Hattingen. Ob Zelt, Campingwagen oder Wohnmobil: Campingurlauber lieben das freie Leben und haben mit schlechtem Wetter kein Problem. Die WAZ hat am Wochenende drei Hattinger Plätze besucht und gesehen: „Die Harten kommen auch bei Regen“
„Das Trommelfeuer möchte ich nicht missen“, sagt Christoph Gröpler und meint damit den Regen, der auf das Dach seines Wohnmobils prasselt. Für den Vollblut-Camper, der seit 23 Jahren immer wieder auf dem Campingplatz „An der Kost“ seine Zelte aufschlägt, kommt ein Urlaub im Hotel nicht in Frage, egal wie verregnet ein Sommer auch sein mag. „Ich brauche Luft zum Atmen, die Natur und meine Freiheit“, erzählt Gröpler. „In einem Hotel würde ich Platzangst bekommen.“ Außerdem freunde man sich beim Campen schnell mit seinen Nachbarn auf Zeit an. Schon beim Aufbau seines Vorzeltes lässt sich einer von nebenan blicken, die beiden verstehen sich auf Anhieb. „Auf dem Campingplatz herrscht einfach eine ganz besondere Atmosphäre.“ Hier hat der Familienvater alles, was er zum Leben braucht, und sein Wagen ist, im Gegensatz zu manchen Hotelzimmern, ganz nach seinem Geschmack eingerichtet.
„Die Harten“, sagt „Campingplatzdirektor“ Frank Schäfer, „kommen auch bei Regen. Was sollen sie auch nach Hause fahren, da regnet es doch auch.“ Wegen der perfekten Anbindung an den Ruhrtalradweg würden auch viele Holländer auf seinem Platz campieren. „Die sind die Nässe gewohnt“, meint der Platzbesitzer. Und wer auf Sonne und hohe Temperaturen aus sei, sollte eben nicht nach Hattingen, sondern in den Süden fahren.
„Reisen ins Ausland? Das haben wir hinter uns“, sagt Irene Hiebel und wirft einen Blick zu ihrem Mann Klaus, der ihr nickend zustimmt. Seit 35 Jahren kehren die Hattinger immer wieder ins „Freizeitdomizil Ruhrtal“ zurück. „Früher waren wir mit unserem Wohnwagen jahrelang in Spanien, Kroatien und Österreich unterwegs“, berichten die Hattinger, die ihren Hauptwohnsitz nur sieben Kilometer vom Platz entfernt haben. Die Kinder seien erwachsen, hätten eigene Familien gegründet und wollten nicht mehr mitfahren. Doch zum Glück des Ehepaares müssen sie auch auf dem Platz ihren Nachwuchs nicht missen. „Mein Sohn hat einen Wagen nebenan und verbringt dort jede freie Minute mit meiner Schwiegertochter und den beiden Enkelinnen“, schwärmt die Großmutter, die die Kinder in den Schulferien, wenn Mama und Papa arbeiten sind, bei sich hat. „Gegenüber wohnt noch meine Schwester.“
„Die Ruhr direkt vor der Tür, Wälder, Felder und die Familie um uns rum, was wollen wir mehr“, so denkt auch Klaus Hiebel, der sich allerdings als reiner Sommercamper bezeichnet. In den Ferien wohnt sogar Katze Lucy mit auf dem Platz. „An einer langen Leine darf sie sich so weit bewegen, wie wir es zulassen“, erklärt Enkeltochter Lara-Sophie (7). „Lucy ist sehr neugierig und wir haben Angst, dass sie wegläuft.“
Fürs Pokalspiel extra aus Künzelsau angereist sind Thomas Wiesbacher und seine Jungs. Die Stuttgart-Fans haben in Hattingen ihre Zelte aufgebaut, um von dort aus mit dem Taxi ins Bochumer Stadion zu fahren. „Einmal im Jahr lassen wir Frau und Kinder daheim und verbringen ein paar Tage nur unter Männern“, erklärt Wiesbacher. Da kommt ihnen ein idyllischer Campingplatz mit guter Anbindung zum Fußball ganz Recht. Und das Weißbier steht zum Feiern nach einem Sieg oder zum Trost nach einer Niederlage schon bereit.
Auf dem Campingplatz Stolle an der Ruhrstraße hat sich Familie Bauer aus Leverkusen niedergelassen. „Wir besuchen hier regelmäßig einen Freund von uns, der nach Hattingen gezogen ist“, erzählt Beatrix Bauer. Während Mann und Kinder mit dem Kanu auf der Ruhr unterwegs sind, hat sie es sich auf dem Platz mit einem Buch bequem gemacht. „Ich muss Buchungssätze pauken, nächste Woche ist eine wichtige Prüfung“, sagt sie und wirft einen Blick aus Wasser. In diesem Jahr sind die Bauers mit einem Wohnwagen angereist. „Einmal ist uns das Zelt voll Wasser gelaufen, das wollen wir nicht noch einmal riskieren.“ Freunde der Familie seien aufgrund der Wettervorhersage in ein Hotel umgezogen. „Wir bleiben.“