Hattingen. Maik Dieselhorst, dem gekündigt wurde, kümmert sich um Clemens, während seine Frau als Hebamme arbeitet. Die wünscht sich mehr Verständnis von Arbeitgebern. Vier Stadt-Mitarbeiter sind in Elternzeit .
Clemens liegt auf dem Boden und spielt gut gelaunt mit einer kleinen Figur in der Hebammenpraxis Luna, dem Arbeitsplatz seiner Mutter. Als sein Vater ihn auf den Schoß nimmt und mit frisch gemachtem Getreide-Apfel-Brei füttert, macht der Kleine große Augen und strahlt noch zufriedener. Am Anfang, als Jennifer Dieselhorst nach sechs Monaten wieder arbeiten ging, machte der Sohn kurz Rabatz.
Inzwischen sind er und Maik Dieselhorst längst ein eingespieltes Team. Auch wenn viele die Mutter fragten: „Schafft Maik das denn?“ Und der Vater selbst anfangs auch Angst hatte, ob alles laufen würde.
Kein Problem im großen Konzern
Bei Christina Peter, die gerade mit Isa in der Praxis ist, hat es kein Problem gegeben, als ihr Mann Dennis, der im Projektmanagement eines großen Konzerns arbeitet und seine Zeit abstimmen kann, einen Monat zu Hause blieb, um sich um die Tochter zu kümmern. Den zweiten will er nehmen, wenn sie im Mai ein Jahr alt wird.
Im Ruhrgebiet nehmen weniger Väter als im Bundesdurchschnitt Elternzeit. Viele haben Angst vor dem Karriereknick. Maik Dieselhorst ist richtig gern Vater. Nicht nur nach der Arbeit oder am Wochenende, sondern rund um die Uhr. Er kümmert sich begeistert um den Nachwuchs – obwohl er sich nicht nur den beruflichen Aufstieg, sondern gleich den ganzen Job knicken konnte. Er bekam die Kündigung. Arbeitslosigkeit hatte der Klempner nicht geplant, sondern nur acht Monate Elternzeit.
„Ich habe das erst dreimal erlebt, mit Maik, dass der Vater mehr Elternzeit nimmt als die Mutter“, erzählt seine Frau. Ihrer Meinung nach sollten Chefs mehr Verständnis haben, wenn Väter sich um ihre Kinder kümmern möchten. Viele reduzierten die Arbeitszeit, ob im Ingenieurbüro oder der Feuerwehr – „und nehmen einen Tag in der Woche frei“.
Bei der Stadt gibt es derzeit vier Väter in Elternzeit, so Sprecher Thomas Griesohn-Pflieger, nicht nur den Feuerwehrmann, sondern querbeet durch verschiedene Bereiche. Er wertet das als gutes Zeichen. Der erste und einzige Vater sei 2010 sein Kollege Ulrich Kestler gewesen, 2013 gab es ebenfalls einen. Als Daniel Thomas’ Kinder, heute 13 und elf, klein waren, „gab es das noch nicht“, bedauert der Vorsitzende von Väter im Ruhrgebiet.
Wenn Maik Dieselhorst beruflich wieder einsteigt, will er nicht Vollzeit arbeiten und noch Überstunden schieben, sondern Zeit für seine Aufgaben als Vater haben. Sie haben ihm die Augen geöffnet, was Frauen leisten mit Kindern und Beruf. Dafür verkneift sich seine Frau abends die Frage: „Was hast du eigentlich den ganzen Tag gemacht?“