Hattingen. Manchem Anbieter fällt das Verkaufen von Spielzeug nicht leicht. Viele Anbieter kommen seit Jahren immer wieder und reservieren früh einen Stand, um auf der Heggerstraße dabei zu sein.
Fünfzig Cent für ein Spielauto zum Aufziehen – Milo Pechlivanis, fünf Jahre alt, weiß, dass er da noch verhandeln kann. Vierzig bietet er, zu wenig, schließlich bezahlt er zweiundvierzig Cent und das Auto gehört ihm. Das Spieleauto landet im Kinderwagen von Bruder Juri, der vor sich hinschlummert, während sein großer Bruder den Hattinger Kinderflohmarkt unsicher macht.
Im Moment mag Milo Flugzeuge – ein kleines Modellflugzeug, das auf dem Wasser schwimmen kann, hat er schon gekauft. Aber „das Flugzeugbuch hat Mama gekauft – das wollte ich nicht“. Bei den niedrigen Preisen wird nicht lange überlegt, schnell wechseln die Spielzeuge ihre Besitzer. Kein Wunder, dass Milo sich schon seit Tagen auf Samstag gefreut hat – „er hat die Tage rückwärts gezählt“, erzählt Kirstin Pechlivanis, die mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen unterwegs ist. Seit drei Jahren besucht die Familie den großen Kindertrödelmarkt auf der Heggerstraße. „Ich habe als Kind selber hier gestanden und meine Spielsachen verkauft“, erinnert sie sich.
Die Fußgängerzone ist auch in diesem Jahr wieder gesäumt von bunten Ständen. Große und kleine Verkäufer bieten Bücher, Kleidung und Spielzeug an. Teilweise sogar umsonst – wenn der Schrank zu voll wird, muss Platz für Neues geschaffen werden. Umso besser, wenn andere dann noch von den alten Sachen profitieren können.
Erlös wird in neue Wünsche investiert
Der Stand von Familie Kapust ist ein Mädchenstand, das sieht man auf den ersten Blick: Die angebotenen Spielwaren sind fast alle entweder pink oder rosa. Lana (8) hat zwei Freundinnen mitgebracht: Linda und Elisa, beide zehn Jahre alt, unterstützen ihre Freundin beim Verhandeln. Röcke, T-Shirts und Schuhe haben sie schon verkauft, außerdem ein paar Kuscheltiere. „Eigentlich finde ich es ein bisschen schwer, mich von meinen Sachen zu trennen“, gesteht Linda. „Aber dafür bekommen wir ja Geld. Ich möchte das Geld sparen, weil ich mir ein neues Handy kaufe“. Da nimmt sie den Trennungsschmerz gerne in Kauf. Nur die Pyramide war dann doch zu wichtig – „wir hatten sie erst aufgebaut, aber haben sie jetzt wieder weggebracht. Da wäre der Trennungsschmerz einfach zu groß gewesen“, erzählt Beate Kapust. 25 Euro haben die drei Mädchen schon eingenommen. „Es ist schön, wenn die Kinder sich jetzt, zu Beginn der Ferien, noch ein bisschen Urlaubsgeld dazu verdienen können“, findet Beate Kapust. Ein Stand von drei Metern Länge kostet zehn Euro, die Hälfte davon wird am Ende des Tages sogar zurückerstattet. Die Standbetreiber freuen sich über die niedrigen Gebühren, häufig sind sie seit vielen Jahren dabei und melden sich schon früh an, um einen guten Platz zu ergattern. Beate Kapust, Lana und ihre Freundinnen sind zum ersten Mal dabei – und rundum zufrieden.