Hattingen. Eine Stunde mit . . . Florist Thorsten Tiggemann. Er steckt Blumengestecke, die stolze fünfzig Kilogramm schwer sind und anderthalb Meter lang.
Vorne im Laden, wo die gebundenen Sträuße zum Verkauf bereit stehen, ist es kühl, doch im hinteren Teil des Geschäfts ist die Luft schwül und feucht. Kunden haben hier normalerweise keinen Eintritt. Zwischen Töpfen, Vasen und Gläsern und umgeben von allerlei Pflanzen und Blumen steht Thorsten Tiggemann ruhig vor einem grünen Kranz. Eine alte Dame ist verstorben, und für die Beerdigung fertigt der Florist nun die Blumendekoration an. Wir begleiten ihn eine Stunde bei seiner Arbeit in der Blumengalerie Hattingen.
Ein Blumengesteck kann schon mal fünfzig Kilogramm wiegen und anderthalb Meter lang sein aus siebzig Rosen gemischt mit Lilien und Alstromerien bestehen.
Aber von vorne: Zuerst wickelt Thorsten Tiggemann Koniferen-Grün und Pistazie um einen Strohreifen und steckt die Pflanzen mit so genannten Haften fest. „Man kann sie auch mit Draht befestigen“, so Thorsten Tiggemann. Auf diese Grundlage bindet er mit Draht eine rechteckige Steckmasse und bewässert sie. „Sie dient als Wasserspeicher“, erklärt er. Die Blumen steckt er nun mit den Stielen nach und nach hinein.
Bevor er Rosen einarbeitet, entfernt er mit einem scharfen Messer die äußersten Blütenblätter. „Die Deckblätter sind etwas grünlich, wenn sie erst halb offen sind. Damit die Farbe besser zur Geltung kommt, schneide ich sie ab. Darunter sind die Blätter kräftiger.“
Die verwendeten Blumen standen zuvor schon mindestens einen halben Tag im Wasserbehälter. „Das ist wichtig, damit sie ausreichend Feuchtigkeit aufgenommen haben.“ Die Stiele sind dafür schräg eingeschnitten. Unbedingt müssen die untersten Blätter am Stiel entfernt werden. Das ist wichtig, wenn man Blumen in eine Vase stellt. „Sonst fangen sie im Wasser an zu faulen“, weiß er. „Das Wasser von Blumen sollte alle drei Tage komplett erneuert werden, damit sich keine Bakterien bilden.“ An Tiggemanns rechter Hand kleben mehrere Pflaster. Vom ständigen Abziehen der Blätter ist seine Haut wund geworden.
Er steckt eine Reihe weiße Rosen, daneben eine Reihe Hortensien. „Ich genieße die Ruhe“, sagt er. Zu hören ist nur das Rascheln der Pflanzen beim Herausziehen, das Abschneiden und Abrupfen der Blätter und das Wegschütten des Wassers. Am Rand des Raums ist eine Abflussrinne. Thorsten Tiggemann steht auf darüber liegenden Holzbrettern.
Er steckt weiter, Rose um Rose, Lilie um Lilie, bis der Kranz nach einer Stunde von einem Strohreifen zu einer vollen Blütenpracht geworden ist.
Und den Trauernden hoffentlich etwas Trost schenken wird.