Hattingen. Präsidentenwahl im August. Viele Migranten begrüßen außerdem das Urteil des EU-Gerichtshofes: Keine Sprachtests bei türkischen Menschen, die ihrem Ehegatten nach Deutschland folgen wollen.

Erstmals können Türken in Deutschland von Deutschland aus an der Wahl des türkischen Präsidenten teilnehmen.

„Für die in Hattingen lebenden türkischen Mitbürger ist das türkische Generalkonsulat in Essen zuständig“, sagt Özcan Balik, Sekretär der Ditib-Türkisch-Islamische Gemeinde zu Hattingen. Wahlort ist die Messe Essen. Balik erwähnt: „Jegliche Art von politischen Diskussionen sind in der Moschee unerwünscht, weil diese zu starken Kontroversen führen und damit auch zu Spaltungen. Als Gemeinde vertreten wir die religiösen, aber nicht die politischen Interessen unserer Mitglieder.“

Dennoch findet er es gut, dass Menschen, die seit Jahrzehnten in Deutschland leben, aber hier nicht stimmberechtigt sind, wenigstens in der Türkei mitbestimmen können. Er selbst ist inzwischen deutscher Staatsbürger. So wie auch Orhan Terzi, der sich bei Hedefspor engagiert und sich als DJ Quicksilver einen Namen gemacht hat. Er findet das Wahlrecht nur eingeschränkt gut, weil „die Menschen, die hier leben, so viel ja auch nicht vom Leben in der Türkei mitbekommen“.

Kaum ein Thema sei die Wahl in seinem Ankara-Market an der Blankensteiner Straße, sagt Orhan Özdas. Er begrüßt die Wahlmöglichkeit in Deutschland, will wählen gehen, fährt dafür auch nach Essen - und bekennt sich zu Erdogan.

Vielleicht auch wegen des Ramadans ist die Wahl in „Raifs orientalische Backwaren“, Welperstraße, ebenfalls kein Thema, sagt Sevcan Bakir, die keinen türkischen Pass mehr besitzt. Dafür werde aber häufig über das Urteil gesprochen, dass türkische Ehepartner nun auch ohne den Nachweis von Deutschkenntnissen nach Deutschland ziehen können. „Das ist in Ordnung“, findet Sevcan Bakir. Denn: „Man lernt die Sprache besser vor Ort. Wir sind stolz auf meine Mama. Sie kam damals, hat über uns Kinder Deutsch gelernt - und über die gute Nachbarschaft. Sie schimpft, dass Menschen aus anderen Ländern, die hierher kommen, nicht gezwungen werden, Deutsch zu lernen.“ Sie erinnert sich daran, wie ihre Schwägerin vor zehn Jahren ohne Deutschkenntnisse einreiste. „Zum Arzt, überall hin musste sie anfangs begleitet werden.“

Orhan Özdas findet, dass für alle Menschen, gleich woher sie kommen, die gleichen Regeln bezüglich der Deutschkenntnisse bei der Einreise gelten müssten. Ausnahmen begrüßt er nicht.

„Es gibt andere Mittel und Wege der Integration als schon vor der Einreise Deutsch zu können“, meint Orhan Terzi. Sein Vater war einer der ersten, die einreisten. „Ohne Sprachkenntnisse. Deutsch hat er im Zusammenleben mit seinen Kollegen auf der Arbeit gelernt. Und bei mir hat es ja auch geklappt“, erklärt er.