Hattingen. . In Zeiten von sozialen Netzwerken ist dennoch das Gespräch von Angesicht zu Angesicht von großer Bedeutung. Ohne Ehrlichkeit geht es nicht. Freundschaft steigert Selbstbewusstsein.

Die Bedeutung von Freundschaft in den Vordergrund rücken soll der internationale Tag der Freundschaft. Das ist seit 2011 der 30. Juli. Jugendliche und Senioren berichten von ihren Erfahrungen mit Freundschaft. Eine Diplom-Psychologin ordnet die Bedeutung von Freundschaft ein und sagt, was geht und was nicht geht in einer solchen Beziehung.

„Ich habe mir meine Eltern zum Vorbild genommen: Immer offen und ehrlich sein. So habe ich es gehalten, auch in Freundschaften“, sagt Elfriede Sorgenicht (100). Und blieb mit einer Schulfreundin ein Leben lang bis zu deren Tod eng verbunden – dem Krieg zum Trotz.

Ehrlich sein, das ist auch ein Tipp zur Freundschaftspflege von Iris Reichetseder, Diplom-Psychologin und systemische Therapeutin aus Hattingen. Eigene Bedürfnisse und die des anderen müssten ernst genommen -- und mitgeteilt werden. Regelmäßiger Kontakt sei wichtig, „auch über Facebook“, sagt sie mit einem Lächeln. Gemeinsame Erlebnisse und Unternehmungen fördern Freundschaften. Geduld und klärende Gespräche im Streitfall sind weitere Tipps zum Erhalt der Freundschaft.

Der Freundschaft schadet hingegen, wenn Gespräche und Verabredungen unverbindlich bleiben, wenn sie nicht gepflegt wird. So hat es Helmut Gräbe (85) erlebt: 50 Jahre war er in einem Verein engagiert -- und bekam keinen Anruf zum 70. Geburtstag. „Das war den Jüngeren wohl nicht wichtig.“

„Freunde sind eigentlich die Menschen, die wissen, wer wir wirklich sind, wie es uns wirklich geht und ob wir gerade Unterstützung brauchen“, so Reichetseder. Es sei nachgewiesen, dass sich das Selbstbewusstsein steigert, wenn Menschen öfter angenehme Treffen mit Freunden haben, die gute Stimmung genießen, gemeinsam lachen. „Wir fühlen uns wohl, weil wir uns verstanden fühlen, was wiederum die Selbstwahrnehmung verbessert“, so Iris Reichetseder. Darum seien persönliche Treffen wichtig.

In sozialen Netzwerken werde mit dem Wort Freundschaft sehr inflationär umgegangen. Es sei zwar wunderbar, mit weit entfernt lebenden Freunden leicht in Kontakt bleiben zu können, aber bei Chats – außer sie laufen über Skype, also mit Bildübertragung – fehlt „der Spiegel des direkten Gegenübers, wir sehen nicht, ob dem anderen ein Lächeln übers Gesicht huscht oder ober er gerade Tränen in den Augen hat“. Mimik und Körpersprache werden ausgeblendet. Studien zu Internetfreundschaften, sagt Reichetseder, kämen zu unterschiedlichen Ergebnissen, die Bandbreite reiche von sozialen Anpassungsschwierigkeiten bei Konzentration auf Internetfreundschaften bis hin zur Qualitätsverbesserung von Beziehungen über das soziale Netzwerk Facebook.

Ob sich Menschen in Lebenskrisen an Freunde wenden würden, sei sehr unterschiedlich, so ihre Erfahrung. „Manche erleben dann große Hilfe und Unterstützung von Freunden, andere ziehen sich zurück. Aber da wäre es gut, seinen Freunden zu sagen, dass man Zeit für sich braucht.“