lust. Hören sie, dass Isis mitgeht, wollen sie auf einmal auch – und jeder will die Leine halten.“
Den Hygieneplan hat Hetjans von der Hundetrainerin. „Für Krankenhäuser gibt es keine gesetzliche Richtlinie.“ Das interessiert die Patienten wenig. Sie reagieren spontan und durchweg positiv auf die neue Stationsmitarbeiterin. Ein großer, kräftiger Patient brach in Tränen aus, erzählte von der Kriegsgefangenschaft – und wie er da mit streunenden Hunden Freundschaft schloss, wie sie die Gefangenschaft erträglich machten. „Da musste ich fast mitweinen“, gesteht Hetjans.