Hattingen. . 300 Chormitglieder animieren mittags in der Gebläsehalle etwa 700 Besucher, in die Lieder einzustimmen. Erwachsene und Kinder lassen Luftballons steigen. Auch türkisches Volkslied gesungen

Dass da nur niemand seinen Einsatz verpasst. Zum dritten Mal seit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 wollte das Ruhrgebiet ein einziger großer Chor sein, und jeder durfte mitsingen. Die Lust am gemeinsamen Singen hält an, der „!Sing – Day of Song“ erfuhr kräftigen Rückenwind durch die Sängerinnen und Sänger des Ruhrgebiets. „Wir geben hier kein Konzert“, betont Burkhard Kneller immer wieder. Die rund 300 Chormitglieder aus Sprockhövel und Hattingen, die bei der dritten Auflage des revierweiten Gesangfestivals die Gebläsehalle und damit die Hattinger Hauptveranstaltung zum Klingen brachten, luden jede Stimme zum Mitschmettern ein.

„Mittags waren es schätzungsweise 600 bis 700 Besucher“, sagt Kneller und bezieht sich auf die zentrale Veranstaltung. Außerdem wurde auch noch an anderen Stellen im Stadtgebiet gesungen.

Der wohl bewegendste Moment der Hauptveranstaltung war – da werden sich alle einig sein – um 12.10 Uhr, als die von dem Gesamtausrichter Ruhr.Tourismus GmbH vorgeschriebenen Stücke von allen Anwesenden gemeinsam gesungen wurden. „Bildet einen großen Halbkreis und damit einen gigantischen Chor“, weist Frauke Schittek die Musikfreunde an und dirigiert sie von der Bühne aus an ihren Platz. „Zehn, neun, acht, ...“ zählt Dirk Glaser, Moderator der Veranstaltung und Präsident des Lions Clubs runter und pünktlich auf die Minute herrscht Stille in der gesamten Halle, die Musik setzt ein. Der Text des Steigerliedes war auf der Leinwand hinter der Bühne zu lesen, die Stimmen erhoben sich. „Da bekommt man ja richtig Gänsehaut“, flüstert Horst Mielke seiner Frau zu und singt mit kräftiger Stimme. „Als ich noch in der Grundschule war, haben wir die erste Strophe dieses Liedes jeden Morgen vor dem Unterricht gesungen“, erklärt eine Mutter ihrer Tochter leise.

Andächtig heben die Mitglieder des Knappenvereins Bochum-Linden/Dahlhausen derweil Lichter in die Höhe, wie sie einst im Bergbau verwendet wurden. Es folgte das eigens für den Day of Song komponierte Stück „Im Revier“. Richtig spannend wurde es beim Singen des türkischen Volksliedes „Üsküdara“. Frauke Schittek bittet einen Mann türkischer Abstammung auf die Bühne, um ein paar Worte zu dem Stück zu sagen. Gleichzeitig entschuldigt sie sich im Voraus dafür, dass der Text etwas auseinandergepflückt wurde, damit er für das deutsche Publikum besser zu lesen ist. „Ich kann das einfach nicht aussprechen“, sagt Kiara (9). „Ist doch ganz einfach“, sagt Cem. Der Vater zweier Töchter findet es toll, „dass bei einer solchen Veranstaltung verschiedene Kulturen angesprochen und zusammengeführt werden.“ Schließlich erklingt „We are the World“.