Hattingen. . Was hören Anke Engelke und Roger Willemsen für Musik? Auf dem Zeltfestival Ruhr stellten der Comedy-Star und der Publizist ihre Favoriten vor.
Merkwürdig: Anke Engelke brabbelt nicht wie sonst witzig drauf los, sondern sitzt still im Sessel und starrt in die Luft. Neben ihr Roger Willemsen. Und es läuft Jazz. „Es war ein Experiment. Etwas Besonderes“, betonen die beiden. Und mehr als tausend Zuschauer haben sich darauf eingelassen. Die Veranstaltung „Lieblingsmusik“ war beim Zeltfestival Ruhr ausverkauft.
Erwartungsvoll sitzt das Publikum auf den Stühlen und schaut zur Bühne. Doch da gibt es heute nicht viel zu sehen – nur zu hören. Wer nicht damit gerechnet hat, ist sicherlich überrascht: Es gibt keine Show. Anke Engelke sorgt nicht für einen Lacher nach dem anderen. Stattdessen entpuppt sich der Abend als gemütliches Zusammensitzen und Musikhören.
Anke Engelke und Co. unterhalten bestens
Die beiden Stars präsentieren ihre Lieblingsmusik. Anke Engelke erzählt: „Ich bin früh in den Schulchor eingetreten. Wir haben im Altersheim gesungen, auf der Straße oder in Schulen. Für mich war Musik immer wichtig.“ Während sie den Zuhörern Lieder vorspielt, von Orchestermusik über Pop – zwischendurch Deichkinds Hit „Leider geil“ – bis zur afrikanisch-französischen Musik der Sängerin Dobet Gnahoré, zeigt sich Roger Willemsen als Jazz-Fan. Er schwärmt: „In diesen Klanglandschaften kann ich mich richtig verlieren.“ Zuvor hatte Engelke noch gescherzt: „Jazz – das ist doch das, wo die die Noten nicht kennen und jeder spielt, was er will.“ Willemsen setzt mit einem Zitat von Frank Zappa noch oben drauf: „Jazz ist nicht tot, aber er riecht schon.“
Filmmusik aus dem Fahrstuhl
Sodann hört das Publikum Miles Davis und seine Filmmusik zum im Jahre 1958 erschienenen Streifen „Fahrstuhl zum Schafott.“ Willemsen erklärt: „Wir müssen uns ein dunkles Paris vorstellen und einen Mann, der gerade einen Mord begangen hat und dann in einem Fahrstuhl stecken bleibt.“ Und er ergänzt lachend: „Als ich einmal selbst im Fahrstuhl stecken geblieben bin, habe ich den anderen Personen den Inhalt des Films solange erzählt, bis wir befreit wurden.“
Auch Anke Engelke erzählt Anekdoten. „Als ich früher einmal bei ,Wetten, dass‘ war, waren da auch Mariah Carey und Jennifer Lopez und die wollten sich hinter der Bühne auf keinen Fall begegnen, so dass für die eine extra ein überdachter, weißer Gang gebaut werden musste.“
Erinnerung an Jimmy Scott
Nach Charles Mingus Song „The Black Saint And The Sinner Lady” wird es mit „Sorry Seems To Be The Hardest Word“ von Jimmy Scott sentimental. Der Jazz-Sänger starb im Juni. „Er ist an Altersschwäche gestorben“, weiß Roger Willemsen. „Zu Lebzeiten litt er unter einem Gendefekt, der sein Wachsen eingestellt hat. Mir gefällt seine sehr eigenartige, hohe Stimme.“
Bei Anke Engelkes Wusnch-Lied „One Note Samba“ von Blossom Dearie sowie bei „Hang On Sloopy – Sloopy Hang On“ nicken die Gastgeber im Takt und auch einige Zuschauer wippen mit dem Fuß und singen mit. Doch mit Blick auf die Uhr kündigt Anke Engelke an: „Ich muss gleich meinen Shuttle-Bus nehmen.“ Da ruft ein Mann aus der Menge: „Ich kann dich mitnehmen.“ Engelke lacht: „Das ist doch mal ein Angebot.“